| # taz.de -- Aktivist über seine Haft in Mexiko: „Wir müssen das Land verän… | |
| > Der mexikanische Menschenrechtler Enrique Guerrero saß ohne Anklage mehr | |
| > als fünf Jahre im Hochsicherheitsgefängnis. Wie hat ihn das beeinflusst? | |
| Bild: López Obrador gedenkt mit seinem T-Shirt den 43 verschwundenen Student*i… | |
| taz: Herr Guerrero, warum waren Sie im mexikanischen | |
| Hochsicherheitsgefängnis inhaftiert? | |
| Enrique Guerrero: Aus politischen Gründen. Es ging der letzten Regierung | |
| von Enrique Peñas Nieto darum, die [1][Proteste der Student*innen und | |
| Lehrer*innen] gegen die Bildungsreformen zu delegitimieren und zu | |
| verhindern. Ich war fünf Jahre und sieben Monate im Knast. | |
| Welche Straftat warf die Staatsanwaltschaft Ihnen vor? | |
| Organisierte Kriminalität und Entführungen. Sie haben die schwerwiegendsten | |
| Vorwürfe gewählt, die das mexikanische Justizsystem hat, um sicherzugehen, | |
| dass wir nicht freikommen. | |
| Aber eine Anklage gab es nicht. | |
| Nein, meine Genoss*innen und ich waren die ganze Zeit in Präventivhaft – | |
| aber trotzdem im Hochsicherheitsgefängnis. Die Regierung wollte uns auf | |
| diese Weise unterdrücken. Aber sie hat es nicht geschafft. Der Kampf für | |
| meine Freiheit wurde zum Kampf gegen das Regime, das während der letzten | |
| Jahre in Mexiko Menschenrechte verletzt hat. | |
| Seit 2018 regiert der linke Andrés Manuel López Obrador. Hat der | |
| Regierungswechsel zu Ihrer Freilassung geführt? | |
| Nicht direkt, es war ein langer Kampf. Die Arbeitsgruppe der UNO gegen | |
| willkürliche Verhaftungen hat die mexikanische Regierung schon 2015 | |
| aufgefordert, mich sofort freizulassen. Dem ist die Unterstützungsarbeit | |
| [2][meiner Genoss*innen] vorausgegangen, die immer wieder den politischen | |
| Charakter der Haft hervorgehoben und die Menschenrechtsverletzungen im | |
| Knast dokumentiert haben. Nach dem Regierungswechsel kam das Thema dann | |
| endlich auf die Agenda. | |
| Die Mexikaner*innen haben große Hoffnungen in López Obrador gesetzt. Wie | |
| ist die bisherige Bilanz? | |
| Der Prozess der Veränderung ist schwierig. Beim Thema „politische | |
| Gefangene“ gab es Fortschritte, es sind etwa 40 Menschen freigekommen. In | |
| anderen Bereichen gibt es keine Fortschritte, etwa was Minenarbeit, | |
| Landgrabbing oder [3][Menschenrechte] angeht. Leider liegt das | |
| Gewaltmonopol in Mexiko nicht beim Staat. Es gibt einflussreiche Gruppen, | |
| die viel Macht haben. Die Veränderungen werden nicht allein von der | |
| Regierung kommen. Wir, die Menschen, müssen uns organisieren und das Land | |
| selbst verändern. | |
| Vortrag: „Der Fall Enrique Guerrero“ mit Enrique Guerrero: 14.11., 19 Uhr | |
| in Bremen: Paradox, Bernhardstraße 12; 15.11. 19 Uhr in Hamburg: | |
| Integrationszentrum Hamburg-Nord, Diakonie, Winterhuder Weg 31. | |
| 14 Nov 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Proteste-gegen-Bildungsreform-in-Mexiko/!5311255 | |
| [2] https://www.facebook.com/colectivoliquidambar | |
| [3] https://www.amnesty.de/informieren/aktuell/mexiko-toedlicher-einsatz-fuer-m… | |
| ## AUTOREN | |
| Katharina Schipkowski | |
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