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# taz.de -- Politische Gewalt in Hongkong: Messerstecher verletzt Politiker
> In Hongkong ist der umstrittene Politiker Junius Ho Kwan-yiu
> niedergestochen worden. Die Polizei prüft nun das Motiv des Angreifers.
Bild: Der pekingfreundliche und hitzköpfige Junius Ho ist für viele Hongkonge…
BERLIN taz | Mit einem Blumenstrauß in der Hand geht der Mann mit dem
Basecap auf den Politiker Junius Ho Kwan-yiu zu, der Mittwochmorgen im
Hongkonger Stadtteil Tuen Mun um Stimmen für die Lokalwahl am 24. November
wirbt. Als Ho die Blumen annimmt, zieht der Mann überraschend ein Messer
und sticht auf Ho ein. Der kann das Messer noch mit dem Arm abwehren, bevor
zwei Helfer herbeistürzen und alle vier ringend zu Boden fallen.
Ein [1][Video] hat das Attentat auf den umstrittenen, pekingfreundlichen
Politiker festgehalten. Der 30-jährige und laut Polizei arbeitslose
Angreifer wurde festgenommen und wie Ho und ein Mitarbeiter verletzt. Laut
[2][South China Morning Post] prüfe die Polizei, ob die Tat begangen wurde,
um Anerkennung bei der Protestbewegung zu bekommen.
## Angegriffener Politiker Ho ist eine Reizfigur
Ho ist einer der umstrittensten pekingtreuen Politiker der autonomen
südchinesischen Metropole Hongkong. Er ist eine Reizfigur und drohte selbst
schon mit Gewalt. Im Juli wurde er gefilmt, wie er einen Schlägertrupp
beglückwünschte, der an einem U-Bahnhof Passanten zusammengeschlagen hatte,
die von einer regierungskritischen Demonstration kamen. 45 Personen waren
damals zum Teil schwer verletzt worden. Kurz darauf zerstörten Unbekannte
Hos Wahlkreisbüro.
Erst Ende Oktober wurde Ho von einer britischen Universität wegen seiner
Nähe zu dem Schlägertrupp die Ehrendoktorwürde aberkannt. Ho war auch schon
gegenüber Homosexuellen ausfällig geworden und hatte in einem Interview den
liberalen Politiker Eddie Chau mit dem Tod bedroht. Das bestritt er später.
Andererseits hatte Ho im Juli 2017 als einziger Peking-freundlicher
Politiker Hongkongs für einen Antrag im Legislativrat gestimmt, das
sogenannte Tiananmen-Massaker von 1989 „niemals zu vergessen“.
In Hongkong war zuletzt am vergangenen Sonntag ein älterer Mann mit einem
Messer auf prodemokratische Demonstranten losgegangen und hatte dann dem
Lokalpolitiker Andrew Chiu, der ihnen zu Hilfe kam, ein halbes Ohr
abgebissen.
Hongkong war früher sehr friedlich und kannte kaum politische Gewalt. Das
hat sich verändert. Viele Politiker berichten von Drohungen und bei den
seit fünf Monaten andauernden Massenprotesten kommt es inzwischen oft zu
Gewalt zwischen Polizei und Demonstranten.
## Spekulationen um Inszenierung
Jetzt kursieren in Hongkong Spekulationen, dass die Wahlen abgesagt werden
könnten – wofür die Gewalt ein willkommener Vorwand sein könnte. Manche
Beobachter rechnen mit Stimmenzuwächsen für die Vertreter der
Demokratiebewegung.
Andere Stimmen wundern sich über den Angriff auf Ho. Dieser sei direkt vor
Überwachungskameras erfolgt und sehr gut dokumentiert. Deshalb könnte er
auch inszeniert gewesen sein, um Stimmung gegen die Protestbewegung zu
machen. Denn bisher waren mehrheitlich [3][Politiker der
Demokratiebewegung] die Opfer von Gewalt.
Zu Wochenbeginn traf Regierungschefin Carrie Lam Chinas Präsidenten Xi
Jingping in Schanghai. Er stärkte ihr den Rücken und forderte, „gewaltsame
Aktivitäten im Einklang mit dem Recht zu unterbinden und zu bestrafen“.
Beobachter rechnen damit, dass die Regierung mit Hilfe Pekings versuchen
wird, die Proteste gewaltsam zu unterdrücken.
6 Nov 2019
## LINKS
[1] https://www.hongkongfp.com/2019/11/06/just-pro-beijing-hong-kong-lawmaker-j…
[2] https://www.scmp.com/news/hong-kong/politics/article/3036492/hong-kong-lawm…
[3] /Hongkongs-Demokratiebewegung/!5634368/
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Hongkong
Demokratiebewegung
Carrie Lam
Attentat
Massenproteste
China
Protest
Hongkong
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