# taz.de -- Vegetarische und vegane Ernährung: Fleischlos, aber jede Menge Mü… | |
> Oft sind vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte in nur kleinen | |
> Mengen verpackt. Das verursacht jede Menge Plastikmüll. | |
Bild: Wer's mag… | |
Berlin taz | Fleischlose Salami, Mortadella und Leberwurst [1][gibt es im | |
Supermarkt zwar immer häufiger], doch fast alles davon ist in Plastik | |
verschweißt und wird oft auch nur in kleinen Mengen angeboten. In einer | |
Packung mit veganem Aufschnitt der Firma Veganz etwa, einem Großhändler für | |
vegane und vegetarische Lebensmittel, sind gerade einmal 80 Gramm | |
enthalten. Und auch die vegetarische Salami der Firma Rügenwalder Mühle | |
wird nur mit acht Scheiben verkauft. Wer sich also im Supermarkt mit | |
veganen oder vegetarischen Produkten zudeckt, kauft auch jede Menge | |
[2][Plastikmüll]. | |
Kleine Verpackungen würden von Verbrauchern nach wie vor stark nachgefragt | |
werden, rechtfertigt sich Jörg Bunk, Leiter der Rügenwalder Mühle. Ein | |
Grund dafür sei, dass es „immer mehr kleine Haushalte mit dem Wunsch nach | |
kleineren Verpackungen“ gebe. Und auch bei größeren Haushalten werde mehr | |
Abwechslung gewünscht. | |
Während man bei fleischhaltiger Wurst auf die Frischetheke ausweichen kann, | |
ist das bei vegetarischen und veganen Aufschnitten nicht der Fall. Doch | |
warum gibt es noch keine unverpackte und fleischlose Wurst an der Theke im | |
Supermarkt? | |
„Wenn Fleischersatzprodukte und insbesondere pflanzenbasierte | |
Fleischersatzprodukte auch an der Frischetheke im Supermarkt erhältlich | |
wären, würde dies womöglich mehr Konsumentinnen überzeugen, entsprechende | |
Produkte zu kaufen“, vermutet Florian Antony, Experte für Produkte und | |
Stoffströme am Öko-Institut, einem privaten Umweltforschungsinstitut. Aus | |
Umweltsicht sei das durchaus sinnvoll. Zugleich weist er darauf hin, dass | |
auch Frischetheken, wie sie derzeit in den meisten Supermärkten vorhanden | |
sind, nicht komplett ohne Verpackung auskommen. Grundsätzlich gebe es noch | |
„viel Forschungs- und Entwicklungsbedarf bei der Handhabung veganer und | |
vegetarischer Fleischersatzprodukte“, meint Antony. | |
## Einige Geschäfte sind kreativ | |
Bei l’hebivore, einem Geschäft für selbst hergestellte | |
Bio-Fleischersatzprodukte in Berlin, seien die Produkte hinter der Theke | |
anfangs tatsächlich alle unverpackt gewesen, sagt Geschäftsführer Eric | |
Koschitza. Nachdem die Veggi-Wurst allerdings in Luftkontakt kommt, halte | |
diese nur noch etwa eine Woche. Unverkaufte Produkte würden rasch | |
verschimmeln. Deshalb sind die Produkte nun wieder in Plastik verpackt. Nur | |
wenn einmal die Woche neue „Wurst“ aufgeschnitten wird, können Kunden mit | |
Tupperdosen vorbeikommen und unverpackt einkaufen. Das hätten bislang aber | |
nur wenige genutzt. | |
Immerhin: Einzelne Geschäfte sind bereits kreativ geworden. In der Berliner | |
„Vetzgerei“ werden vegetarische Fleischsalate oder auch Steaks | |
beispielsweise in Pfandgläsern verkauft. Andere Produkte werden in | |
Bioverpackungen aus Maisstärke oder in Einschlagpapier verpackt. | |
Raimund Esser, Sprecher der Rewe-Markt GmbH in Köln, meint, der Markt für | |
vegane und vegetarische Produkte sei noch zu klein. Er hält es für | |
„absolute Zukunftsmusik“, fleischfreie Wurst an der Frischetheke | |
anzubieten. „Das würde einen Aufschrei bei den Vegetariern und Veganern | |
geben, wenn die fleischlosen Produkte an der gleichen Theke wie die Wurst | |
liegen würden“, vermutet Esser zudem. | |
Um Kontaminationen zu vermeiden, müsste also eine separate Theke gebaut | |
werden. „In zehn Jahren sieht das aber vielleicht anders aus. Meine Kinder | |
essen ja auch schon kein Fleisch mehr.“ | |
4 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Leonie Asendorpf | |
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