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# taz.de -- CDU-Parteitag und das FPÖ-Gold: Eine feine Familie
> Nicht öder mit Söder, so geht es Annegret Kramp-Karrenbauer mit ihren
> Unions-Männern. Und was macht derweil die Junge Union?
Bild: Die Vorsitzende der CDU mit Familienmitglied Söder auf dem Parteitag
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: CDU und FDP eskalieren wegen des Berliner
[1][„Mietendeckels“].
Und was wird besser in dieser?
Die britische Labour-Partei will Post, Eisenbahn, Energie, Wasser und Teile
der Telekommunikation verstaatlichen.
Auf dem Parteitag der CDU hat [2][Annegret Kramp-Karrenbauer] am Freitag
die Machtfrage gestellt. Die Delegierten applaudierten und Friedrich Merz
bekundete seine Loyalität. Alles tutti?
Wer AKK herzt, hirnt was anderes. Friedrich Merz breitete Devotionalien
aus, ein wenig fehlte das Lob „AKK macht das grottengut“. Und befasste sich
dann mit dem seiner Meinung nach wirklich wichtigen Thema: sich. Er habe ja
damals schon Bierdeckel und so. Der Parteitag antwortete mit höflichen 80
Prozent gegen Merz’ wohl einzige Chance, Kanzlerkandidat zu werden: Urwahl
gibt’s nicht. In der Riege der „Mir doch egal, wer unter mir
CDU-Vorsitzende ist“ scheint Bouffier zu nett, Laschet zu mehrkel und von
der Leyen erleichtert raus. Es wird nicht öder dank Markus Söder. Er kann
die AfD ignorieren, Grüne plagiieren und sogar Horst Seehofer domptieren.
Und „wir sind nur als Familie stark“ klingt aus seinem Mund nicht wie der
Wunsch, sich als schräger Au-pair-Junge aus Bayern beizugesellen.
Die Junge Union Berlin-Mitte hat auf Facebook derweil zu einer
Weihnachtsfeier mit dem Motto „Schlager gegen Links“ eingeladen. Bisher
haben über 3.000 Leute zugesagt, über 4.000 sind interessiert. Gut gemacht?
[3][Schläger gegen links gab’s dieses Jahr ja genug]. Als die CDU zum
Klassentreffenpop der „Toten Hosen“ Wahlsiege feierte („An Tagen wie
Diesel“) gelang der Band nur ein süßsaures Näseln gegen „alle Parteien, …
es im Wahlkampf einsetzen“. Ein guter Song kann sich allein wehren. Nach
Aufrufen von Kevin Kühnert, Linken und allgemein Entsetzten kann man hinter
der hohen Anmeldezahl viele Partycrasher vermuten.
Dem Welt-Kolumnisten Rainer Meyer, der sich selbst Don Alphonso nennt, wird
auf Twitter vorgeworfen, rechte Shitstorms gegen Andersdenkende
loszutreten. Aber was uns wirklich interessiert: Was steckt eigentlich
hinter diesem Künstlernamen?
Laut „Wiki“ eine Huldigung an den ehedem bayerischen Ministerpräsidenten
Alfons Goppel und die nach ihm benannte Stiftung. Meyer machte unter dem
Pseudonym Radio-Comedy in und über Bayern, stieg zum viel beachteten
Blogger über die „New Economy“ auf. Und lobte diese Form, weil man „die …
rauslassen“ könne und „nicht mehr die Grenzen journalistischen Schreibens�…
habe. Das gefiel hintereinander FAZ und Welt und ein paar Medienpreisjurys.
[4][Nun wird ihm vorgeworfen], Klarnamen politisch Andersdenkender den
Rechtsextremen und Identitären unter seinen Followern ins Näpfchen zu
kippen. Hasso, fass.
Sein Chefredakteur Ulf Porschardt kann aber schon gut „ab Geburt beleidigt
sein“ und gaulandet folgenden Treffer: „Nationalmoralische Eliten“ hätten
es sich „zum Kampfauftrag gemacht“, „über einen herzufallen und mundtot …
machen“. Was gerade aus Sicht der Welt gegen Nation, Moral oder Elite
einzuwenden sei, bleibt einem feurigen Textdelirium der Verlagsleitung
vorbehalten. Springer sammelt seit Langem Edelfedern von Stuckrad bis Yücel
und mischt ein paar schriftstellernde Nagelbomben vom Schlage Meyers
drunter. So haften die guten Autoren für den Bullshit der schlechten.
Die FPÖ hat Goldbarren gebunkert – angeblich um sich für den Tag X zu
wappnen. Was bunkern Sie für die Apokalypse?
Müsste die FPÖ nicht befremden, dass dies ungefähr die Argumentation Alice
Schwarzers für ihre Steuerhinterziehung war?
Auch sonstige Verquickungen in der österreichischen Politik sind schlimmer
als jede Soap-Opera. Sagen Sie uns bitte, was als Nächstes passiert?
Strache bekam schlimm Handy-ADHS, nachdem er erfahren hatte, dass das
Ibiza-Video auf ihn zukommt. Das Mobiltelefon liegt bei der
Staatsanwaltschaft, die offenbar auch nicht ganz dicht ist. Letzte Volte:
Strache droht via Facebook eine Rückkehr als Parteichef an. „Machen wir
eine demokratische Basis-Abstimmung!“ – schreibt’s und weiß ausnahmsweise
mal, was er da redet.
Und was machen die Borussen?
Laut einer WHO-Studie bewegen sich im Lizenzspielerkader vier von fünf
Jugendlichen zu wenig. Allein wie Paderborns Streli Mamba dem Dortmunder
Julian Weigl auf fünf Metern sechs abnahm, war ein Monument des
Stehgeigertums.
24 Nov 2019
## LINKS
[1] /!t5567229/
[2] /CDU-Parteitag-in-Leipzig/!5643536
[3] /Reden-und-Schweigen-30-Jahre-nach-1989/!5636200/
[4] https://www.deutschlandfunkkultur.de/debatte-um-don-alphonso-wenn-hass-aus-…
## AUTOREN
Friedrich Küppersbusch
## TAGS
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fest. Ihr Motiv war wohl nicht, einen korrupten Politiker zu enttarnen.
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