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# taz.de -- Ermittlungen gegen IWF-Chefin: Christine Lagarde soll vor Gericht
> In der Finanzaffäre um Bernard Tapie soll die französische
> Ex-Finanzministerin der Prozess gemacht werden. Der IWF stellt sich
> hinter sie.
Bild: Christine Lagarde, als sie noch französische Finanzministerin war. Holt …
Paris afp | Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine
Lagarde, soll wegen einer Finanzaffäre in Frankreich vor Gericht gestellt
werden. Der ehemaligen französischen Finanzministerin soll wegen einer
umstrittenen Millionen-Entschädigungszahlung an den Geschäftsmann Bernard
Tapie der Prozess gemacht werden, wie die Nachrichtenagentur AFP am
Donnerstag aus Justizkreisen erfuhr. Lagarde kündigte umgehend Rechtsmittel
an.
Die IWF-Chefin war in der Affäre im August 2014 formell beschuldigt worden.
Die Ermittler werfen ihr Nachlässigkeit im Umgang mit öffentlichen Geldern
vor. Ein von der damaligen französischen Finanzministerin angerufenes
privates Schiedsgericht hatte Tapie 2008 nach dem Verkauf des
Sportartikelherstellers Adidas staatlichen Schadenersatz in Höhe von mehr
als 400 Millionen Euro zugesprochen. Es besteht der Verdacht, dass Tapie
wegen seiner Nähe zum damaligen konservativen Staatschef Nicolas Sarkozy
eine Vorzugsbehandlung erhielt. Gegen Tapie und mehrere weitere Verdächtige
laufen inzwischen Ermittlungen wegen Betruges.
Die Ermittler nahmen zudem sowohl Lagardes Entscheidung unter die Lupe, ein
privates Schiedsgericht anzurufen, als auch ihren Beschluss, den
Schiedsspruch nicht anzufechten. Lagarde hat die gegen sie erhobenen
Vorwürfe stets abgestritten und die Entscheidung verteidigt, den
jahrelangen Rechtsstreit mit Tapie durch ein Schiedsgericht klären zu
lassen.
Am Donnerstag bezeichnete es Lagarde als „schwer nachvollziehbare
Entscheidung“, dass ihr der Prozess gemacht werden solle. Sie habe „in
dieser Angelegenheit immer im Interesse des Staates und in Achtung vor dem
Gesetz gehandelt“. Lagarde will nun Frankreichs obersten Gerichtshof
anrufen, um einen Prozess noch abzuwenden.
Tatsächlich hatte der zuständige Staatsanwalt im September eine Einstellung
des Verfahrens gegen die IWF-Generaldirektorin beantragt. Die
Ermittlungskammer des Gerichtshofs der Republik folgte diesem Antrag aber
nicht und ordnete einen Prozess gegen Lagarde an. Der Gerichtshof der
Republik ist das einzige Gericht in Frankreich, das über mögliche Vergehen
von Ministern bei ihrer Amtsausübung urteilen kann.
## Vertrauensbekundigung durch den IWF
Der IWF stellte sich am Donnerstag hinter seine Generaldirektorin. Die
internationale Finanzinstitution habe „Vertrauen“, dass Lagarde ihre
Aufgaben an der Spitze des IWF ausüben könne, erklärte ein Sprecher. Der
französische Finanzminister Michel Sapin sagte, auch für Lagarde gelte die
Unschuldsvermutung. Sie könne daher an der IWF-Spitze bleiben. Lagarde war
2011 zur IWF-Chefin gewählt worden. Sie folgte auf ihren Landsmann
Dominique Strauss-Kahn, der nach Vergewaltigungsvorwürfen zurückgetreten
war.
Ausgangspunkt der Tapie-Affäre ist der Verkauf des Sportartikelherstellers
Adidas durch seinen damaligen Besitzer Tapie im Jahr 1993. Der schillernde
Geschäftsmann verkaufte Adidas für umgerechnet 316 Millionen Euro an eine
Investorengruppe, an der auch die damals staatliche Bank Crédit Lyonnais
beteiligt war. Schon im folgenden Jahr aber wurde Adidas weiterverkauft –
für umgerechnet rund 700 Millionen Euro an den Geschäftsmann Robert
Louis-Dreyfus. Tapie fühlt sich von der Bank hintergangen und um Adidas‘
wahren Mehrwert betrogen.
Der 2008 gefällte Schiedsspruch zugunsten Tapies wurde im Februar dieses
Jahres vom Pariser Berufungsgericht wegen der Betrugsvorwürfe gekippt.
Anfang Dezember verurteilte das Gericht Tapie dann dazu, die mehr als 400
Millionen Euro zurückzuzahlen.
17 Dec 2015
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