Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rechte in Österreich: Mr. Ibiza bläst zum Angriff
> 2019 trat der Skandalpolitiker wegen eines Videos zurück. Nun gründet er
> eine neue Partei – und will die rot-grüne Regierung in Wien stürzen.
Bild: Ich bins, der Heinz
Wien taz | Heinz Christian Strache ist wieder da. Fünf Monate vor den
Landtagswahlen in Wien und drei Tage vor dem Jahrestag seines Rücktritts
als Vizekanzler und FPÖ-Chef im Gefolge des [1][Ibiza-Videos] hat er eine
neue Bewegung aus der Taufe gehoben. Team HC Strache – Allianz für
Österreich wird sie heißen. Erklärtes Ziel ist, die rot-grüne Mehrheit im
Wiener Rathaus zu brechen.
[2][Strache], der von seiner eigenen Partei verstoßen wurde, ist offenbar
des Daseins als politische Unperson überdrüssig und will sämtliche
Korruptions- und Spesenskandale aus dem vergangenen Jahr vergessen machen.
Im historischen Ballsaal der Wiener Sofiensäle versuchte er seinem Auftritt
die Aura eines historischen Ereignisses zu verleihen. Nicht zufällig hatte
er dafür den 65. Jahrestag des Österreichischen Staatsvertrages gewählt,
„der das Ende der alliierten Besatzungszeit“ markiert habe und auch
Grundlage sei „für unsere immerwährende Neutralität, auf die wir stolz
sind“.
Schon im vergangenen Dezember hatten drei weitgehend unbekannte
FPÖ-Abgeordnete im Wiener Stadtrat Die Allianz für Österreich (DAÖ) als
Vehikel für ein politisches Comeback Straches gegründet.
## Politische Aufholjagd
Einer von ihnen, der ehemalige Rennfahrer Karl Baron übergab Strache am
Freitag den Parteivorsitz und ein Lenkrad als Symbol für die bevorstehende
politische Aufholjagd, die man sich wünscht. Der wenig peppige Name DAÖ
wird jetzt durch Team HC ersetzt. Mit großem Pathos verkündete Strache vor
der Presse, „ein neues Kapitel in der vielfältigen Parteienlandschaft
Österreichs“ werde geschrieben.
Das Grundsatzpapier der „neuen, modernen, sozialen Heimat- und
Bürgerbewegung“, das Strache vortrug, liest sich wie ein Neuaufguss des
FPÖ-Programms: von Identität, Freiheit, Verantwortung ist da die Rede, und
von Schutz, Sicherheit und Wohlstand in einem „Europa der Vaterländer“,
also einer EU, in der die Mitgliedsstaaten möglichst wenige Kompetenzen an
Brüssel abgeben.
Die Ähnlichkeit ist durchaus beabsichtigt, schließlich habe er das Programm
der rechten FPÖ seit 2004 geprägt. Seine ehemalige Partei, deren
Spitzenkandidaten für die Wien-Wahl Dominik Nepp niemand kenne, sei heute
„wie Treibholz im reißenden Fluss“.
Straches Ehefrau Philippa, die seit ihrem Rauswurf aus der FPÖ als „wilde“
Abgeordnete im Nationalrat sitzt, sei bereits Mitglied. Insgesamt habe das
Team HC allein in Wien 1000 Mitglieder und Unterstützer, Parteisektionen im
Burgenland und in Niederösterreich seien im Aufbau.
## „Erd- und Höhlenmenschen“
Sein Mann in Niederösterreich ist Christian Höbart, der wenige Minuten vor
der Pressekonferenz seine FPÖ-Mitgliedschaft abgab. Bekanntheit erlangte er
einst durch seine Bemerkung, bei den Flüchtlingen handle es sich um „Erd-
und Höhlenmenschen“.
Von den Umfragen, die seiner Bewegung bei den Wiener Wahlen am 11. Oktober
drei bis fünf Prozent der Stimmen in Aussicht stellen, lässt sich Strache
nicht entmutigen. Er kann sich vorstellen, seine Bewegung „in Richtung
Zweistelligkeit“ zu führen.
Bis dahin sei aber noch mit der einen oder anderen Überraschung zu rechnen,
denn Prominente, die sich derzeit noch bedeckt hielten, würden sich als
Kandidaten aufstellen lassen.
15 May 2020
## LINKS
[1] /Regierungskrise-in-Oesterreich/!5596341
[2] /Querelen-in-der-FPOe/!5650129
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Österreich
Strache-Video
Heinz-Christian Strache
Rechte
Österreich
Heinz-Christian Strache
Heinz-Christian Strache
Ibiza-Affäre
Heinz-Christian Strache
Österreich
Ibiza-Affäre
## ARTIKEL ZUM THEMA
Lockvogel in der Ibiza-Affäre: Dame mit Geschmäckle
Österreich sucht mit Fotos nach der „Oligarchennichte“ aus dem Ibiza-Video.
Aber was ist überhaupt ein/e Oligarchen/in? Eine Wortkunde.
Ibiza-Skandal in Österreich: Großes Kino?
Das Video, der 2019 den damaligen Vizekanzler und FPÖ-Chef Heinz-Christian
Strache zu Fall brachte, liegt in voller Länge vor. Das Interesse ist groß.
Medien und die Ibiza-Affäre: Das Bild des Politclowns bleibt
Schrille Figuren beleben das Geschäft. Deswegen sind die kleinformatigen
Krawallblätter HC Strache so zugetan.
Ein Jahr nach der Ibiza-Affäre: Die Suche nach dem Privatdetektiv
Vor einem Jahr platzte die Regierung in Österreich. Zur Ibiza-Affäre wird
bis heute ermittelt – vor allem gegen einen mutmaßlichen Videomacher.
Querelen in der FPÖ: Strache ist raus
Der Wiener Parteivorstand verfügt den Ausschluss. Der Ex-Chef der FPÖ
könnte mit einer neu gegründeten Partei weitermachen.
Ibiza-Affäre vor der Aufklärung: Die Drahtzieher fliegen auf
Die „SOKO Ibiza“ nimmt drei mutmaßliche Initiatoren des Strache-Videos
fest. Ihr Motiv war wohl nicht, einen korrupten Politiker zu enttarnen.
Straches Facebook-Account stillgelegt: Jetzt sinnt er auf Rache
Die FPÖ löscht den Account ihres Ex-Chefs, dem dort 786.000 Freunde
folgten. Strache kündigt daraufhin seine Rückkehr an – nicht nur auf
Facebook.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.