# taz.de -- Ermittlungen zur Tapie-Affäre: Verfahren gegen Lagarde | |
> Gegen die IWF-Chefin ist wegen ihrer Verwicklung in eine Finanzaffäre ein | |
> formelles Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Sie bezeichnet das | |
> Vorgehen als unbegründet. | |
Bild: Die Vorwürfe stehen ihr bis dorthin: Christine Lagarde. | |
PARIS afp | Eine Finanzaffäre in Frankreich hat IWF-Chefin Christine | |
Lagarde in schwere Bedrängnis gebracht: Wegen ihrer Verwicklung in die | |
sogenannte Tapie-Affäre um millionenschweren Schadenersatz für einen | |
Geschäftsmann wurde ein formelles Ermittlungsverfahren gegen die 59-Jährige | |
eingeleitet. Ihr werde eine „einfache Nachlässigkeit“ zur Last gelegt, | |
sagte Lagarde am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP in Paris. Einen | |
Rücktritt als IWF-Chefin schloss die französische Ex-Finanzministerin aus. | |
„Ich kehre diesen Nachmittag zum Arbeiten nach Washington zurück“, wo der | |
Internationale Währungsfonds (IWF) seinen Sitz hat, sagte Lagarde. Der IWF | |
hat sich seit Beginn der Ermittlungen stets hinter seine Direktorin | |
gestellt. Lagarde fügte hinzu, sie habe ihren Anwalt damit beauftragt, | |
gegen das Ermittlungsverfahren mit allen Rechtsmitteln vorzugehen. | |
In der Affäre geht es um eine umstrittene staatliche Schadenersatzzahlung | |
an den französischen Unternehmer Bernard Tapie. Ein Schiedsspruch hatte | |
Tapie 2008 nach dem Verkauf des Sportartikelherstellers Adidas staatlichen | |
Schadenersatz in Höhe von rund 400 Millionen Euro zugesprochen. Lagardes | |
Finanzministerium hatte zuvor ein privates Schiedsgericht angerufen, um | |
einen langjährigen Rechtsstreit mit Tapie zu beenden. | |
Diese Entscheidung wird von den Ermittlern ebenso unter die Lupe genommen | |
wie Lagardes Beschluss, den Schiedsspruch nicht anzufechten. Es besteht der | |
Verdacht, dass Tapie eine Vorzugsbehandlung erhielt, weil er im | |
Präsidentschaftswahlkampf 2007 den späteren konservativen Staatschef | |
Nicolas Sarkozy unterstützt hatte. | |
## 15-stündige Befragung | |
In der Affäre war Lagarde im Mai 2013 noch einem formellen | |
Ermittlungsverfahren entgangen. Sie wurde damals von der französischen | |
Justiz als Zeugin mit Rechtsbeistand eingestuft, ein Zwischenstatus | |
zwischen Zeugin und Beschuldigter. Am Dienstag dann wurde Lagarde zum | |
insgesamt vierten Mal von Richtern des Gerichtshofs der Republik befragt – | |
jener Instanz in Frankreich, die zu möglichen Vergehen von Ministern | |
während ihrer Amtszeit ermitteln kann. Die Befragung der IWF-Chefin dauerte | |
mehr als 15 Stunden und ging bis kurz vor Mitternacht. | |
Die Vorwürfe gegen sie seien „absolut unbegründet“, sagte Lagarde nun AFP | |
nach Einleitung des Ermittlungsverfahrens. Die Ermittlungskammer des | |
Gerichtshofs der Republik sei „nach dreijährigen Ermittlungen und dutzenden | |
Stunden an Befragungen“ selbst zu dem Schluss gekommen, „dass ich bei | |
keinerlei Vergehen Komplizin war“. Ihr werde jetzt nur noch vorgeworfen, | |
bei dem Schiedsverfahren „nicht ausreichend wachsam“ gewesen zu sein. | |
## Elysée-Palast im Visier | |
In der Tapie-Affäre waren in fünf anderen Fällen Ermittlungsverfahren wegen | |
„bandenmäßig organisierten Betrugs“ eingeleitet worden. Unter den | |
Beschuldigten ist Tapie selbst und Lagardes früherer Bürochef im | |
Finanzministerium, Stéphane Richard, der inzwischen Chef des | |
Telekommunikationskonzerns Orange (früher France Télécom) ist. | |
Die französische Justiz interessiert sich auch für die Rolle des | |
Elysée-Palasts in der Tapie-Affäre. Diese könnte damit auch für | |
Ex-Staatschef Sarkozy noch gefährlich werden. | |
27 Aug 2014 | |
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