# taz.de -- CDU-Parteitag in Leipzig: Kein Gefühl für sich selbst | |
> Die CDU bemüht sich auf ihrem Parteitag um Geschlossenheit. Inhalte | |
> stehen hinten an – die Personalquerelen bleiben. | |
Bild: Ein Herz und eine Seele – Kramp-Karrenbauer und Söder demonstrieren Ha… | |
Der [1][Parteitag der CDU] hat gezeigt, was diese Partei bräuchte – aber | |
aktuell nur unzureichend im Angebot hat: ein gutes Gefühl für sich selbst. | |
Die Leute um Friedrich Merz herum haben es im Vorfeld tatsächlich | |
hinbekommen, dass Personaldebatten einen bedeutenderen Stellenwert | |
erhielten als Programmfragen. Und selbst wenn es endlich um Inhalte ging, | |
wurde darüber entlang der innerparteilichen Frontlinien diskutiert und | |
abgestimmt. | |
[2][Urwahl] abgelehnt: ein Punkt gegen die Jungen-Union; [3][Huawei] weg | |
vom 5G-Markt: ein Stüber für die Kanzlerin; [4][Frauenquote] vertagt: | |
Denkzettel für die AKK-Unterstützerinnen. Kann man so machen. Es bringt | |
aber nicht weiter. Annegret Kramp-Karrenbauer hat diese Situation ganz | |
richtig analysiert in ihrer Rede zu den Delegierten: Die Leute draußen, die | |
Mitglieder und die WählerInnen, interessierten sich herzlich wenig dafür, | |
„wer wann was bei uns werden will“. Die wollen, dass die CDU gut regiert. | |
Solange die letzte große Volkspartei nicht wieder zur Geschlossenheit | |
zurückfindet, blutet sie aus den vielen kleinen Wunden, die sich die | |
Mitglieder untereinander zuzufügen bereit sind. Dass sie die Machtfrage | |
stellte, war eine zu Herzen gehende Geste, mit der sie sich zugleich aber | |
auch Optionen verbaut hat. Ich kann auch gehen – damit droht man kein | |
zweites Mal. | |
Den Nutzen aus der Unruhe der Union ziehen unter anderem die Grünen, zu | |
denen laut einer aktuellen Forsa-Umfrage 37 von 100 einstigen | |
CDU-WählerInnen abwandern. Die Denke dahinter: Es muss mir nicht alles | |
gefallen, was eine Partei auf dem Programmzettel hat, aber ich kann doch | |
zumindest davon ausgehen, dass sie arbeitet, statt sich um Posten zu | |
balgen. Interessant war, zu beobachten, wie Markus Söder den Parteitag | |
aufzumischen im Stande war. | |
Er markierte die Grünen als stärksten Mitbewerber um die Macht und verwies | |
die AfD in ihre rechtsextreme, mithin unbürgerliche Ecke. Natürlich hatte | |
der CSU-Mann nichts zu verlieren bei der großen Schwesterpartei, und | |
politisch ist er ein Opportunist. Aber er zeigt in Bayern zum einen, wie | |
das funktionieren kann mit dem politischen Zupacken. Und zum anderen hat er | |
in Leipzig geschafft, worum Leute wie Merz und Kramp-Karrenbauer ringen: | |
die Herzen ihrer Zuhörerschaft zu gewinnen. | |
„Lädt man jemanden zu sich nach Hause ein, von dem man weiß, dass er den | |
ganzen Abend jammert?“, fragte er in seiner Rede. Vielleicht könnte die CDU | |
es nach diesem Parteitag so handhaben: Gejammert wird nicht mehr. Und wer | |
besucht werden will, sollte auch ein guter Gastgeber sein. | |
24 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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