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# taz.de -- Erdoğans Syrien-Politik: Trump pfui, Putin hui
> Noch nie ist ein türkischer Präsident so mit den USA umgesprungen wie
> Erdoğan. Putin gegenüber zeigt er sich hingegen devot. Kein Wunder.
Bild: Trump spricht zu Erdoğan
Es kann sehr schnell gehen, vom Weltenlenker zur Witzfigur zu werden.
Nachdem US-Präsident Donald Trump kürzlich per Tweet verkündet hatte, in
seiner „großen Weisheit“ könne er entscheiden, die türkische Wirtschaft
komplett zu zerstören, falls Erdoğan nicht sofort seinen [1][Krieg gegen
die Kurden] stoppt, lässt Erdoğan ihn jetzt wissen, Trump twittere ja so
inflationär, man könne das alles ja gar nicht mehr lesen.
Und bevor Vizepräsident Mike Pence überhaupt in Ankara gelandet war, um am
Donnerstag bei Erdoğan die Wünsche des US-Präsidenten vorzutragen, ließ der
türkische Staatschef bereits öffentlich wissen, was er von Trumps
Forderung, er möge doch mit den syrischen Kurden in einen Dialog treten,
hält: überhaupt nichts nämlich – weil Erdoğan, wie es sich von selbst
versteht, nicht mit „Terroristen“ redet.
So arrogant ist noch kein türkischer Präsident mit der vormals letzten
Weltmacht umgesprungen, wie es Erdoğan jetzt tut. Erdoğan, und er ist nicht
der Einzige, ist offenbar der Auffassung, dass die USA im Nahen Osten
nichts mehr zu melden haben, nachdem Trump sich durch den Truppenabzug aus
Syrien selbst aus dem Spiel genommen hat. So wie Europa bereits als
heuchlerische Macht von Erdoğan geschmäht wird, wird nun auch Trump und
seine Administration Gegenstand von Hohn und Spott.
Ganz anders verhält sich der türkische Präsident zu seinem russischen
Gegenüber Wladimir Putin. So höhnisch er sich gegenüber Trump verhält, so
[2][devot ist er gegenüber Putin]. Das hat im Moment vor allem damit zu
tun, dass Putin der eigentliche Machthaber in Syrien ist, von dessen
Entscheidungen die kommenden Einflusszonen an der türkisch-syrischen Grenze
abhängen.
Aber nicht nur das ist es. Der irrlichternde Trump hat den Respekt der
anderen Potentaten dieser Welt verspielt. Erdoğan sieht in Putin einen
verlässlichen Partner, in Trump längst nicht mehr. Das Problem ist nicht,
dass Trump keine Kriege mehr rund um die Welt führen will – das Problem
ist, dass er außenpolitisch mal dieses oder jenes von sich gibt und ihn
deshalb kaum noch jemand ernst nimmt.
Darüber hinaus hat nicht nur Erdoğan mehrfach die Erfahrung gemacht, dass
Trump nicht hält, was er am Telefon verspricht. Das ist nicht souverän, und
entsprechend lächerlich wirkt dieser Mann im Weißen Haus. Dabei wäre ein
Abschied vom US-Imperialismus alter Prägung eigentlich sehr wünschenswert.
Doch dazu gehören stringente politisches Strategien – und die hat Trump
nicht zu bieten.
17 Oct 2019
## LINKS
[1] /Tuerkischer-Einmarsch-in-Syrien/!5634212
[2] /Offensive-der-Tuerkei-in-Nordsyrien/!5629653
## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
## TAGS
Recep Tayyip Erdoğan
Wladimir Putin
Donald Trump
Syrischer Bürgerkrieg
Russland
Mike Pence
Nancy Pelosi
Bundestag
Schwerpunkt Syrien
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