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# taz.de -- Computerspielmesse Gamescom: Immer neue Endgegner
> Die wollen ja nur spielen, heißt es oft abschätzig über die Besucher der
> digitalen Spielemesse Gamescom in Köln. Dazu müssen sie erstmal kommen.
Bild: Mögen die Spiele beginnen – es hat ja auch lang genug gedauert
Die wollen nur spielen – jedes Jahr wird Kritik an „vergnügungssüchtigen�…
„entpolitisierten“ Jugendlichen laut, wenn hunderttausende junger Leute
nach Köln zur [1][weltgrößten Computerspielmesse Gamescom] kommen und sich
dort ein paar Tage lang mit digitalen Spielen und Geräten befassen wollen.
Wenn es denn so einfach wäre.
Zuerst mal müssen sie sich mit fiesen Gestalten abgeben, die in vielen
Computerspielen als Endgegner gelten würden – als Spielfiguren also, an
denen man vorbei muss, um das nächste Level oder den Sieg zu erreichen. Da
sind oft harte Kämpfe nötig, viel Geduld und Geschick. So ein Endgegner
kann einen fertigmachen und einem jeden Spaß am Spiel nehmen.
Und die Gamescom ist voll von Endgegnern. Krassen Endgegnern. Den fiesesten
Endgegner haben die Besucher zum Glück schon hinter sich: Andreas Scheuer
(CSU), der ja nicht nur Verkehrsminister, sondern im Kabinett auch für
digitale Infrastruktur zuständig ist, hat die Gamescom am Dienstag eröffnet
– und ist nun wieder weg.
Aber nicht mal Geld hat er dagelassen. Statt Fördergeld vom Bund mussten
sich die Spieleentwickler auf dem Kölner Messegelände mit einer vagen
Absichtserklärung zufriedengeben. „In jeder meiner Prioritätenliste steht
die Förderung der Games-Branche an erster Stelle“, sagte Scheuer. 50
Millionen Euro an Fördergeld sind im Koalitionsvertrag vereinbart worden.
Ausgezahlt wurden sie bislang nicht, konkrete Termine oder Pläne zur
Ausschüttung wurden auch diesmal nicht bekannt.
## „Prävention gegen Extremismus jeder Couleur“
Kann das Klischee der Massen an „selbst- und spielsüchtigen Jugendlichen“,
erwartet werden bis einschließlich Samstag zwischen 300.000 und 400.000
Besucher, denn nun endlich bedient werden? Moment noch. Der nächste
Endgegner trägt Helm und Waffe. Wie schon [2][in den Jahren zuvor] wirbt
auch diesmal die Bundeswehr auf der Messe um neue Rekruten. 2018 stufte
„das Informationstechnikbataillon 282 aus Kastellaun“ die eigene Präsenz
[3][als „vollen Erfolg“ ein].
Mit dabei sein wird in diesem Jahr auch der Verfassungsschutz des Landes
Nordrhein-Westfalen. An einem Stand werde „Prävention gegen Extremismus
jeder Couleur“ gezeigt, wie das NRW-Innenministerium [4][nach anhaltender
Kritik] in Online-Netzwerken das Zurschaustellen von
islamistisch-terroristischen und rechtsextremen Symbolen und Kennzeichen
[5][zu erklären versuchte].
Kann, wer die krassen Endgegner Scheuer, Bundeswehr und Verfassungsschutz
denn mit Mühe und Not erledigt hat, nun aber endlich losspielen? Ein
perfider Endgegner steht noch im Weg. Anders als Militär und Geheimdienst
kommt er nicht martialisch-bedrohlich daher. Im Gegenteil. Anwesend sein
werden auch [6][„300 Ehrenamtliche der evangelischen Jugend“] sowie ein
Stand der evangelischen Kirche , wo Jugendliche angesprochen werden sollen,
„die wir sonst nicht mit unserem kirchlichen Angebot erreichen“, wie der
evangelische Jugendreferent Daniel Drewes zum Beginn der Messe ausführte.
Und dann sind da ja auch noch tausende Stände und PR-Mitarbeiter von
Spieleentwicklern, Konsolenherstellern, PC-Verkäufern, Software-Anbietern
und und und.
Scheuer, Bundeswehr, Verfassungsschutz, Kirche, Unternehmens-PR – wer das
alles überlebt hat, sollte nun endlich in Ruhe spielen können und von
weiterer Kritik verschont bleiben. Viel Spaß in Köln.
21 Aug 2019
## LINKS
[1] /Gamescom-und-Fortnite/!5527908
[2] /Spielemesse-Gamescom/!5528860
[3] https://cir.bundeswehr.de/portal/a/cir/start/service/archiv/2018/august/!ut…
[4] https://twitter.com/search?q=Gamescom%20Verfassungsschutz&src=typed_que…
[5] https://www.t-online.de/digital/id_86294940/gamescom-was-macht-der-verfassu…
[6] https://www.evangelisch.de/inhalte/159469/20-08-2019/kirche-auf-der-gamesco…
## AUTOREN
Maik Söhler
## TAGS
Bundeswehr
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Computerspiel
Zensur
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