# taz.de -- Urteil gegen Christine Lagarde: Die willige Marionette | |
> Sie wurde zwar schuldiggesprochen, aber eine Strafe muss sie nicht | |
> zahlen. Und Christine Lagarde bleibt wohl auch weiterhin IWF-Chefin. | |
Bild: Christine Lagarde mit „Heiligenschein“ | |
PARIS taz | Wie immer, wenn eine Frau in der vordersten Reihe der | |
politischen Macht steht, scheint das Hauptthema ihre äußere Erscheinung zu | |
sein. Als Christine Lagarde in der vergangenen Woche in Paris vor einem | |
Spezialgericht für Amtsvergehen von Ministern stand, hört man zu ihrem | |
Aussehen nur Komplimente, selbst als sie auf die drängenden Fragen der | |
Richter zu ihrer Leichtfertigkeit im Dossier Tapie sichtlich in | |
Verlegenheit geriet. | |
Für diese Leichtfertigkeit ist Christine Lagarde nun für schuldig befunden | |
worden, eine Strafe muss sie allerdings nicht zahlen. Auch ihren Posten als | |
Chefin des Internationalen Währungsfonds (als Nachfolgerin ihres Landsmanns | |
Dominique Strauss-Kahn) wird sie wohl nicht räumen müssen. | |
Christine Lagarde kam 1956 in Paris zur Welt, wuchs als Tochter eines | |
Englisch-Professors zwischen Le Havre und Oxford zweisprachig auf. Ein | |
Stipendium führte sie zum ersten Mal in die USA. Nach ihrem Jurastudium in | |
Paris gelangte sie als Geschäftsanwältin im US-Anwaltsbüro Baker & McKenzie | |
bis an die Spitze. Noch vor ihrer Ernennung als Wirtschaftsministerin 2007 | |
rechnete das Magazin Forbes sie zu den dreißig einflussreichsten Frauen der | |
Welt. Als IWF-Chefin hat sie den Sprung unter die ersten zehn geschafft. | |
Immer wieder wird in Zusammenhang mit ihrem Äußeren auch daran erinnert, | |
dass Lagarde in ihrer Jugend Vizelandesmeisterin in Synchronschwimmen war. | |
In dieser Disziplin zählen Grazie und Koordination, vor allem aber schwimmt | |
man nicht gegen den Strom. So führte sie, als sie 2007 überraschend und | |
politisch völlig unerfahren von Präsident Nicolas Sarkozy als | |
Wirtschaftsministerin in die Regierung geholt wurde, ohne Widerrede dessen | |
Anordnungen aus. Auch wenn diese – etwa bei Teilverstaatlichungen oder der | |
massiven Staatsverschuldung – ihren liberalen Grundsätzen zuwiderliefen. | |
„Utilise-moi“ (Benutze mich) stand als Dank für ihre Ernennung in einer | |
später publik gewordenen persönlichen Mitteilung an ihren neuen Boss | |
Nicolas Sarkozy. Dieser ließ sich offenbar nicht zweimal bitten, als es | |
darum ging, seinem Freund Bernard Tapie aus der Patsche zu helfen. | |
19 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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