| # taz.de -- Regierungsbildung nach Wahl in Sachsen: 7,7-Prozent-Mann stellt Bed… | |
| > In Sachsen sind SPD, CDU und Grüne für ein Bündnis aufgeschlossen – alles | |
| > andere ist nach der Wahl unrealistisch. Die AfD bietet sich der CDU an. | |
| Bild: Teil der kleinsten Fraktion im Landtag: Martin Dulig | |
| Dresden taz | Den süßen Köder Koalitionskonfekt, den die AfD in Sachsen am | |
| Montag dem [1][Erzfeind CDU] in den Mund schob, überraschte schon. „Wir | |
| sind dialogbereit und werden uns Koalitionsgesprächen nicht verweigern“, | |
| erklärte Generalsekretär Jan Zwerg. Die Sachsen hätten sich mit großer | |
| Mehrheit für eine „bürgerliche Mehrheit“ entschieden, dem wolle man | |
| entsprechen. Bis zuletzt hatte hingegen Landeschef Jörg Urban betont, dass | |
| es eine schwarz-blaue Koalition nur unter AfD-Führung geben könne. | |
| CDU-Generalsekretär Alexander Dierks aber blieb auch gestern bei der | |
| Parteilinie, weder mit der Linken noch mit der AfD Sondierungsgespräche zu | |
| erwägen. | |
| Außer diesen auch von Ministerpräsident Michael Kretschmer strikt | |
| abgelehnten Optionen lässt das vorläufige Endergebnis nur eine einzige | |
| mehrheitsfähige Regierungsbildungsvariante zu. Denn von einer | |
| Minderheitsregierung sprechen in Dresden derzeit höchstens Journalisten, | |
| seit endgültig klar ist, dass dies eine stille Tolerierung und Abhängigkeit | |
| von der AfD bedeuten würde. Der Sächsische Landtag wird absehbar nicht | |
| durch Ausgleichs- und Überhangmandaten aufgebläht werden. | |
| Im Gegenteil. Die AfD wird voraussichtlich einen ihrer 38 errungenen Sitze | |
| nicht besetzen können, weil das Landesverfassungsgericht ihr nur eine Liste | |
| von 30 Kandidaten zubilligte, ein Großteil ihrer 15 erfolgreichen | |
| Direktkandidaten aber auch auf diesen ersten Listenplätzen abgesichert ist. | |
| Deshalb will die AfD die Wahl insgesamt anfechten. Bei 118 Abgeordneten | |
| läge die erforderliche Mehrheit einer Koalition bei 60 Stimmen. | |
| Die würden 46 Unions- und 14 Linke-Abgeordnete gerade so erreichen – aber | |
| diese Allianz ist ausgeschlossen. Bleiben als Partner der Union nur die | |
| Grünen mit 11 und die SPD mit 10 Sitzen in einer „Kenia“-Koalition, wie sie | |
| Sachsen-Anhalt seit 2016 ziemlich knirschend praktiziert. SPD-Landeschef | |
| und Wirtschaftsminister Martin Dulig hatte in der Schlussphase des | |
| Wahlkampfs bereits auffällig oft von dieser Option gesprochen. | |
| ## Die SPD möchte weiterregieren | |
| Denn die SPD möchte nach einer aus ihrer Sicht sehr akzeptablen | |
| fünfjährigen Koalition mit der CDU weiter mitregieren. Das Argument einer | |
| notwendigen Katharsis in der Opposition, wie für die Berliner Groko oft | |
| kolportiert, zieht in Sachsen nach berechtigter Meinung von Dulig und | |
| seinen Parteispitzen nicht. | |
| Denn die langen Phasen in der Opposition bis 2004 und von 2009 bis 2014 | |
| haben keineswegs Erholung und Stimmengewinne gebracht. Dulig ist sogar so | |
| forsch, trotz der 7,7 Stimmenprozente als kleinste Fraktion im Landtag | |
| schon Bedingungen für eine Zusammenarbeit zu stellen. Die gemeinsam mit | |
| Linken und Grünen über ein Volksbegehren angestrebte Gemeinschaftsschule | |
| und eine Landesverkehrsgesellschaft an Stelle von fünf | |
| Regionalgesellschaften gehören dazu. | |
| Die CDU hielt sich am Montag vor der am Abend stattfindenden | |
| Landesvorstandssitzung bedeckt. Die Grünen im Grunde auch, obschon ihre | |
| Aufgeschlossenheit zumindest beim Spitzenpersonal spürbar ist. „Da sind wir | |
| gern bereit, Verantwortung zu übernehmen“, sagte am Montag Landessprecherin | |
| Christin Melcher. Über mögliche Bedingungen hörte man von Spitzenkandidatin | |
| Katja Meier bislang nur, dass es ein „Weiter so“ nicht geben dürfe, | |
| insbesondere mit Blick auf die politische Kultur. Konflikte mit der CDU | |
| aber sind bei Klima, Energie, Flüchtlingen und Bildung programmiert, das | |
| wissen alle. Dem Vernehmen nach plädiert auch die Grünen-Bundesspitze für | |
| eine Regierungsbeteiligung. | |
| 2 Sep 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Michael Bartsch | |
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