| # taz.de -- EuGH urteilt zum Urheberrecht: Niemals zulasten der Pressefreiheit | |
| > Pressefreiheit vor Urheberrecht – so lautet ein Urteil des EuGH. Im | |
| > Rechtsstreit mit „Spiegel Online“ könnte Volker Beck dennoch gewinnen. | |
| Bild: Darf „Spiegel Online“ das Manuskript von Volker Beck veröffentlichen? | |
| Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat das EU-Urheberrecht pressefreundlich | |
| ausgelegt. Dennoch wird der Ex-Grünen-Abgeordnete Volker Beck am Ende | |
| vermutlich seinen Rechtsstreit mit Spiegel Online gewinnen. | |
| Konkret geht es um einen Text, den Beck 1988 für den Sammelband „Der | |
| pädosexuelle Komplex“ geschrieben hat. Darin hielt er die | |
| „Entkriminalisierung von Pädosexualität“ (also von Sex mit Kindern) für | |
| „dringend erforderlich“. | |
| Beck hat sich längst von dem Text distanziert. Allerdings hatte er zu | |
| seiner Verteidigung auch behauptet, der Herausgeber des Sammelbandes habe | |
| den Text gegen seinen Willen nachträglich im Sinn verfälscht. Als 2013 das | |
| Originalmanuskript auftauchte, stellte Spiegel Online fest, dass Becks | |
| zentrale Aussage keineswegs verfälscht worden war. Als Beleg verlinkte das | |
| Medium sowohl auf das Originalmanuskript als auch auf die veröffentlichte | |
| Fassung von Becks Aufsatz. | |
| ## Verweis aufs Urheberrecht | |
| Gegen diese Verlinkung [1][wehrte sich Beck] unter Verweis auf sein | |
| Urheberrecht. Er habe das Manuskript inzwischen auf seiner eigenen Homepage | |
| veröffentlicht – allerdings auf jeder Seite mit der Anmerkung versehen: | |
| „ICH DISTANZIERE MICH VON DIESEM BEITRAG. VOLKER BECK“. Einer anderen Art | |
| der Veröffentlichung stimme er nicht zu. In den unteren Instanzen hatte | |
| Beck mit dieser Argumentation Erfolg. Der Bundesgerichtshof (BGH) [2][bat | |
| im Sommer 2017 den EuGH um Auslegung der EU-Urheberrechts-Richtlinie], weil | |
| das deutsche Gesetz auf dieser beruht. | |
| Der EuGH entschied nun, dass die nationalen Gesetzgeber und Gerichte keine | |
| neuen Ausnahmen vom Urheberrecht zugunsten der Pressefreiheit erfinden | |
| dürfen. Allerdings seien die in der Richtlinie vorgesehenen Ausnahmen so | |
| auszulegen, dass Presse- und Meinungsfreiheit „Vorrang“ haben vor dem | |
| Urheberrecht. Konkret betrifft dies vor allem das Recht auf | |
| „Berichterstattung über Tagesereignisse“ und das Zitatrecht, wobei Zitate | |
| auch verlinkt werden dürfen, so der EuGH. | |
| In beiden Fällen darf das fremde Werk (hier Becks Manuskript) von dem | |
| Medium allerdings nur dann und so weit benutzt werden, wie dies | |
| „erforderlich“ ist. Im konkreten Fall dürfte die Erforderlichkeit einer | |
| Volltextveröffentlichung der beiden Texte durch Spiegel Online fraglich | |
| sein, weil Volker Beck die Manuskripte ja bereits selbst veröffentlicht | |
| hat. Letztlich müssen dies aber wieder die deutschen Gerichte entscheiden. | |
| 29 Jul 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Streit-ueber-Paedophilie-Bericht/!5406201 | |
| [2] /Volker-Beck-vs-Spiegel-Online-vor-EuGH/!5437470 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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