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# taz.de -- Flüge von Bundestagsabgeordneten: Der allzu bequeme Ablasshandel
> 9 Millionen Flugmeilen haben deutsche Abgeordnete zurückgelegt. Die durch
> Geld für Umweltschutzprojekte zu kompensieren reicht nicht.
Bild: Deutsche Abgeordnete sollten die Klimakrise ernster nehmen – und wenige…
Zu viel ist zu viel: Die Abgeordneten des Deutschen Bundestags haben im
vergangenen Jahr insgesamt 9 Millionen Flugmeilen zurückgelegt, das sind
etwa 16,8 Millionen Flugkilometer. Das entspricht einem [1][CO2-Ausstoß]
von 2.000 Autos auf 12.000 Kilometern. Und das sind noch nicht einmal alle
Flugreisen, denn die von den Fraktionen gebuchten zählt die
Bundestagsverwaltung nicht.
Wie viele der 16,8 Millionen Flugkilometer auf Inlandsverbindungen
entfielen, weist die Statistik nicht aus. Wohl aber die Zahl von
Gruppenreisen, die der Bundestag organisiert, und von Flügen, die
Abgeordnete über dessen Reisebüro selbst buchen. Bei den selbst gebuchten
Flügen lagen die grünen Abgeordneten zwar leicht vorn, aber immerhin: Sie
[2][kompensieren den CO2-Ausstoß] durch Geld für Klimaschutzprojekte. Zu
Recht fordert Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU), dass bei allen Flügen
von ParlamentarierInnen der CO2-Ausstoß durch Zahlungen an
Klimaschutzprojekte in Entwicklungs- und Schwellenländern ausgeglichen
wird. Aber dieser Ablasshandel allein reicht nicht.
Abgeordnete haben eine Vorbildfunktion. Sie sollten ein Zeichen setzen,
dass sie die Klimakrise ernst nehmen und selbst dazu bereit sind,
Konsequenzen zu ziehen. Dazu müssen sie nicht wie Greta Thunberg mit einem
Schiff von Europa in die USA fahren – obwohl transatlantische
klimafreundliche Verkehrsmittel wie Passagierschiffe, wie aus den Reihen
der ParlamentarierInnen gefordert, sicher nicht schaden würden. Denn die
gibt es für den und die gewöhnlichen Reisenden leider nicht.
Was man von Abgeordneten des Bundestags neben Appellen durchaus verlangen
kann, ist der Verzicht auf Inlandsflüge. Die Abgeordneten der Parlamente
sollten in einer Selbstverpflichtung erklären, grundsätzlich keine
Inlandsflüge mehr zu nutzen und bei Reisen innerhalb Europas nach
Alternativen zu suchen. Weder die Bundestagsverwaltung noch die Fraktionen
sollten Inlandsflüge bezahlen. Ein enger Terminkalender ist angesichts der
desolaten Lage an den Flughäfen mit zigfachen Verspätungen und Ausfällen
kein ernsthaftes Argument fürs Fliegen.
Auch wenn bei der [3][Deutschen Bahn vieles im Argen] liegt: Bei Ausfällen
und Verspätungen können Eilige den nächsten Zug nehmen. Und wenn
Abgeordnete mehr Bahn fahren müssten, hätte das vielleicht auch positive
Folgen für die Verkehrspolitik. Es wäre ein Fortschritt, wenn viel mehr
Bundestagsabgeordnete lautstark nach der Wiedereinführung von Schlafwagen
oder einer besseren Anbindung von ländlichen Regionen an die Schiene rufen
würden.
11 Aug 2019
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## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
CO2-Emissionen
Bundestag
Schwerpunkt Klimawandel
Ökologie
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