Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Umfragehoch für Thüringer AfD: Falsche Strategien gegen Höcke
> Auch in Thüringen kann sich die AfD Hoffnungen machen, stärkste Kraft zu
> werden. Sie setzt auf ein Thema, das im Osten viele umtreibt:
> Sozialpolitik.
Bild: Thüringer Bratwürste schmecken eigentlich ganz gut – vor allem, wenn …
Die jüngsten Umfragen sind bestürzend. Nicht nur in Sachsen und
Brandenburg, auch in Thüringen kann sich die AfD jetzt Hoffnungen machen,
bei der Landtagswahl im Herbst stärkste Kraft zu werden. Laut einer neuen
Befragung liegt sie mit 24 Prozent nur noch knapp hinter der Linkspartei
auf Platz zwei. Im Vergleich zum März hat sie 4 Prozentpunkte dazugewonnen
– und zwar mit einem Landeschef und Spitzenkandidaten [1][Björn Höcke, der
wie kaum ein Zweiter für die Radikalisierung der ohnehin radikal rechten
Partei steht] und damit in den vergangenen Wochen erneut Furore machte.
Höckes Aussagen sind der Hauptbeleg des Verfassungsschutzes für dessen
Verdacht, dass der „Flügel“ der AfD ein rechtsextremer Auswuchs ist. Der
eigene Bundesvorstand bescheinigte ihm einst „eine übergroße Nähe zum
Nationalsozialismus“. Dass er früher unter Pseudonym für ein NPD-Blatt
geschrieben hat, bestreitet er zwar, scheut aber vor einer entsprechenden
eidesstattlichen Erklärung zurück. Und der Personenkult, den seine
AnhängerInnen inzwischen um ihn betreiben, lässt selbst manche in der AfD
erschauern.
Allein: Ein Viertel der Thüringer WählerInnen scheint das überhaupt nicht
zu stören. Wer also glaubt, mit moralischen Appellen oder dem Verweis auf
rechtsextreme Verstrickungen [2][die AfD im Osten bekämpfen zu können,
liegt falsch]. All das zieht nicht nur nicht, sondern scheint sogar noch
mehr AfD-SympathisantInnen in die Arme der Partei zu treiben.
Der AfD gelingt es hier zunehmend, sich als die einzig wahre
Interessenvertreterin der Ostdeutschen, gar als Vollenderin der friedlichen
Revolution von 1989 zu inszenieren. Damit knüpft sie geschickt an das in
Ostdeutschland weit verbreitete Gefühl an, nicht wahrgenommen und nicht
repräsentiert zu werden. Also Deutsche zweiter Klasse zu sein. Das
Versprechen der AfD: diesen Zustand zu beenden. Auch wenn sie bei der
Problemlösung sehr im Ungefähren bleibt, scheint das ein verlockendes
Angebot zu sein. Wer die AfD im Osten bekämpfen will, muss daran etwas
ändern.
Zudem setzt die AfD stark auf ein Thema, das in Ostdeutschland besonders
viele umtreibt: Sozialpolitik. Dass diese von Höcke und Co völkisch
grundiert wird, macht sie für nicht wenige besonders attraktiv.
So weit die schlechte Seite der thüringischen Umfrage. Man kann ihr
Ergebnis allerdings auch ganz anders lesen. Erstmals seit Langem scheint
eine rot-rot-grüne Mehrheit in Thüringen wieder möglich zu sein. Für eine
Regierung also, die für eine weltoffene Gesellschaft steht. Das zumindest
ist doch eine gute Nachricht.
31 Jul 2019
## LINKS
[1] /Streit-um-Ausrichtung-der-AfD/!5606799
[2] /Entscheidung-ueber-saechsische-Wahllisten/!5613438
## AUTOREN
Sabine am Orde
## TAGS
Schwerpunkt Ostdeutschland
Schwerpunkt Landtagswahl Thüringen
Schwerpunkt Thüringen
AfD Sachsen
Schwerpunkt AfD
Björn Höcke
Schwerpunkt Landtagswahlen
Björn Höcke
Pop
Schwerpunkt Landtagswahlen
Geht's noch?
Schwerpunkt Landtagswahlen
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Landtagswahlen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Geplante Höcke-Rede in Grimma: Irritierende Offenheit im Rathaus
Der Thüringer AfD-Fanatiker darf im Rathaus der sächsischen Stadt eine
Wahlkampfrede halten. Dagegen regt sich Widerstand.
Faber-Sänger über die Grenzen der Kunst: Politische Musik ohne Correctness?
Der Song „Das Boot ist voll“ der Züricher Band Faber warf erneut die Frage
auf: Wie weit darf Kunst gehen? Ein Gespräch mit Sänger Julian Pollina.
Landwirt in der Uckermark: Hofladen ist die Rettung
Stephan Zoch ist Landwirt in einem 30-Seelen-Dorf in der Uckermark. Er
findet, die Gesellschaft hat sich von der Landwirtschaft entfremdet.
Maaßvolle Selbstwahrnehmung: An der Realität vorbeigeschrammt
Zwischen seinen Flirts mit der AfD und verschwörerischen Thesen ordnet sich
der ehemalige Verfassungsschutzchef Maaßen selbst als links ein.
Landtagswahl in Thüringen: Linkspartei und AfD liegen vorn
Laut „Thüringentrend“ ist die Linke erstmals stärkste Kraft, knapp vor der
AfD. Die Landesparteichefin ist optimistisch für Rot-Rot-Grün.
AfD-Gründer Lucke lehrt in Hamburg: Bernd ist wieder da
Er gründete die AfD mit, aber wofür er stand, ist dort längst nicht mehr
mehrheitsfähig. Jetzt wird Bernd Lucke wieder Professor in Hamburg.
Angriff bei Pegida-Demo in Dresden: Radikale Rentner
Pegida-Demonstranten in Dresden greifen am Montag einen Mann aufgrund
seiner Hautfarbe an.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.