# taz.de -- Liste von Abtreibungsärzt*innen: Murks bleibt Murks | |
> Eine Liste zeigt, wer in Deutschland Schwangerschaftsabbrüche vornimmt. | |
> Die Folge ist maximale Verunsicherung. | |
Bild: Weltweit protestieren Frauen für liberalere Abtreibungsgesetze. Hier in … | |
Nun ist sie da: die Liste, von der schon vorher klar war, dass sie zum | |
Scheitern verurteilt ist. Die Bundesregierung beauftragte die | |
Bundesärztekammer aufzulisten, [1][wer in Deutschland | |
Schwangerschaftsabbrüche durchführt]. Bislang stehen gerade mal 87 von rund | |
1.200 Mediziner*innen deutschlandweit auf dieser Liste. | |
Ein paar mehr dürften es im Laufe der Monate noch werden. Wer aber glaubt, | |
dass diese Liste in absehbarer Zeit auch nur annähernd einen Überblick über | |
die Versorgungslage gibt, der träumt. Das liegt zum einen an der Methodik: | |
Bislang finden sich dort vor allem jene, die schon längst auf ähnlichen | |
Listen der Bundesländer Hamburg und Berlin standen. Diese hat die | |
Bundesärztekammer schriftlich gefragt, ob sie auch auf die bundesweite | |
Liste wollen. Die Übrigen sollen offenbar nicht eigens angeschrieben | |
werden. Stattdessen sollen sie die Aufnahme selbst beantragen. Mehr Aufwand | |
bedeutet in solchen Situationen immer: weniger Rücklauf. | |
Vor allem aber liegt es an der fortdauernden Stigmatisierung und | |
[2][Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen] und jenen, die sie | |
entweder brauchen oder durchführen. Die Liste ist Teil eines unzureichenden | |
Kompromisses der Bundesregierung im Streit um Paragraf 219a | |
Strafgesetzbuch. Auch nach der Reform bleibt die Information darüber, wer | |
Schwangerschaftsabbrüche wo und wie durchführt, streng reglementiert. Was | |
genau nun erlaubt ist, darin sind sich derzeit nicht einmal die Gerichte | |
einig. | |
Was folgt, ist ein Klima maximaler Verunsicherung. Dabei bräuchte es | |
Ermutigung und Rückendeckung – [3][zumal die Zahl derer, die den Abbruch | |
überhaupt anbieten, zurückgeht]. Solange noch immer Gerichte Ärzt*innen | |
wegen Informationen auf ihrer Webseite verurteilen, solange ungewollt | |
Schwangere mit einer Abtreibung eine straffreie „Straftat gegen das Leben“ | |
begehen und solange „Lebensschützer*innen“ sich vor Beratungsstellen und | |
Arztpraxen aufstellen und Menschen einschüchtern, ohne dass die Politik dem | |
etwas entgegensetzt – so lange darf sich niemand wundern, wenn Ärzt*innen | |
sich weigern, ihren Namen auf eine zentrale Liste setzen zu lassen. | |
Denn es ist nur zu wahrscheinlich, dass aus einem solchen Verzeichnis | |
schnell ein Online-Pranger wird: ein Nachschlagewerk für Abtreibungsgegner, | |
die Mediziner*innen mit Mördern vergleichen und Abtreibungen mit dem | |
Holocaust. Ziel unserer Gesellschaft muss es sein, [4][ungewollt Schwangere | |
und jene, die ihnen helfen, zu unterstützen]. Dafür muss jede Information | |
über den Schwangerschaftsabbruch legal möglich sein – und der Eingriff | |
selbst auch. Es ist höchste Zeit. | |
31 Jul 2019 | |
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## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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