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# taz.de -- Ibiza-Skandal in Österreich: Großes Kino?
> Das Video, der 2019 den damaligen Vizekanzler und FPÖ-Chef
> Heinz-Christian Strache zu Fall brachte, liegt in voller Länge vor. Das
> Interesse ist groß.
Bild: Hier entstand das Video: die gemietete Villa auf Ibiza
Wien taz | Das Ibiza-Video in voller Länge: Diese mehr als abendfüllende
Unterhaltung liegt dem österreichischen Bundeskriminalamt seit Ende April
vor. Am Mittwoch gaben die Schnüffler der Soko-Ibiza bekannt, dass sie das
begehrte Dokument bei einer Hausdurchsuchung erbeutet hätten.
Ein sieben Minuten langer Zusammenschnitt, den Der Spiegel und die
[1][Süddeutsche] vor einem Jahr online gestellt hatten, brachte [2][den
damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ)] und in der Folge die
gesamte Regierung von Sebastian Kurz (ÖVP) zu Fall.
Nächste Woche nimmt in Wien ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss,
der die Ibiza-Affäre aufarbeiten soll, seine Arbeit auf. Die Abgeordneten
fordern jetzt Zugriff auf das mehr als zwölf Stunden umfassende Bild- und
Tondokument aus der inzwischen berühmten Finca auf der Baleareninsel.
Schon Anfang der Woche machte das mit den Ermittlungsbehörden gut vernetzte
Boulevardblatt Kronen Zeitung mit einem Schwarzweißfoto von Alyona Makarowa
auf. So nannte sich die vorgebliche Oligarchennichte, die auch gerne als
„Lockvogel“ bezeichnet wird. Inzwischen wurden Bilder von ihr an alle
Medien versandt.
## Klarname noch unbekannt
Viele Zeitungen und auch der ORF brachten die Fotos unverpixelt. Nach der
Frau, deren wirklicher Name noch unbekannt ist, wird gefahndet. Schließlich
habe sie sich mutmaßlich der Dokumentenfälschung schuldig gemacht. Der als
Russisch-Übersetzer fungierende damalige FPÖ-Fraktionschef Johann Gudenus
war auf einen falschen Pass hereingefallen.
Heinz-Christian Strache, der in seiner Partei in Ungnade gefallen ist aber
im Oktober mit einer eigenen Liste bei den Wiener Gemeinderatswahlen
antreten will, äußerte sich am Mittwoch auf Facebook erfreut über den Fund
des Videos. Er verspricht sich davon eine Entlastung.
Denn die bisher veröffentlichten Ausschnitte, auf denen er der
vermeintlichen Millionärin wirtschaftliche Vorteile zusichert, wenn sie
seine Partei sponsere und ihn in die Regierung bringe, seien „aus dem
Zusammenhang gerissen“.
Süddeutsche-Redakteur Bastian Obermayer, einer der Journalisten, der das
Video am 17. Mai 2019 öffentlich gemacht hatte, glaubt in einem Interview
mit der Tageszeitung Der Standard nicht, dass Strache von einer kompletten
Veröffentlichung profitiert: „Sicher nicht, und ich glaube auch nicht, dass
das seine ehrliche Meinung ist“. Schließlich habe er von sich aus illegale
Deals vorgeschlagen.
## Nicht von öffentlichem Interesse
So sieht es wohl auch Johann Gudenus, der ein gerichtliches Verbot der
Veröffentlichung anstrebt. Die Aufdecker sind der Meinung, dem stehe
ohnehin das deutsche Medienrecht entgegen, weil viele Aussagen, die
Persönlichkeitsrechte von anderen beträfen, nicht von öffentlichem
Interesse seien.
Strache soll unter anderem Gerüchte über das Sexualleben seines späteren
Koalitionspartners Sebastian Kurz (ÖVP) und des damaligen SPÖ-Chefs
Christian Kern zum Besten gegeben haben.
Für Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), der den
Untersuchungsausschuss leiten wird, spricht nichts dagegen, dass die
Parlamentarier das Video in voller Länge zu sehen bekommen.Derzeit liegt es
aber noch bei der Polizei.
Die Voraussetzungen für neue Erkenntnisse durch den U-Ausschuss sind indes
nicht die besten. Drei wesentliche Zeugen, von denen Strache im Video
behauptet, sie würden die Politik kaufen, wollen mit Hinweis auf ihre
Zugehörigkeit zur Corona-Risikogruppe nicht erscheinen: Die
Kaufhausmilliardenerbin Heidi Horten, der Pistolenfabrikant Gaston Glock
und der Chef des Glücksspielkonzerns Novomatic Johann Graf.
28 May 2020
## LINKS
[1] /Buch-ueber-Ibiza-Affaere/!5617734
[2] /Querelen-in-der-FPOe/!5650129
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Heinz-Christian Strache
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Buch über „Ibiza-Affäre“: Schampus, Schwarzgeld und FPÖ
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skandalösen „Ibiza-Videos“ nach. Strache sieht sich durch den Inhalt
entlastet.
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