| # taz.de -- Abwahl von AfD-Politiker im Ausschuss: Im Namen der Würde | |
| > Der Rechtsausschuss hat Stephan Brandner abgewählt. Das war überfällig. | |
| > Als Vorsitzender müsste er für die Werte des Ausschusses stehen – tut er | |
| > aber nicht. | |
| Bild: Brandner hat mehrmals deutlich gemacht, dass er nicht für die Werte des … | |
| Es ist ein Einschnitt. Und er ist richtig. Oder genauer: [1][Er ist | |
| überfällig]: Der Rechtsausschuss des Bundestags hat in seiner Sitzung am | |
| Mittwochmorgen seinen Vorsitzenden abgesetzt, den AfD-Politiker Stephan | |
| Brandner. | |
| Der Rechtsausschuss im Bundestag ist ein besonderer Ausschuss. Er ist für | |
| den Kern des Rechtsstaats zuständig, für das Strafrecht, das Bürgerliche | |
| Recht und die zentralen Prozessgesetze. Diesem Ausschuss muss jemand | |
| vorsitzen, der für den Geist des Grundgesetzes steht. Und der die Würde des | |
| Bundestages schützt. Nicht nur in den Ausschusssitzungen, sondern überall. | |
| Dieser Abgeordnete [2][ist Stephan Brandner nicht]. | |
| Schon bei seiner Wahl hatte es Zweifel gegeben. Brandner, der aus der | |
| extrem [3][rechten Thüringer AfD] um Björn Höcke kommt, war bereits im | |
| Erfurter Landtag durch Zwischenrufe und Pöbeleien aufgefallen, im | |
| Bundestagswahlkampf hatte er noch draufgesattelt. Er unterstellte dem | |
| damaligen Innenminister Thomas de Maiziere, dieser gehe wohl von der | |
| „berühmten syrischen Kleinfamilie von Vater, Mutter und zwei Ziegen“ aus, | |
| bezeichnete den damaligen Justizminister Heiko Maas als „Ergebnis | |
| politischer Inzucht im Saarland“ und forderte, die Kanzlerin müsse man | |
| „einknasten“. Als deren Neuwahl im Bundestag anstand, postete Brandner | |
| einen Stimmzettel neben dem Klo. Viel deutlicher kann man Verachtung kaum | |
| ausdrücken. | |
| Dennoch wählte der Ausschuss Brandner zum Vorsitzenden, wenn auch teils mit | |
| erheblichen Bauchschmerzen – und zahlreichen Neinstimmen und Enthaltungen. | |
| Der AfD stehe der Ausschussvorsitz zu, so lautete die Begründung. Die | |
| Hoffnung: Brandner würde sich im neuen Amt mäßigen. | |
| ## Zwischen ihn und Höcke passe „kein Blatt Papier“ | |
| Dass dies nicht der Fall ist, hat Brandner seitdem immer wieder gezeigt, | |
| zuletzt noch einmal mit seinem #Judaslohn-Tweet über das | |
| Bundesverdienstkreuz für Udo Lindenberg. Brandner hat eine gewisse Lust am | |
| Provozieren und Pöbeln; fühlt er sich selbst provoziert, kann er sich kaum | |
| zurückhalten. Diese Fähigkeit sollte ein Vorsitzender des Rechtsausschusses | |
| aber schon haben. | |
| Hinzu kommt: Brandner gehört nach eigenen Angaben zwar selbst nicht zum | |
| „Flügel“, ist aber eng verbandelt mit dessen Anführer. Zwischen ihn und | |
| Höcke passe kein Blatt Papier, so hat es der Jurist selbst ausgedrückt. | |
| Doch Höcke und sein „Flügel“ werden wegen des Verdachts, eine | |
| verfassungsfeindliche Bestrebung zu sein, vom Verfassungsschutz beobachtet. | |
| Dessen Präsident meint, dass der „Flügel“ immer radikaler werde. Wer | |
| Vorsitzender des Rechtsausschusses sein will, darf sich mit einer solchen | |
| Strömung nicht gemeinmachen. | |
| Nach der Abwahl wird die AfD sich mal wieder als Opfer gerieren. Das lässt | |
| sich kaum vermeiden und war richtigerweise kein Hindernis für die Abwahl | |
| Brandners. Der hatte zwei Jahre lang die Chance zu zeigen, dass er des | |
| Amtes würdig ist. Diese Chance hat Brandner vertan. | |
| 13 Nov 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sabine am Orde | |
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