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# taz.de -- Kommentar Wiederwahl des Fifa-Chefs: Ein Freudenfest der Realsatire
> Die naive Begeisterung mancher Fans überlagert jede Erinnerung an das
> mafiöse Fifa-Kartell. Infantino kann mit dem Fußball machen, was er will.
Bild: Die Fußballverbände liegen Gianni Infantino zu Füßen
Es war schon sehr lustig in Paris. Vorne am Rande einer viel zu groß
geratenen Bühne in einer riesigen Halle an der Porte de Versailles stand
ein glatzköpfiges Männlein und lieferte eine Pointe nach der anderen. „Bei
der Fifa geht es nicht um Geld“ war einer dieser Brüller. Oder: „Wir waren
eine fast kriminelle Organisation.“ Waren! Fast!
Es war ein Freudenfest der Realsatire, das da beim 69. Kongress des
Internationalen Fußballverbands gefeiert wurde. Das glatzköpfige Männchen
war der Star des Tages. Gianni Infantino, Schweizer, hat die Fifa in den
vergangenen drei Jahren nach dem Sturz seines Vorgängers Sepp Blatter
geführt. Und darf sie nun vier Jahre weiterführen. [1][Per Akklamation ist
er gewählt worden.] Was haben wir gelacht!
Die Fußballverbände liegen Gianni Infantino zu Füßen. Es wird heute nicht
mehr geschmiert und klammheimlich kassiert. Immer höhere Summer werden ganz
hochoffiziell ausgezahlt. Von den irrwitzigen Fifa-Einnahmen durch
Sponsoren und TV-Rechte werden in den kommenden drei Jahren 1,55 Milliarden
US-Dollar an die Verbände ausgeschüttet.
Und wenn es Verbandschef Infantino gelingt, noch mehr Wettbewerbe der Fifa
[2][meistbietend an irgendwelche Diktatoren oder Menschenschinderregime zu
verscherbeln,] wenn es der Fifa unter ihm weiter gelingt – wie in Katar -,
Verstöße gegen Standards und tote Arbeiter zu ignorieren, wird bald noch
mehr ausgeschüttet. Bei der Männer-WM in Russland konnte Infantino
beobachten, dass die naive Fußballbegeisterung vieler Fans jede Erinnerung
an das mafiöse Fifa-Kartell, das kurz zuvor ausgehoben worden war,
überlagert.
## Kein Witz!
Er hat gesehen, dass er mit dem Fußball machen kann, was er will. Die
Verbände werden mitspielen, solange es sich für sie auszahlt. Die meisten
Fans auch. Und ein paar Transparente in Bundesligastadien, in denen gegen
den modernen Fußball nach Fifa-Bauart protestiert wird, repräsentieren noch
lange keine Bewegung.
So gesehen ist Gianni Infantino tatsächlich genau der richtige Mann an der
Spitze des Weltfußballs. Kein Witz!
5 Jun 2019
## LINKS
[1] /Kongress-des-Weltfussballverbands/!5601023
[2] /Fussball-WM-2022-in-Katar/!5520442
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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