Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neues „Bento“ geht online: Die wilden Zeiten sind vorbei
> Das junge „Spiegel“-Angebot „Bento“ startet im neuen Design, es wirkt
> seriöser und erwachsener. Auch eine Printausgabe wird es künftig geben.
Bild: Ist jetzt fast so seriös wie der große, erwachsene „Spiegel“: der A…
Jetzt ist es also tatsächlich passiert: [1][Bento], die junge
Nachrichtenseite des Spiegel, hat sich verändert und ist – nun endgültig –
[2][erwachsen und seriöser geworden]. Nun ja, endgültig, oder wie Viktoria
Bolmer, eine der Ressortleiterinnen von Bento sagt, „ein bisschen
vielleicht“. Seit Mittwochvormittag liegt die neue Website in einem
dunklen, kräftigen Blau vor weißem Hintergrund. Auch die
Spiegel-Hausschrift hat man übernommen.
Die bunten und wilden Zeiten von Bento scheinen also vorbei. Keine
Quizspiele, keine Listen findet man mehr auf der Website. Alles Inhalte,
für die die junge Nachrichtenseite von Kritiker*innen in der Vergangenheit
als redundant und nicht journalistisch bezeichnet wurde.
Nicht nur optisch will man sich verändern, auch inhaltlich soll künftig bei
Bento einiges anders laufen. In der Vergangenheit habe Bento auch
dpa-Meldungen genutzt, sagt Julia Rieke, ebenfalls Ressortleiterin. Darauf
werde man jetzt verzichten. Denn Nachrichten gebe es schließlich auch auf
woanders. Stattdessen setzt die Redaktion von nun an auf „längere, tiefer
recherchierte Stücke mit Magazincharakter“, heißt es in der
Pressemitteilung. Und möchte „den ganz eigenen Blick unserer Redaktion auf
ein Thema vermitteln“, sagt Rieke. Die Perspektive ist dabei klar: jung, im
Sinne der 18 bis 30-Jährigen.
## Bald auch als Magazin
Hinzu kommt: Bento wird es ab 2020 auch in ausgedruckter Form geben in
einer Druckauflage von rund 200.000 Exemplaren. Viermal im Jahr produziert
die Redaktion dann eine Printausgabe unter dem Titel Bento Start, die als
Beilage dem Spiegel beigelegt und an Universitäten ausgelegt wird.
Bento Start ersetzt also den alten Uni-Spiegel, der im April zuletzt
erschienen war. Katharina Hölter, bislang Teamleiterin des Bento-Ressorts
„Uni & Arbeit“, wird das Produkt redaktionell verwalten.
Während viele Verlage im Printbereich schon seit Jahren zurückschrauben,
nun also ein ausgedrucktes Bento? Man kann diesen Schritt als mutig
bezeichnen – oder als taktisch klug. Denn Bento Start wird kostenlos
ausliegen. Also: eine sicherlich clevere und einfache Werbemaßnahme für
Bento als Marke.
Viele Verlage haben in den vergangenen Jahren ähnliche junge Angebote wie
der Spiegel geschaffen: Heute plus vom ZDF, byou von bild.de oder Ze.TT von
Zeit Online. Nicht alle haben seit ihrer Gründung überlebt, mussten
teilweise aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden. Vier Jahre nach
dem [3][Start von Bento] und einem neuen Relaunch kann man also mal die
Frage stellen: Wieso Bento nicht?
Man kann es ganz nüchtern sehen: „Spiegel Online ist natürlich
reichweitenmäßig eine große Unterstützung“, sagt Rieke. Bento war also
einfach profitabel. Dabei generierte die Nachrichtenseite seine Reichweite
zu gut zwei Dritteln über Spiegel Online, wie es in einem Anfang September
[4][veröffentlichten Blogeintrag] hieß. Für Verantwortliche des Produkts
und im Verlag stellte sich zunehmend die Frage, wie sinnvoll es sei, Bento
als eigenständigen Ableger beizubehalten.
## Ort für Experimente
Mittlerweile heißt die Antwort: Es braucht die eigene Seite, um die
gewachsene Community nicht zu verlieren. Und: „Um dort mehr ausprobieren
und experimentieren zu können“, sagt Julia Rieke. Wahrscheinlich ist das
die interessanteste und spannendste Erkenntnis aus dem Bento-Resümee.
Der junge Nachrichtenseite erfüllt eine Doppelfunktion im Spiegel-Haus. Die
Redaktion produziert nicht nur Inhalte für ein junges Publikum, sondern
dient auch als Versuchslabor für den Verlag. Unter der Marke Bento konnten
seit der Gründung 2015 verschiedenste Zugänge und Formate probiert werden,
die beim Spiegel selbst so nie hätten stattfinden können.
Auffällig ist, dass sich Themen wie Sex und Liebe, die einen großen Teil
von Bento ausmachen, in ähnlicher Weise nun auch beim Digitalangebot
[5][Spiegel Plus] zu finden sind. Das Kind Bento also quasi als
Experimentierfeld für den Erwachsenen Spiegel.
Die wilden Zeiten von Bento scheinen nun also erst mal vorbei zu sein.
Optisch und inhaltlich, so schreibt es der Verlag ja selbst, rückt Bento
nun näher an den Spiegel. Experimentiert hat man vielleicht genug. Genug
jedenfalls, um zu wissen, was funktioniert und was nicht.
16 Oct 2019
## LINKS
[1] https://www.bento.de/
[2] /Spiegel-erneuert-seinen-Ableger-Bento/!5620988
[3] /Spiegel-Online-Jugendseite-Bento/!5238044
[4] https://medium.com/@devspiegel/wie-sich-bento-neu-erfinden-wird-9eb13f4ab4f
[5] /Bezahlinhalte-bei-Spiegel-Online/!5497590
## AUTOREN
Erica Zingher
## TAGS
Der Spiegel
Spiegel Online
Digitale Medien
Online-Journalismus
Spiegel
Medien
Schwerpunkt Zeitungskrise
Spiegel Online
Buzzfeed
## ARTIKEL ZUM THEMA
Journalistische Angebote für junge Leute: Keine Zeit für Experimente
Vor knapp fünf Jahren gingen Formate wie „Bento“ und „Ze.tt“ an den St…
Jetzt naht bei vielen das Ende. Ist allein Corona daran schuld?
Aus für „Spiegel“-Jugendmedium: „Bento“ wird eingestellt
Das „Spiegel“-Angebot für junge Leute hört zum Herbst 2020 auf. Aus
wirtschaftlichen Gründen, die sich wegen Corona verschärft haben, sagt der
Verlag.
„Spiegel“ erneuert seinen Ableger „Bento“: Das Kind muss sich ändern
Vier Jahre nach dem Start von „Bento“ zieht der „Spiegel“ Resümee. Sch…
mit schrill und bunt, das junge Newsportal soll ausgeruhter werden.
Das Ende für „SPON“: Ab Herbst nur noch „Spiegel“
Nicht nur die Redaktionen von Print und Online werden zusammengelegt, auch
der Name und die Optik werden vereinheitlicht.
Spiegel Online-Jugendseite Bento: Die Spontis aus dem Bällebad
Nun startet „Bento“, der Versuch von „Spiegel Online“ die 18 bis
30-Jährigen zu erreichen – und neue Werbefelder auszuprobieren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.