Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Ibiza-Affäre in Österreich: Schnee von gestern
> In Österreich hat die Soko zur Ibiza-Affäre einen Zwischenbereicht
> vorgelegt. Dafür wurden auch bisher unbekannte Videos ausgewertet.
Bild: Johann Gudenus kommt zum Untersuchungsausschuss zur Ibiza-Affäre
Wien taz | Die Ibiza-Affäre sorgt in Österreich immer noch für
Überraschungen. Ein mehr als 370 Seiten starker Zwischenbericht der SoKo
Tape, auch SoKo Ibiza genannt, hat auch [1][Aufnahmen] ausgewertet, deren
Inhalt bisher nicht bekannt waren. Von etwa 30 Videos ist die Rede.
Sie dokumentieren Treffen des damaligen FPÖ-Fraktionschefs Johann Gudenus
mit den Machern des Ibiza-Videos, dessen Veröffentlichung im Mai 2019 zum
Rücktritt von Heinz-Christian Strache als Vizekanzler und FPÖ-Chef geführt
hatte. Die ÖVP-nahe Tageszeitung Kurier veröffentlichte am Mittwoch Auszüge
aus dem ihr zugespielten Zwischenbericht.
Daraus geht unter anderem hervor, dass schon Monate vor dem berüchtigten
Treffen auf einer Finca auf Ibiza vom Verkauf des Boulevardblatts Kronen
Zeitung an eine vermeintliche russische Oligarchennichte die Rede war.
Strache hatte davon geschwärmt, wie man dann unliebsame Redakteure
„zackzackzack abservieren“ könne.
Eine Aussage, die er später dem intensiven Konsum von Red-Bull-Wodka
zuschreiben wollte. Jetzt weiß man, dass schon Gudenus – in nüchternem
Zustand – eine solche Investition der potenziellen Milliardärin anbahnen
wollte.
## Regelmäßige Drogentests
Der Kurier bringt außerdem Screenshots, die Gudenus zeigen, wie er sich
durch ein Röhrchen eine Substanz in die Nase zieht, gefilmt in der Suite
eines Wiener Luxushotels von den Mittelsmännern der angeblichen Russin.
Mutmaßungen, es könnte sich um Kokain handeln, wies Gudenus' Anwalt
Heinz-Dietmar Schimanko gegenüber dem Kurier zurück. „Selbst wenn es so
wäre, wäre das sein höchstpersönlicher Lebensbereich. Dazu gibt es nichts
weiter zu sagen, er hat sich auch regelmäßig auf Drogen testen lassen, weil
es entsprechende Gerüchte gab.“
Die Staatsanwaltschaft Wien hat ihre Ermittlungen eingestellt – wegen
Verjährung. Gudenus selbst war nur für die Gratiszeitung Heute erreichbar.
Sie zitiert ihn mit den Worten: „Das ist Schnee (sic!) von gestern.“ Die
Aufnahmen könnten erklären, warum sich Gudenus, anders als Strache,
gänzlich aus der Politik zurückgezogen hat.
Die Kriminalpolizei hat Ende April einen Datenträger mit mehr als zwölf
Stunden Video- und Tonaufnahmen erbeutet. Sie fand einen Mikro-Chip hinter
einer Steckdose. Dem [2][parlamentarischen Untersuchungsausschuss], der vor
zwei Wochen mit der Befragung von Strache und Gudenus seine Arbeit aufnahm,
liegen die Videos noch nicht vor. Sie seien noch nicht komplett
ausgewertet, argumentiert das ÖVP-geführte Innenministerium.
Der Berliner Anwalt Johannes Eisenberg, der den Detektiv Julian H., einen
der Drahtzieher des Ibiza-Videos, vertritt, hat dem U-Ausschuss angeboten,
das komplette Video zu liefern. Ausschussvorsitzender Wolfgang Sobotka
(ÖVP) hat das abgelehnt. Er dürfe ein rechtswidrig zustande gekommenes
Beweismittel nicht annehmen.
Christian Hafenecker, Vertreter der FPÖ im U-Ausschuss, sieht das als
Ausrede. In der Veröffentlichung der Fotos von Gudenus erkennt er im
Übrigen einen „ÖVP-Masterplan“. Es gehe darum, so Hafenecker in einem
Kommuniqué, „die Aufmerksamkeit von der Involvierung des ÖVP-Kanzlers und
seines engsten Umfelds in den schwarzen tiefen Staat wegzulenken“.
17 Jun 2020
## LINKS
[1] /Ibiza-Skandal-in-Oesterreich/!5689053
[2] /Aufklaerung-von-Oesterreichs-Ibiza-Affaere/!5686528
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Österreich
Strache-Video
Heinz-Christian Strache
Ibiza-Affäre
Österreich
Ibiza-Affäre
Strache-Video
Österreich
Ibiza-Affäre
Österreich
Ibiza-Affäre
Österreich
Heinz-Christian Strache
## ARTIKEL ZUM THEMA
Ibiza-Affäre in Österreich: Bewährungsstrafe für Strache
Ein Wiener Gericht spricht den früheren Vizekanzler der Bestechlichkeit
schuldig. Beobachter sehen darin ein positives Signal.
Ibiza-Affäre als Serie: Realität schlägt Fiktion
Sky kündigt eine Serie über die Ibiza-Affäre an. Aber wie kann man eine
Geschichte fiktionalisieren, die an Absurdität kaum zu übertreffen ist?
Weltweiter Rechtspopulismus: Eher Fluss als Welle
Die Wahlniederlage von US-Präsident Donald Trump ist ein weiterer
Misserfolg für rechtspopulistische Kräfte im Westen. Ebbt jetzt die Welle
ab?
Senderchef vorm Untersuchungsausschuss: Farbenspiele im ORF
Der Generaldirektor des ORF ist in den Ibiza-Ausschuss vorgeladen: Es gibt
Hinweise auf unverhältnismäßige politische Einflussnahme auf den Sender.
Ibiza-Affäre in Österreich: Kanzler fasst sich kurz
Beim Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss versucht sich Österreichs
Kanzler Sebastian Kurz aus der Affäre zu ziehen – mit nichtssagenden
Worten.
Untersuchungsausschuss in Wien: Wir fahren nach Ibiza
Inwieweit war der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache an Korruption
beteiligt? Dabei wird auch die Rolle führender ÖVP-Politiker untersucht.
Ausschuss zur Ibiza-Affäre in Österreich: Wenig Interesse an der Wahrheit
Der U-Ausschuss hat den früheren FPÖ-Politiker Strache vernommen. Eine
Aufklärung ist aber kaum zu erwarten.
Aufklärung von Österreichs Ibiza-Affäre: Straches ungewollt großer Auftritt
Am Donnerstag starten in Österreich die Befragungen im
Untersuchungsausschuss zur Ibiza-Affäre. Der frühere FPÖ-Chef wird gleich
zu Beginn befragt.
Ibiza-Skandal in Österreich: Großes Kino?
Das Video, der 2019 den damaligen Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian
Strache zu Fall brachte, liegt in voller Länge vor. Das Interesse ist groß.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.