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# taz.de -- Frankreich und die EU: Eine fast ideale Kandidatin
> Sylvie Goulard wäre eine perfekte Kommissarin in Brüssel. Macron ist
> dafür. Doch es gibt ein Risiko – ihr könnte womöglich ein Prozess drohen.
Bild: Bald in Brüssel? Frankreichs Verteidigungsministerin Sylvie Goulard
Paris taz | Sie hat alle erforderlichen Qualitäten, Kenntnisse und auch
Erfahrung in den europäischen Institutionen – fließend Deutsch spricht sie
auch noch. Der Wunsch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der
54-jährigen Sylvie Goulard in der [1][zukünftigen EU-Kommission von Ursula
von der Leyen] als Kommissarin einen Schlüsselposten zu geben, drängte sich
fast auf.
Aufgrund ihrer europäischen Karriere, ihrer fachlichen Kompetenzen und
ihres politischen Engagements für Europa stach sie in der engeren Auswahl
möglicher KandidatInnen, die Macron in den vergangenen Tagen vorgelegt
wurden, klar heraus.
Nach ihren Studien in Frankreichs Eliteschulen mit Abschlüssen in Recht,
Politologie und Verwaltung war sie zunächst im Außenministerium, unter
anderen in der Kooperation für die deutsche Wiedervereinigung, tätig.
Danach wurde sie Beraterin von EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und
Vorsitzende der Europa-Bewegung in Frankreich. 2009 wurde sie
EU-Abgeordnete der zentrumsdemokratischen Partei MoDem, die 2017 bei den
Präsidentschaftswahlen mit Macrons République en Marche eine siegreiche
Koalition bildete.
Es war keine Überraschung, dass Goulard nach Macrons Wahl als prominentes
MoDem-Mitglied neben dem Parteichef und ebenfalls nominierten
Justizminister François Bayrou als Verteidigungsministerin in die Regierung
einzog.
## Rücktritt nach einem Monat
Perplex aber war die französische Öffentlichkeit, als sie einen Monat
später ihren Rücktritt einreichte. Gegen sie, Bayrou sowie weitere
Ex-EU-Abgeordnete des MoDem war im Zusammenhang mit der Art der Anstellung
parlamentarischer Assistenten [2][ein Untersuchungsverfahren eingeleitet
worden]. Auch Bayrou, Macrons politischer Mentor, musste deswegen aus der
Regierung ausscheiden.
Die vermeintlich ideale Kandidatur von Goulard hat darum einen Haken. Heute
ist die Untersuchung in dieser politisch brisanten Finanzaffäre immer noch
nicht abgeschlossen. Für Goulard wie Bayrou gilt grundsätzlich die
Unschuldsvermutung, da es bisher keinen gegenteiligen Gerichtsentscheid
gibt.
Ein gewisses Risiko birgt Macrons Vorschlag, den von der Leyen jetzt prüfen
muss, trotzdem. Offenbar setzt er darauf, dass es am Ende der Untersuchung
nicht zu einem Prozess gegen Goulard kommt. Oder aber er rechnet damit,
dass sie ähnlich auf Nachsicht zählen kann wie Christine Lagarde. Sie
konnte EZB-Chefin werden, obwohl sie zuvor in der
Adidas-Tapie-Betrugsaffäre für schuldig erklärt worden war, aber das
Gericht keine Strafe verhängt hatte.
29 Aug 2019
## LINKS
[1] /Postenvergabe-in-der-EU/!5617721
[2] /Franzoesische-Verteidigungsministerin/!5424040
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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