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# taz.de -- Fußball-Klub-WM in China: Passender Partner
> Eine neue, ganz große Klub-WM wird bald in der Volksrepublik ausgetragen.
> Die Fifa macht Kasse und liefert sich dem Regime aus.
Bild: Mit Infantinos Segen: China darf die nächste Klub-WM ausrichten
Einstimmig sei die Entscheidung gefallen, hob Fifa-Chef [1][Gianni
Infantino] hervor, als wäre das etwas Besonderes im obersten Gremium des
Weltfußballverbandes. Betonen wollte er indes damit die einmütige
Überzeugung im Fifa-Council, dass China der attraktivste Gastgeber für die
neue Klub-WM 2021 ist. Andere Standorte hätten gar nicht zur Debatte
gestanden.
Auch als Gastgeber der Weltmeisterschaft 2030 wird die asiatische Großmacht
in Fifa-Kreisen hoch gehandelt. Der unwiderstehliche Drang zur
Einstimmigkeit hat gewiss mit den lukrativen Perspektiven zu tun, welche
China der Fifa bietet. Und umgekehrt ist es gerade dieser erkaufbare
Einklang, der die Fifa und die Sportwelt für China so interessant macht.
Wie sehr sich das auszahlt, kann man derzeit in den USA am Beispiel der
weltweit besten Basketballliga studieren. [2][In der NBA] ist nämlich das
Geld, das vom wichtigsten Auslandspartner hereingeschwemmt kommt, aus den
Finanzplänen gar nicht mehr wegzudenken. Von einer halben Milliarde Euro
pro Saison ist die Rede.
Aus Sicht von China lassen sich auf diese Weise schon die kleinsten
Misstöne aus der Welt schaffen, die das eigene Image beschädigen. Als sich
vor wenigen Wochen Daryl More, der Manager der Houston Rockets, in einem
Tweet mit den Demonstranten in Hongkong solidarisch erklärte, die sich
gegen die Entmündigung durch die chinesische Regierung zur Wehr setzten,
statuierte man ein Exempel.
## Vorauseilender Sponsorengehorsam
Die Kooperation mit Houston wurde vom chinesischen Basketballverband
aufgekündigt, das Staatsfernsehen stellte die Übertragung von
NBA-Vorbereitungsspielen ein. Sogar die beiden Saisonauftaktspiele am
Dienstag wurden aus dem Programm gestrichen. Der Sportartikelhersteller
Nike nahm in vorauseilendem Gehorsam die Houston-Fanartikel aus seinen
Läden in China.
Dass sich die NBA sofort per Tweet „zutiefst enttäuscht von Moreys
unangemessenen Kommentaren“ zeigte, konnte die Sanktionen nicht verhindern.
Der amerikanische Vize-Präsident Mike Pence geißelte am Donnerstag das
Einknicken gegenüber China als „Tochterunternehmen dieses autoritären
Regimes“. Auch wenn man im Weißen Haus ebenfalls mit freien
Meinungsäußerungen von NBA-Vertretern so seine Schwierigkeiten hat und sie
mit Ausladungen quittiert, trifft die Kritik doch sehr pointiert den Kern
eines wachsenden Problems. Der organisierte Sport macht sich zunehmend zum
Lakaien autoritärer Regime.
Und schon jetzt wirkt die Macht Chinas weit über die NBA hinaus. Unter den
sieben deutschen Bundesligavereinen, die derzeit eine profitversprechende
Kooperation mit China pflegen, wird es den ein oder anderen Funktionär
geben, der mit der Protestbewegung in Hongkong sympathisiert. Nur wird
spätestens seit dem kostpieligen Tweet von Morey sicherlich keiner mehr den
Mund aufmachen. Das funktioniert nach dieser Machtdemonstration auch ganz
ohne chinesische Zensurbehörden.
Wenn die Fifa nun in diesen Zeiten ihren Deal mit China feiert, ist das als
Bekenntnis des Weltverbandes zu werten, das Kleingedruckte im Vertrag sehr
wohl verstanden zu haben. Vor einigen Jahren sind der Fifa einige ihrer
großen westlichen Unternehmenspartner abhanden gekommen, weil diese nicht
mit einem System der Korruption, Intransperenz und des Nepotismus in
Verbindung gebracht werden wollten. Ersetzt wurden sie durch große
chinesische Sponsoren, die sich an dem Machtmissbrauch offenbar nicht
störten.
Auch das schlecht beleumundete Internationale Olympische Komitee arbeitet
mit zwei großen chinesischen Partnern zusammen. Der Milchproduktkonzern
Mengniu und der Online-Händler Alibaba sponsoren das IOC zusammen im
Milliardenbereich. Es wächst hier zusammen, was zusammenpasst.
25 Oct 2019
## LINKS
[1] /Fifa-Chef-Gianni-Infantino/!5562126
[2] /Politische-Haltung-im-US-Basketball/!5628498
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
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