# taz.de -- Zukunft der Fußball-WM: Giannis Visionen | |
> Fifa-Präsident Gianni Infantino möchte die Fußball-WM schon im Jahr 2023 | |
> auf 32 Teams aufblasen. Verträgt das der Frauenfußball? | |
Bild: Nächstes Mal daheim? Südafrikas Nationalteam nach dem Spiel gegen Deuts… | |
Gianni Infantino hat geliefert. Die Weltmeisterschaft in Frankreich war | |
super, hat der Fifa-Präsident gesagt, und wie es so seine Art ist, hat er | |
verkündet, dass der Fußball der Frauen größer werden soll. Ein Klub-WM soll | |
so schnell wie möglich her, und natürlich muss die WM vergrößert werden. 32 | |
Teams sollen daran teilnehmen. Ob das dem Turnier guttut, werden alle | |
bezweifeln, die das 13:0 der USA gegen Thailand gesehen haben. Und | |
außerdem: Die Frauen-WM, die auch in Frankreich so angenehm daherkam, weil | |
viele Spiele in kleineren Stadien ohne nennenswerten VIP-Bereich und ohne | |
den Hospitality-Wahnsinn eines Männerturniers ausgekommen sind, wird so | |
groß, dass die Zahl der möglichen Länder, die sich darum bewerben können, | |
kleiner wird. | |
Noch ist das Fifa-Turnier auch für Verbände zu stemmen, die nie im Leben | |
darauf kämen, sich eine Männer-WM anzutun. Zehn Länder haben sich nun um | |
die Austragung der Frauen-WM 2023 beworben. Da sind sie noch von 24 | |
teilnehmenden Mannschaften ausgegangen. Die Papiere, die ihnen die Fifa am | |
18. März zugestellt hat, beziehen sich auf ein Teilnehmerfeld von dieser | |
Größe. Jetzt soll alles anders werden. Im Vorbeigehen hat der | |
Fifa-Präsident vorgeschlagen, schon bei der nächsten Ausgabe der WM 32 | |
Teams zuzulassen. Ein wahrer Magenschwinger für viele Bewerber. | |
Bei einem Teilnehmerfeld von 32 wären viele von ihnen schnell aus dem | |
Rennen. Bolivien und Neuseeland hätten vielleicht schon nicht mehr genug | |
Stadien. Sollte das Turnier wirklich aufgeblasen werden, müssten sie alles, | |
was sie bisher für ihre Bewerbungsunterlagen zusammengestellt haben, erst | |
einmal in die Tonne drücken. Abgabe der sogenannten Bid Books ist schon am | |
4. Oktober. Die Entscheidung über das Austragungsland fällen die 37 | |
Mitglieder des Fifa-Rats nächstes Jahr am 20. März. Eines der zehn Länder | |
könnte auch bei erweitertem Teilnehmerfeld im Rennen bleiben – Südafrika. | |
Da hat schon einmal ein großes 32er-Turnier stattgefunden, die Männer-WM | |
2010. | |
Das Land wäre der erste Gastgeber einer Frauen-WM aus Afrika. Doch wer nun | |
glaubt, dass sich Südafrika allein aus diesem Grund auf die Unterstützung | |
des mitgliederstarken afrikanischen Kontinentalverbands verlassen kann, der | |
könnte sich täuschen. Seit der Vergabe der Männer-WM an die Dreierbewerbung | |
aus den USA, Mexiko und Kanada ist der südafrikanische Verband nicht gerade | |
wohlgelitten auf dem Kontinent. Denn die Südafrikaner haben die siegreiche | |
Bewerbung unterstützt und dem afrikanischen Bewerber Marokko die | |
ursprünglich zugesagte Unterstützung verweigert. | |
## Gute Gründe, dem Frauenfußball auf die Beine zu helfen | |
Dass die Südafrikaner nicht beliebt sind, lässt sich an der Geschichte des | |
gerade in Ägypten stattfindenden Afrika-Cups erzählen. Der sollte | |
ursprünglich in Kamerun ausgetragen werden. Weil die Vorbereitungen in dem | |
Land aber nicht so recht von der Stelle kamen, entzog der Afrikanische | |
Fußballverband dem Land das Turnier. Es wurden Ersatzausrichter gesucht. | |
Ägypten und Südafrika meldeten sich. Südafrika betrachtete sich als | |
designierter Ausrichter. | |
Doch das Exekutiv-Komitee des Afrikanischen Fußballverbands entschied sich | |
mit 16:1 Stimmen für Ägypten. Offiziell hieß es, die Regierungsgarantien | |
aus Ägypten seien mehr wert gewesen als die aus Südafrika. Dort geht man | |
davon aus, dass es sich um ein Rachevotum für das Verhalten bei der | |
Vergabe der Männer-WM 2026 gehandelt hat. | |
Je größer die Frauenturniere werden, die die Fifa zu vergeben hat, und je | |
mehr Augen aus der ganzen Welt auf diese Turniere gerichtet werden, desto | |
weniger spielen rein sportliche Gründe bei der WM-Vergabe eine Rolle. Es | |
gäbe gute Gründe, dem Frauenfußball in Südafrika ein wenig auf die Beine zu | |
helfen. Ein überschaubares Fifa-Turnier könnte da helfen. Die nationale | |
Liga, die zu Jahresbeginn vollmundig angekündigt wurde, hat immer noch | |
keinen garantierten Starttermin. | |
Der war mal im April geplant, dann auf den 8. August verschoben worden. Ob | |
sie zu diesem Zeitpunkt wirklich beginnt, kann keiner so recht sagen. | |
Ländern beim Aufbau und dem Betrieb nationaler Ligen zu unterstützen, | |
sollte viel eher Anliegen der Fifa sein, als einfach mal so eine | |
Weltmeisterschaft für 32 Länder zu forcieren, weil einem Fifa-Präsidenten | |
die vier Spiele, die er bei dieser Weltmeisterschaft gesehen hat, so gut | |
gefallen haben. | |
8 Jul 2019 | |
## AUTOREN | |
Andreas Rüttenauer | |
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