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# taz.de -- Machtkampf in Bolivien: Fünf Tote nach Ausschreitungen
> Bolivien kommt nicht zur Ruhe: Bei einem Zusammenstoß von
> Morales-Anhängern und der Polizei sterben fünf Menschen, Dutzende werden
> verletzt.
Bild: Bewaffnete Sicherheitskräfte in Cochabamba am Freitag
Berlin taz/ap | In Bolivien sind Polizei und Militär am Freitag mit
brutaler Gewalt gegen Demonstrationen für den [1][zurückgetretenen
Präsidenten Evo Morales] vorgegangen. Mindestens fünf Menschen wurden
erschossen und weitere 75 verletzt, als Sicherheitskräfte protestierenden
Koka-Gewerkschafter*innen den Zugang zur einer Brücke in der Kleinstadt
Sacaba versperrten. Die Gewerkschafter*innen wollten sich
Morales-Anhänger*innen in Cochabamba anschließen. Guadalberto Lara, Leiter
eines Krankenhauses in Sacaba, bestätigte, dass die meisten Opfer
Schusswunden aufwiesen.
Auch in La Paz und Potosí demonstrierten Tausende überwiegend Indigene
gegen die von der Interimspräsidentin Jeanine Añez gebildete Regierung. Die
Polizei setzte in der Hauptstadt massiv Tränengas ein, obwohl die
Demonstration laut Augenzeugen bis zu diesem Zeitpunkt friedlich verlaufen
war. [2][Die Interamerikanische Menschenrechtskommission CIDH verurteilte
auf Twitter] den Einsatz von Tränengas und forderte die bolivianische
Übergangsregierung auf, das Recht auf friedlichen Protest zu respektieren.
Auch zu den Toten in Sacaba äußerte sich die CIDH und verurteilte den
gewaltsamen Einsatz. Der Gebrauch von Schusswaffen verbiete sich bei der
Kontrolle sozialer Proteste, hieß es.
Aus seinem Exil in Mexiko beklagte auch der zurückgetretene Präsident Evo
Morales die Toten in Bolivien. Um den Putsch zu rechtfertigen, hätten
Präsidentschaftskandidat Carlos Mesa und der rechte Volkstribun Luis
Fernando Camacho seine Regierung als „Diktatur“ bezeichnet. Jetzt
massakriere ihre selbsternannte Präsidentin mit Armee und Polizei das Volk
wie in einer echten Diktatur, [3][schrieb Morales auf Twitter].
Zuvor hatte Morales mehrfach betont, er sei bereit, nach Bolivien
zurückzukehren, um bei der Befriedung des Landes zu helfen. Er werde bei
Neuwahlen nicht erneut kandidieren. Die [4][de-facto-Präsidentin Jeanine
Añez] warnte Morales am Freitag vor einer Rückkehr. In diesem Falle drohe
ihm Strafverfolgung wegen des mutmaßlichen Wahlbetruges vom 20. Oktober und
mehreren Fällen der Korruption, erklärte sie.
## Vorwürfe gegen kubanische Mediziner
Añez und ihre Regierung betreiben unterdessen eine Politik, die mehr Ziele
verfolgt, als das Machtvakuum zu schließen und so schnell wie möglich
Neuwahlen zu organisieren: Am Freitag verkündete Außenministerin Karen
Longaric den Austritt Boliviens aus den beiden einst auf Initiative des
venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez gebildeten lateinamerikanischen
Staatenbündnissen Unasur und Alba, brach die diplomatischen Beziehungen zur
venezolanischen [5][Regierung von Nicolás Maduro] ab, ließ alle
venezolanischen Diplomat*innen des Landes verweisen und erkannte Juan
Guaidó als Interimspräsident Venezuelas an.
Mehrere kubanische Mediziner, die in Bolivien tätig waren, wurden mit dem
Vorwurf verhaftet, Aufstandsbewegungen finanziert zu haben. Kubas Regierung
wies das zurück und forderte ihre umgehende Freilassung. Auch
venezolanische Staatsbürger wurden festgenommen.
Auffällig ist, dass bei den Protesten der Morales-Unterstützer*innen kaum
Landesmedien oder internationale Berichterstatter*innen präsent sind. Am
Donnerstag hatte Kommunikationsministerin Roxana Lizárraga auf einer
Pressekonferenz erklärt, sie erwäge, gegen Journalist*innen juristisch
vorzugehen, die „Aufstand“ provozierten oder Aufständische unterstützten.
Die Medienvertreter*innen sollten sich gut überlegen, wie sie berichten,
sagte sie.
16 Nov 2019
## LINKS
[1] /Proteste-und-Morales-Sturz-in-Bolivien/!5638564
[2] https://twitter.com/CIDH/status/1195495519344349184
[3] https://twitter.com/evoespueblo/status/1195499665904586752
[4] /Boliviens-Interimspraesidentin/!5638253
[5] /Regierungskrise-in-Venezuela/!5597261
## AUTOREN
Bernd Pickert
## TAGS
Bolivien
Evo Morales
Ausschreitungen
Jeanine Añez
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Protest
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