Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Nachruf auf Selfmademen Bernard Tapie: In Marseille bleibt er „le…
> Sein Leben war von steilem Aufstieg und freiem Fall bestimmt. Am Sonntag
> erlag der französische Unternehmer Bernard Tapie einem Krebsleiden.
Bild: Gestatten, der Boss: Bernard Tapie ist im Alter von 78 Jahren gestorben
Paris taz | Spektakuläre Erfolge und steile Abstürze – Bernard Tapie galt
in Frankreich jahrzehntelang als Prototyp des Selfmademans. In seinem
letzten Kampf gegen den Krebs musste er sich nun im Alter von 78 Jahren
geschlagen geben. „Seine Ambition, seine Energie und sein Enthusiasmus
haben mehrere Generationen inspiriert“, würdigte Staatspräsident Emmanuel
Macron den Verstorbenen noch am Sonntag.
Bernard Tapie stammte aus einfachen Verhältnissen, er kam 1943 in einer
Arbeiterfamilie in Le Bourget am Stadtrand von Paris zur Welt. Seine
Karriere begann er als Schlagersänger, danach startete er als
Formel-3-Pilot. Bald entdeckte er, dass Erfolg einfacher zu haben ist: Er
war ein geborener Verkäufer, der es vor allem verstand, sich selbst zu
verkaufen.
Sein Talent, ein Geschäft da zu wittern, wo andere achtlos vorbeigehen,
basierte auf einem Zufall. Als ihm ein Hausierer ein Fernsehgerät andrehen
wollte, sagte er sich, dass er das anders anpacken würde. Er gab sich nicht
als Vertreter, sondern als Journalist aus, der die Leute zu den
TV-Programmen befragen wolle. Da damals noch wenige Haushalte einen
Fernseher besaßen, überließ er Neugierigen ein Gerät „zur Probe“; statt…
„Interviews“ bot er dann den Kauf des gebrauchten Apparats zu einem
reduzierten Preis an.
Seine zweites Credo lautete, dass es einfacher ist, existierende Firmen zu
übernehmen, als ein eigenes Unternehmen aufzubauen; vor allem, wenn man
kriselnde Familienbetriebe für ein Butterbrot bekommt und diese mit Gewinn
weiterverkaufen oder liquidieren kann. Tapie wurde zum Synonym für
lukrative Investition. Zeitweilig gehörte er zu den zehn reichsten
Franzosen, er war ein gern gesehener Gast in den Medien und hatte eine
eigene TV-Sendung: „Ambition“. Die von ihm mitgeprägten 1980er Jahre wurden
Frankreichs „Années Tapie“.
## 165 Tage Santé
Der Sprung in die Politik war naheliegend. 1992 wurde er Stadtminister von
Präsident Mitterrand. Danach ging es abwärts: Als Präsident des
Fußballklubs [1][Olympique Marseille] wurde er zuerst bejubelt, dann wegen
Bestechung verhaftet – 165 Tage verbüßte er in der Pariser Haftanstalt
Santé. Prozesse wegen übler Machenschaften folgten. Mit dem Kauf von Adidas
übernahm er sich.
Dass er danach wie Phönix aus der Asche eine Karriere als Komödiant begann,
überraschte niemanden. Er sah auch mit über 60 blendend aus. Zudem gelang
es ihm, zur Beendigung des Streits über den Adidas-Verkauf, bei dem er sich
von der staatlichen Bank Crédit Lyonnais übervorteilt fühlte, vom Staat als
Kompensation 210 Millionen Euro zu erhalten; ein Entscheid, der im Gegenzug
allerdings wieder kassiert wurde.
Zuletzt hatte Tapie mit der Übernahme der südfranzösischen Zeitung [2][La
Provence ] Spekulationen über ein politisches Comeback geschürt. Tapie, der
die Ideen der extremen Rechten um Jean-Marie Le Pen stets bekämpft hatte,
sah in Marseille seine Wahlheimat. Dort bleibt er als „Boss“, wie ihn die
OM-Fans nennen, für immer eine Legende.
3 Oct 2021
## LINKS
[1] https://twitter.com/OM_English/status/1444573101820370950?ref_src=twsrc%5Eg…
[2] https://www.laprovence.com/
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Bernard Tapie
Marseille
Nachruf
Marseille
Schwerpunkt Emmanuel Macron
Bernard Tapie
Christine Lagarde
## ARTIKEL ZUM THEMA
Frankreich und die EU: Eine fast ideale Kandidatin
Sylvie Goulard wäre eine perfekte Kommissarin in Brüssel. Macron ist dafür.
Doch es gibt ein Risiko – ihr könnte womöglich ein Prozess drohen.
Freispruch für Ex-Minister Tapie: Überraschung in der Adidas-Affäre
Der ehemalige Minister Tapie wird in der Adidas-Affäre freigesprochen.
Damit ist die designierte EZB-Chefin Lagarde die einzige Verurteilte.
Ermittlungen gegen IWF-Chefin: Christine Lagarde soll vor Gericht
In der Finanzaffäre um Bernard Tapie soll die französische
Ex-Finanzministerin der Prozess gemacht werden. Der IWF stellt sich hinter
sie.
Gericht zu IWF-Chefin Lagarde: Untersuchung wegen Amtsmissbrauch
Gegen die neue Chefin des IWF Christine Lagarde wird wegen Amtsmissbrauchs
ermittelt. Es geht um eine Entschädigung von 285 Millionen Euro an den
Geschäftsmann Bernard Tapie.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.