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# taz.de -- Kommentar Frauen in der EU-Kommission: Einsatz für die Quote
> Die designierte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen will gleich
> viele Frauen und Männer in die Kommission berufen. Das wäre ein Novum.
Bild: Unter von der Leyens Vorgänger Jean-Claude Juncker war die Kommission fe…
Da hat sich Ursula von der Leyen ganz schön was vorgenommen: Die
EU-Kommission, deren designierte Präsidentin sie ist, soll künftig quotiert
sein. Es wäre ein Novum in der Geschichte der Kommission und in der
Geschichte eines solchen hochrangigen Gremiums überhaupt, wenn von der
Leyen am 1. November eine Führungsriege präsentiert, die je zur Hälfte aus
Frauen und aus Männern besteht. In der aktuellen 28-köpfigen Kommission
unter Jean-Claude Juncker sind neun Frauen vertreten.
Von der Leyens Vorhaben ist anspruchsvoll und folgerichtig zugleich.
Schließlich war sie es, die seit 2011 – damals noch als Arbeitsministerin
in Deutschland – verstärkt auf Geschlechtergerechtigkeit in oberen
Führungspositionen gedrängt hat. Damals ging es vor allem um die Quote für
Aufsichtsräte. Die CDU-Politikerin hatte erkannt, dass es mit freiwilligen
Vereinbarungen in Wirtschaft, Wissenschaft und Politik nicht getan ist. Für
ihren Quoten-Einsatz nahm von der Leyen ihrerzeit sogar den [1][Streit mit
Kanzlerin Merkel und weiten Teilen der Union] in Kauf.
Jetzt hat sie die Chance, ihrem damals bekundeten Anspruch zu hundert
Prozent gerecht zu werden. Wenngleich das äußerst schwierig werden dürfte.
Mehrere EU-Länder haben Männer nominiert, bislang haben [2][nur Portugal
und Rumänien wie erwünscht ein geschlechterquotiertes
Kandidat*innen-Tandem] ins Rennen geschickt. Aktuell sind unter den 24
Nominierten nur 11 Frauen.
Präsentiert die künftige Kommissionspräsidentin also in Kürze tatsächlich
ein Gremium, das zu gleichen Teilen aus Frauen und Männern besteht, liefert
sie zudem den Beweis dafür, dass mehr Frauen an der Spitze nicht nur auf
Geschlechtergerechtigkeit achten, sondern verstärkt auch dafür sorgen. Und
nicht, wie gern behauptet, aus machttaktischen Gründen vor allem mit
Männern paktieren.
Letzteres spielt darauf an, dass sich in der Vergangenheit Frauen „ganz
oben“ gegenüber anderen Frauen nicht in jedem Fall fair verhalten haben:
Stichwort Stutenbissigkeit. Wer den männlich dominierten Konkurrenzkampf
und damit um die eigene Position fürchten muss, verlässt nicht selten die
Straße der (feministischen) Solidarität. Das ist gefährlich und unklug.
Denn keine Frau in einer Führungsposition kann sich darauf verlassen, dass
sie von dort nicht schnell wieder weggemobbt wird – von Männern. Wenn dann
noch die weibliche Unterstützung fehlt, kann sie einpacken – unabhängig
davon, wie qualifiziert sie ist.
Diese (unfeministischen und unemanzipatorischen) Machtkämpfe könnte von der
Leyen durch ihr quotiertes Personaltableau eindämmen. Und sie scheint das
tatsächlich zu wollen. Zumindest hat sie angekündigt, so lange nach Frauen
zu suchen, bis die nötige Anzahl tatsächlich gefunden ist.
29 Aug 2019
## LINKS
[1] /Kommentar-Frauenquote/!5127462
[2] /Postenvergabe-in-der-EU/!5617721
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Ursula von der Leyen
Frauenquote
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Schwerpunkt Emmanuel Macron
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