# taz.de -- Kongos Präsident in Berlin: Neuanfang und schöne Worte | |
> Angela Merkel und Felix Tshisekedi schlagen „neues Kapitel“ in den | |
> deutsch-kongolesischen Beziehungen auf. Noch steht da wenig drin. | |
Bild: „Strategisches Interesse“ an Kongos Entwicklung: Angela Merkel mit Fe… | |
BERLIN taz | Mit vielen schönen Worten, aber ohne konkrete Zusagen hat am | |
Freitag Bundeskanzlerin Angela Merkel [1][den kongolesischen | |
Staatspräsidenten Felix Tshisekedi] in Berlin empfangen. Man habe „ein | |
neues Kapitel der Beziehungen aufgeschlagen“ und die Entwicklungen in der | |
Demokratischen Republik Kongo seien „sehr positiv“, lobte Merkel den Gast. | |
Deutschland habe ein „strategisches Interesse“ an der Entwicklung des | |
Kongo. | |
Tshisekedi antwortete, Kongo solle der „Motor Afrikas“ werden, so wie | |
Deutschland in Europa. Ihm gehe es um „die Wiederherstellung eines modernen | |
Staates im Herzen Afrikas“, und er garantiere die Bemühungen, Korruption zu | |
bekämpfen und das Geschäftsklima zu verbessern. | |
Die Lage in seinem Land bezeichnete Tshisekedi als „in manchen Gegenden | |
besorgniserregend“ und nannte Gewalt in den Provinzen Ituri, Nordkivu, | |
Südkivu, Tanganyika und Kasai-Central. Während es in den letzten beiden um | |
vereinzelte bewaffnete Aktivitäten gehe, litten die ersten drei unter | |
„Gewalt, die ausgelöscht werden muss“, so der Präsident. | |
In Frankreich, von wo aus er nach Berlin gekommen war, hatte sich | |
Tshisekedi zuvor Zusagen von Militärhilfe zum Kampf gegen bewaffnete | |
Gruppen im Ostkongo abgeholt. | |
## Evaluierung in sechs Monaten | |
Kongos neuer Präsident ist seit zehn Monaten im Amt und hat in dieser Zeit | |
[2][zahlreiche Auslandsreisen] unternommen, um die unter seinem Vorgänger | |
Joseph Kabila zunehmend angespannten Beziehungen zum Rest der Welt zu | |
kitten und [3][Finanzhilfen und Investitionen] für das | |
heruntergewirtschaftete Land mit 80 Millionen Einwohnern zu akquirieren. | |
Merkel nannte neben dem Rohstoffsektor den Bau kleiner Wasserkraftwerke | |
sowie den verstärkten Schutz der Regenwälder des Kongobeckens als mögliche | |
Bereiche. Sie habe vorgeschlagen, in sechs Monaten Bilanz über die Lage im | |
Kongo zu ziehen, um dann zu sehen, was genau Deutschlands Beitrag sein | |
könne. Abwarten, ob Tshisekedis Kurs sich durchsetzt, lautet also die | |
Devise. | |
Felix Tshisekedi, Sohn eines historischen kongolesischen | |
Oppositionsführers, hatte im Januar nach fast auf den Tag genau achtzehn | |
Jahren zunehmend erratischer Kabila-Herrschaft sein Amt übernommen, als | |
Ergebnis eines weithin angezweifelten Wahlsiegs und eines mutmaßlichen | |
Deals mit seinem Vorgänger. Joseph Kabila wohnt nach wie vor in der | |
Präsidentenresidenz und seine Getreuen dominieren Regierung und Parlament. | |
All das schränkt nach Meinung vieler Kongolesen den Handlungsspielraum des | |
neuen Präsidenten erheblich ein. | |
## Kabila-Frage ist für Tshisekedi nur „Ablenkung“ | |
Eine Frage eines kongolesischen Journalisten nach seinem Verhältnis zu | |
seinem Vorgänger quittierte Tshisekedi in Berlin mit dem Hinweis, dieses | |
Thema sei eine „Ablenkung“. Kabila habe „erwiesene Regierungserfahrung“… | |
sei ein „Berater, den ich ab und zu brauche“ und der von manchen Dingen | |
mehr verstehe. Aber „er weiß, dass ich das Land führe“. | |
Vor seiner Abreise am Freitagabend, früher als ursprünglich geplant, sprach | |
Tshisekedi vor mehreren hundert jubelnden Kongolesen auf einem von der | |
Botschaft seines Landes organisierten Treffen in einem Ballsaal. Den | |
größten Applaus erhielt er für seine Ankündigung, er wolle aus dem Kongo | |
„das Deutschland Afrikas“ machen. | |
Das Land müsse vereint nach vorne blicken, rief der Präsident seine | |
Landsleute auf, und sich mit seinen Nachbarn und der Weltgemeinschaft | |
versöhnen. Der Kongo müsse Investoren willkommen heißen und sie nicht durch | |
Korruption und Willkür wieder vergraulen wie bisher. | |
18 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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