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# taz.de -- Automatisierung in Deutschland: Kollege Roboter
> Die deutsche Industrie hat die dritthöchste Roboterdichte der Welt. Für
> den Arbeitsmarkt bietet das überwiegend Chancen.
Bild: Keine Angst, wenn als nächstes ein Roboter eingestellt wird
Es mutet wie eine schlechte Nachricht an, aber es ist keine: Die deutsche
Volkswirtschaft hat in der westlichen Welt die höchste Roboterdichte,
global gesehen haben nur Singapur und Südkorea mehr Roboter pro
EinwohnerInnen.
Nach Angaben des Branchenverbandes [1][International Federation of
Robotics] kamen in Deutschland im vergangenen Jahr auf 10.000 Arbeitnehmer
338 Robotereinheiten, im Stadtstaat Singapur waren es 831 und in Südkorea
774. 2018 schaffte die deutsche Industrie mit insgesamt 27.000 Einheiten
mehr als viermal so viele neue Roboter an wie im weltweiten Durchschnitt.
Ein neuer Rekord. Hauptabnehmer waren die Auto- und die Elektrobranche.
Solche Meldungen beunruhigen viele Menschen. Denn der Kollege Roboter gilt
[2][als Arbeitsplatzkiller]. Und deshalb ist er extrem unbeliebt. Das ist
ungerecht. Kollege Computer ist ein netter Kerl. Ja, er macht bestimmte
Formen menschlicher Arbeit überflüssig.
Er kann Tätigkeiten übernehmen, die monoton sind, die krank machen, um die
eineN niemand beneidet. Doch erstens gibt es nach Angaben des
Branchenverbandes mit einem Anteil von weltweit 3,24 Prozent bislang wenige
echte sogenannte kollaborative Industrieroboter, die Aufgaben im gleichen
Arbeitsbereich wie Menschen wahrnehmen können. Roboter ersetzen zweitens
nicht einfach Menschen, denn sie müssen kontrolliert, gewartet und bedient
werden.
## Gewinn für die Gesellschaft
Und: Im Zuge der Digitalisierung entstehen in der Industrie und in der
Internetgesellschaft viele neue Arbeitsplätze, neue Berufe und Jobs für
Menschen ohne Berufsabschluss.
Kollege Roboter ist nicht schuld an Arbeitslosigkeit und Niedriglohn, auch
wenn Angstmacher das gerne behaupten. Denn damit lenken sie ab von dem
wirklichen Problem: der falschen Verteilung von Vermögen,
Entscheidungsmacht und Arbeitszeit. Roboter machen reich, aber leider
zurzeit nur diejenigen, denen sie gehören. Zum Beispiel weil für sie keine
Sozialabgaben fällig sind. Das sollte nicht so bleiben.
Vernünftig besteuert ist Kollege Roboter ein ungeheurer Gewinn für die
Gesellschaft – denn die könnte sich dank ihm radikale Arbeitszeitverkürzung
und gute soziale Absicherung für alle leisten. Schade ist nur, dass der
Kollege Roboter für die Umsetzung solcher Forderungen nicht streiken kann.
18 Sep 2019
## LINKS
[1] https://ifr.org/ifr-press-releases/news/robot-investment-reaches-record-16.…
[2] /Automatisierte-Arbeit-in-China/!5578045
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
Roboter
Arbeitsmarkt
Automatisierung
Technik
Arbeit
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Strukturwandel
Kunstbetrieb
Volkswagen
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