# taz.de -- Autorin Carola Rackete: Gegen zivilen Gehorsam | |
> Die als Seenotretterin berühmt gewordene Carola Rackete stellt ihr erstes | |
> Buch vor. Es ist ein Appell, gegen die Klimakatastrophe aktiv zu werden. | |
Bild: Will, dass Menschen handeln statt zu hoffen: Carola Rackete | |
BERLIN taz | Der Umweltschutz hat im Leben von Carola Rackete bisher eine | |
weitaus größere Rolle gespielt als die [1][Rettung von Flüchtlingen]: | |
Sieben Polarsommer hat sie in den letzten Jahren auf Forschungsschiffen in | |
der Arktis verbracht. Doch dass sich an diesem Mittwoch, als sie in einem | |
überfüllten Raum im Haus der Bundespressekonferenz ihr erstes Buch über die | |
Klimakrise vorstellt, acht FotografInnen und sieben Kameraleute drängen, | |
liegt nicht an diesen Schiffsexpeditionen. | |
Sondern an der Mission, die sie im vergangenen Sommer berühmt gemacht hat: | |
Denn im Juni hatte die 31-Jährige als [2][Kapitänin des Rettungsschiffs | |
„Sea-Watch 3“] trotz eines Verbots der italienischen Regierung mit 58 | |
geretteten Flüchtlingen an Bord den Hafen der Insel Lampedusa anlief. Es | |
folgte eine Festnahme durch die Polizei, die Freilassung durch ein Gericht | |
und großes mediales Interesse. | |
Mit einer Schilderung dieser dramatischen Tage beginnt auch das [3][Buch] | |
„Handeln statt hoffen – Aufruf an die letzte Generation“, das Rackete jet… | |
unter Mitarbeit von Anne Weiss im Droemer-Verlag veröffentlich hat. Doch | |
von diesem Kampf für Menschenrechte kommt sie bald zu ihrem ursprünglichen | |
Thema, dem Kampf um das Überleben der Menschheit. Denn die Klimakrise sei | |
ein zentraler Grund für die wachsende Zahl von Flüchtlingen. | |
„Die Menschheit steht vor einer existenziellen Krise“, sagt Rackete. Wenn | |
nicht schnell umgesteuert werde, werde die globale Temperatur schon bis | |
2050 um 2 Grad ansteigen – und damit jene Kipppunkte erreicht, die die | |
weitere Entwicklung unbeherrschbar machen, so dass bis zum Ende des | |
Jahrhunderts ein Anstieg von 3 bis 5 Grad drohe. „Ein Kind, das heute | |
geboren wird, wird diese Welt noch erleben“, warnt die Kapitänin. „Und | |
niemand weiß, wie viele Menschen in einer solchen Welt leben können.“ | |
Auch wenn der Untertitel „Aufruf an die letzte Generation“ einen anderen | |
Eindruck erwecken kann, soll das Buch aber nicht demotivieren, sondern zum | |
Handeln anregen. „Wir sind die letzte Generation, die die Krise nach | |
abwenden kann“, erläutert sie. Möglich sei das aber nicht durch | |
individuelle Veränderungen. „Die Menschen müssen sich kollektiv | |
organisieren, um das System zu verändern.“ | |
Als vielversprechenden Ansatz dafür sieht sie die Bewegung Extinction | |
Rebellion, bei der sie währende der jüngsten Protestwoche auch als Rednerin | |
aufgetreten ist. Kritik an deren Methoden weist sie bei der Buchvorstellung | |
zurück. „Einzelne Aktionen“ wie die umstrittene [4][U-Bahn-Blockade] in | |
London halte sie persönlich nicht für sinnvoll. Insgesamt sei aber „ein | |
bisschen Störung absolut gerechtfertigt, wenn wir sehen, was auf die | |
Menschen zukommt“. Dass sie nicht zivilen Ungehorsam für das Problem hält, | |
sondern das Gegenteil davon, zeigt auch die Widmung des Buches: „Für alle | |
Opfer des zivilen Gehorsams“. | |
30 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Carola-Rackete-beim-Kapitaenstag/!5624028 | |
[2] /Kapitaenin-ueber-Sea-Watch-Situation/!5606254 | |
[3] https://www.droemer-knaur.de/buch/carola-rackete-handeln-statt-hoffen-97834… | |
[4] /Extinction-Rebellion-blockiert-U-Bahn/!5634584 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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