| # taz.de -- Gesetzesvorhaben gegen hohe Mieten: Ist der Deckel verfassungswidri… | |
| > Das Land Berlin will Wohnungsmieten auf fünf Jahre einfrieren. Experten | |
| > des Bundesinnenministeriums meinen jetzt: Der Plan verstößt gegen das | |
| > Grundgesetz. | |
| Bild: Wie teuer darf Wohnen sein? Häuserblock im Berliner Kosmosviertel | |
| Berlin dpa/bb | Der [1][geplante Berliner Mietendeckel] verstößt nach einer | |
| Einschätzung des Bundesinnenministeriums gegen das Grundgesetz. Das Land | |
| Berlin sei „kompetenzrechtlich gehindert“, Gesetze zur Mietenbegrenzung zu | |
| erlassen, schreibt das Innenministerium in einer Mail an den Berliner | |
| CDU-Bundestagsabgeordneten Kai Wegner, die die Berliner CDU am Samstag | |
| veröffentlichte. Der Grund: Die Mietpreisbegrenzung sei bereits durch den | |
| Bund „umfassend und abschließend geregelt“ worden. | |
| Weiter heißt es demnach aus Horst Seehofers (CSU) Ministerium: Solche | |
| Entscheidungen des zuständigen Bundesgesetzgebers dürften nicht durch | |
| Einzelentscheidungen eines Landes „verfälscht werden“. Die | |
| „Gesetzgebungskompetenz der Länder“ sei daher „gesperrt“. Die Berliner | |
| Morgenpost [2][hatte zuerst darüber berichtet]. | |
| Die rot-rot-grüne Berliner Koalition will bis Anfang kommenden Jahres ein | |
| bundesweit bisher einmaliges Mietendeckel-Gesetz beschließen. Geplant ist, | |
| die Mieten für fünf Jahre einzufrieren und für Neuvermietungen Obergrenzen | |
| festzulegen. Diese Obergrenzen sollen sich an Lage, Ausstattung und Alter | |
| der jeweiligen Wohnungen orientieren. In bestimmten Fällen sollen auch | |
| Mietsenkungen möglich sein. | |
| Die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen teilte mit | |
| Blick auf die Einschätzung des Bundesinnenministeriums mit: „Allen | |
| Beteiligten war von Anfang an bewusst, dass sie juristisches Neuland | |
| betreten. Am Ende wird ein Gericht entscheiden, ob der Mietendeckel Bestand | |
| hat.“ | |
| ## Der wissenschaftliche Dienst Berlin hatte gewarnt | |
| Das Vorhaben belastet die Gespräche des Senats mit der Wohnungswirtschaft. | |
| Der Immobilienverband BFW Berlin-Brandenburg sagte ein für diesen Montag | |
| geplantes Treffen mit Bausenatorin Katrin Lompscher (Linke) ab, wie | |
| Geschäftsführerin Susanne Klabe am Sonntag sagte. Der Tagesspiegel hatte | |
| darüber berichtet. | |
| „Wenn nunmehr die Auswirkungen des Mietendeckels auf die Lage der | |
| Bauwirtschaft diskutiert werden sollen, halten wir dies für den falschen | |
| Zeitpunkt“, schrieb Klabe nach eigenen Angaben an die Verwaltung. „In einem | |
| ernsthaften Dialog auf Augenhöhe wäre dies der erste Schritt bei | |
| Überlegungen für ein neues Gesetzesvorhaben gewesen.“ | |
| Lompschers Sprecherin Katrin Dietl sagte, die Verbände hätten ihre Einwände | |
| und Ergänzungen in der Verbändeanhörung einbringen können. Der | |
| Gesprächstermin am Montag habe mit dem Gesetzgebungsverfahren nichts zu | |
| tun. Das Treffen sei aus Termingründen abgesagt worden und werde | |
| nachgeholt, sagte Dietl. | |
| Die Juristen im Bundesinnenministerium halten einzelne Punkte des geplanten | |
| Berliner Mietendeckel-Gesetzes für problematisch. Der Gesetzentwurf greife | |
| in die Eigentumsfreiheit der Wohnungseigentümer ein, heißt es in der Mail, | |
| die bereits am 31. Oktober verschickt wurde. Vom geplanten Mietenstopp | |
| würden zudem alle Vermieter ohne Unterschied erfasst. Auch würden steigende | |
| Preise der Instandhaltung nicht berücksichtigt. | |
| Schon der Wissenschaftliche Dienst des Berliner Abgeordnetenhauses [3][war | |
| zu dem Schluss gekommen], dass das rückwirkende Einfrieren der Mieten auf | |
| dem Niveau vom 18. Juni 2019 aus rechtsstaatlichen Gründen bedenklich sei. | |
| Wegner kritisierte jetzt: „Rot-Rot-Grün produziert ein verfassungswidriges | |
| Gesetz mit Ansage.“ | |
| 18 Nov 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Mietendeckel-in-Berlin/!5632986 | |
| [2] https://www.morgenpost.de/berlin/article227672003/Innenministerium-Mietende… | |
| [3] /Gutachten-zum-Mietendeckel/!5639021 | |
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| Florian Schmidt | |
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