| # taz.de -- Buch über Antifeminismus: Alles zurückdrehen | |
| > Das Buch „Frauen*rechte und Frauen*hass“ des Autor*innenkollektivs Fe.In | |
| > beschäftigt sich mit Antifeminismen und rechten Widersprüchen. | |
| Bild: Frauen kämpfen – gegen Anfeindungen von Rechts, oder auch hier im Ring… | |
| Was konnten wir in den letzten Jahren nicht alles über Feminismen lesen! Da | |
| die Gleichstellung von Frau und Mann nun ja völlig erreicht sei, brauche | |
| man gar keinen Feminismus mehr. Der Feminismus habe sich in eine | |
| [1][Ideologie] verwandelt, die sich nicht mehr mit den „echten“ Problemen | |
| „echter“ Frauen beschäftige. Die eigentliche Bedrohung der Frauenrechte | |
| gehe heute von „kulturfremden“ Einwanderern aus. Ausgerechnet die (neue) | |
| Rechte, die allenthalben von der Rückabwicklung feministischer Fortschritte | |
| träumt, spielt sich als Verteidigerin der – natürlich – weißen Frau und | |
| ihrer Rechte auf. Diesen offensichtlichen Widerspruch thematisiert das Buch | |
| „Frauen*rechte und Frauen*hass“ des Autor*innenkollektivs Fe.In. | |
| Der erste Teil der Analyse widmet sich der [2][Gendertheorie], die im | |
| Meinungskampf unter dem Stichwort „Genderismus“ immer schon als Karikatur | |
| ihrer selbst erscheint. Gezeigt wird, wie eine breite Flanke aus | |
| konservativen, erzkatholischen und neurechten Stimmen den Terminus „Gender“ | |
| jeglicher Bedeutung entkleidet, um ihn ins Lächerliche zu | |
| ziehen.„Genderwahn“ wird so zur Chiffre für Verwirrte, die nicht wissen, | |
| welche Toilette sie zu benutzen haben. | |
| Detailliert wird hier die Verknüpfung antifeministischer, | |
| antikommunistischer und letztlich anti-intellektueller [3][Rhetorik] | |
| offengelegt. Ein weiterer Teil beschäftigt sich mit der Ethnisierung von | |
| Gewalt gegen Frauen. Anhand von Beispielen wie der Kölner Silvesternacht | |
| oder Kandel (wo eine 15-Jährige von einem Flüchtling ermordet wurde) wird | |
| aufgezeigt, wie die Gewalt gegen Frauen, jedenfalls dann, wenn sie ethnisch | |
| „Fremden“ zugeschrieben werden kann, enormes Mobilisierungspotenzial | |
| innerhalb der rechten Szene entfaltet. Während die Gewalt gegen Frauen, die | |
| von Rechten ausgeht – gegen Partnerinnen ebenso wie gegen Geflüchtete oder | |
| Linke –, beschwiegen wird. | |
| Zuletzt widmet das Buch sich rechten Frauen und ihren Versuchen, durch | |
| Vlogs oder Frauengruppen zu Akteurinnen zu werden. Gerade hier bieten sich | |
| dem Leser zahlreiche neue Einblicke in innerszenische Mobilisierung. | |
| Verstanden werden muss das Buch als eine Art Kompendium zu rechten | |
| Diskursen, Frauen und Feminismus, übrigens mit besonderem Blick auf | |
| Österreich. Es ist analytisch aber dort schwach, wo die Ursachen für den | |
| Frauenhass, der sich beispielsweise in der Beschneidung reproduktiver | |
| Rechte abbildet, analysiert werden müssten. | |
| Dass es hierbei um die „Konkurrenz um Ressourcen“ zwischen Männern und | |
| Frauen oder „Privilegien“ geht, wie unisono bemerkt wird, ist nämlich | |
| keineswegs evident. Ebenso interessant wäre die Frage, warum Frauen, auch | |
| nichtrechte, so lustvoll das Opfernarrativ der Rechten (der „Fremde“ als | |
| sexuelle Bedrohung) übernehmen. Ist die Dimension der quasipornografischen | |
| Fantasie, die mitschwingt, nicht ziemlich offensichtlich? Eine solche | |
| Analyse hätte vielfältige soziologische wie psychologische Erklärungen | |
| einbeziehen müssen. | |
| 21 Sep 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Marlen Hobrack | |
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