# taz.de -- Reform der Öffentlich-Rechtlichen: Rundfunkpolitik im Nirwana | |
> Eigentlich sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk reformiert werden, | |
> passiert ist bisher aber nichts. Die AfD freut sich. | |
Bild: Der Rundfunkbeitrag soll an die Inflationsrate oder den Verbraucherpreisi… | |
Bevor alle in den Sommer entschwinden, müssen wir noch mal kurz | |
medienpolitisch werden. Ja, ich weiß, es ist zäh und endet sowieso immer | |
mit dem Tod oder zumindest unbefriedigend. Dieses Mal besonders. Denn | |
ursprünglich sollte ja in diesem Jahr nicht weniger als [1][eine Reform des | |
öffentlich-rechtlichen Rundfunks] stattfinden. Die Medienpolitik hatte | |
sich unter dem Slogan „Auftrag und Strukturoptimierung“ einen Reformkurs | |
verordnet, der mehr sein wollte als die nächste steckenbleibende | |
Sparnovelle. Doch der anfängliche Elan war trügerisch. | |
Aktuell scheint sogar das wenige Erreichte ins Nirwana verschleppt zu | |
werden: Entscheidungen, die eigentlich schon Ende 2018 hätten getroffen | |
werden sollen, kamen im Sommer 2019 immer noch nicht ins Ziel. Die | |
MinisterpräsidentInnen der Länder als Gralshüter der Medienpolitik | |
vertagten sich im Juni mal wieder. Offiziell will man sich noch mit ein | |
paar Experten darüber austauschen, ob denn eine Indexierung – also eine | |
automatische Steigerung etwa als [2][Inflationsausgleich – des | |
Rundfunkbeitrags] Sinn machen könnte. Nicht dass sich hier alle dazu | |
berufen Fühlenden nicht längst ausgemährt hätten. Es wäre Zeit, mal was zu | |
entscheiden. | |
Doch auch bei der nächsten Zusammenkunft der Länder-Regierenden Mitte | |
September dürfte daraus nichts werden. Denn Sachsen und Brandenburg haben | |
da gerade erst gewählt. Und Thüringen wählt im Oktober – mitten in der | |
heißesten Phase des Wahlkampfs an ungeliebten Dingen wie dem Rundfunkbetrag | |
rumzuschrauben dürfte bei den thüringischen Parteien eher mal Fluchtreflexe | |
auslösen. | |
Hier ist der zu erwartende Zuwachs der AfD und ihr damit steigender | |
Einfluss auf die Medienpolitik übrigens noch gar nicht eingepreist. Laut | |
Umfragen liegt [3][die Partei in Sachsen] mit der regierenden CDU | |
mindestens gleichauf, in Brandenburg sieht es ähnlich aus. [4][In | |
Thüringen] sind Linke und CDU zwar stärker. Doch gerade in Sachsen und | |
Thüringen stellt sich angesichts der mauen Werte für die SPD die | |
Koalitionsfrage, weil es selbst für eine Große nicht mehr reichen dürfte. | |
2019 könnte so als das Jahr in die Mediengeschichte eingehen, in der sich | |
die föderal verfasste, auf Einstimmigkeit basierende Medien- und | |
Rundfunkpolitik in Deutschland selbst abschafft. | |
Gerade die Frage nach dem Abschneiden der AfD zeigt das ganze Dilemma: Die | |
Länder haben sträflich versäumt, eine tatsächliche Debatte über Sinn, Zweck | |
und Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks anzuzetteln. Jetzt | |
versteift sich die Diskussion wieder allein auf den Rundfunkbeitrag und | |
alle kriegen Pickel. Das spielt, ob man will oder nicht, der AfD in die | |
Hände. Die hat zwar gar kein medienpolitisches Programm, weiß aber, was sie | |
auf keinen Fall will: einen starken, unabhängigen öffentlich-rechtlichen | |
Rundfunk. | |
24 Jul 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Neuer-Medienstaatsvertrag/!5605948 | |
[2] /Jahresbericht-zum-Rundfunkbeitrag/!5603898 | |
[3] /!t5032307/ | |
[4] /Thueringen/!t5008288/ | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
## TAGS | |
Kolumne Flimmern und Rauschen | |
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
Schwerpunkt AfD | |
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk | |
Hessischer Rundfunk | |
Lokaljournalismus | |
NDR | |
Rundfunkbeitrag | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Protest gegen Kulturradio-Reformen: Klassik ohne Worte | |
Reformen bei den Kulturradios des HR und des RBB verunsichern die Macher | |
und Hörer. Die Sender setzen einiges aufs Spiel. | |
Neues Hörfunk-Programm: Banalisiertes Hessen | |
Aus dem renommierten Hörfunk-Programm HR2 Kultur soll ein schnöder | |
Dudelfunk werden. Anspruchsvolles will man ins Digitale auslagern. | |
Branchenkonferenz des Lokalrundfunk: Internet kills the Radio Star | |
In Nürnberg diskutieren Radio- und Fernsehmacher über ihre Zukunft. Für die | |
braucht es offenbar vor allem: Value, USP und mächtig Personality. | |
Joachim Knuth wird Intendant: NDR-Chef außer Konkurrenz gewählt | |
Der NDR-Rundfunkrat wählt Joachim Knuth zum neuen Intendanten – mit großer | |
Mehrheit. Allerdings gab es kein*e Gegenkandidat*in. | |
Jahresbericht zum Rundfunkbeitrag: Stabile Einnahmen | |
Obwohl mehr Menschen vom Rundfunkbeitrag befreit sind, verzeichnet der | |
Beitragsservice etwa gleich hohe Einnahmen. |