# taz.de -- Radikale AfD-Jugend: Alles beim Alten | |
> Der Verfassungsschutz sieht die AfD-Jugend unter Extremismusverdacht. Die | |
> verpasst sich nun ein „Rebranding“ – und koffert zurück. | |
Bild: Weiter im Visier des Verfassungsschutzes: die AfD-Jugend | |
BERLIN taz | Es waren Chaosmonate zuletzt für die AfD-Jugend, die „Junge | |
Alternative“ (JA). Rechtsextreme Ausfälle, reihenweise Austritte, die | |
Zerschlagung des niedersächsischen Landesverbands – und dann die | |
[1][Einstufung als extremistischer Verdachtsfall] durch den | |
Verfassungsschutz. Gar über eine Auflösung des gesamten Verbandes wurde in | |
der AfD nachgedacht. | |
Und nun? Soll es weiter gehen wie bisher. | |
Am Dienstag verkündete die JA-Spitze auf einer Pressekonferenz in Berlin | |
zwar ein „Rebranding“ ihres Jugendverbandes. Man wolle einen „neuen, | |
frischen Auftritt“, erklärte JA-Chef Damian Lohr. Ein neues Logo werde es | |
geben, ein neuer Online-Auftritt, nur der Name bleibe. Inhaltlich soll sich | |
aber offenbar nichts ändern. Und [2][von einer Auflösung] ist auch keine | |
Rede mehr. Im Gegenteil. | |
Als „Falschbehauptungen, Fehleinschätzungen und tendenziöse | |
Recherchearbeit“, geißelten Lohr und Kollegen am Dienstag das [3][Gutachten | |
des Bundesamtes für Verfassungsschutz], das zur Einstufung als | |
Verdachtsfall führte. Über Wochen habe man das Gutachten ausgewertet, | |
erklärte Lohr. Nun sei klar: Die Beobachtung finde zu Untrecht statt und | |
müsse sofort beendet werden. „Wir sind selbstbewusster als zuvor“, ergänz… | |
Sven Kachelmann, der für die AfD das Gutachten ausgewertet hatte. Man werde | |
die JA „in die Zukunft führen“. | |
## „Drastische Muslimfeindlichkeit“ | |
Der Verfassungsschutz hatte indes akribisch gesammelte Belege gegen die JA | |
vorgelegt. Der Verband verfolge einen ethnisch-homogenen Volksbegriff, | |
mache Nichtdeutsche „verächtlich“ und weise eine „drastische | |
Muslimfeindlichkeit“ auf, heißt es dort. So hatte die JA etwa eine | |
abendliche Ausgangssperren für Geflüchtete gefordert und die deutsche | |
Migrationspolitik als „wahnsinniges Bevölkerungsexperiment“ bezeichnet. In | |
ihrem „Deutschlandplan“ war die Rede von einer „Dreckskultur“ der | |
Geflüchteten, die Deutschland zum „Freiluftbordell“ machen würden. | |
Man habe „Missverständliches“ inzwischen klarer formuliert, auch im | |
„Deutschlandplan“, erklärte Lohr. Auch habe man sich von etwa 25 bis 30 | |
problematischen Mitgliedern getrennt. Zur eigenen Politik aber stehe man. | |
Und die JA befinde sich wieder im „Aufschwung“. | |
Auch Roland Hartwig, derzeit Hauptbeschäftigter in der AfD mit den | |
Verfassungsschutzanwürfen, erklärte am Dienstag, die meisten Vorwürfe gegen | |
die JA bestünden „völlig zu Unrecht“. Der Verfassungsschutz müsse seine | |
Beobachtung nun beenden. | |
Klagen gegen den Verfassungsschutz indes will der Jugendverband vorerst | |
nicht. Man wolle erstmal abwarten, wie das Bundesamt reagiert, sagte Lohr. | |
Juristische Schritte behalte man sich aber vor. Hinter der Zurückhaltung | |
könnte auch eine Sorge stecken: Dass eine Klage zum Bumerang werden könnte | |
– und Gerichte dem Geheimdienst Recht geben. | |
Denn bisher ging es juristisch nur um Formfragen. Zuletzt hatte die AfD | |
gegen das Bundesamt für Verfassungsschutz geklagt, weil dieser auch die | |
Gesamtpartei als „Prüffall“ bezeichnet hatte – [4][hier mit Erfolg]. Das | |
Kölner Verwaltungsgericht befand, dass für die öffentliche Verkündung als | |
„Prüffall“ tatsächlich eine Rechtsgrundlage fehle, die Partei werde | |
„negativ“ vorverurteilt. Überprüfen durfte der Verfassungsschutz die Part… | |
dagegen weiter. | |
## Auch der „Flügel“ ein Verdachtsfall | |
Und das Amt stufte auch eine zweite AfD-Gruppierung als Verdachtsfall ein: | |
das Rechtsaußen-Sammelbecken „Der Flügel“ um den Thüringer Björn Höcke. | |
Auch hier sieht der Verfassungsschutz „stark verdichtete Anhaltspunkte“ für | |
„eine extremistische Bestrebung“. Das Politikkonzept des „Flügels“ bes… | |
aus der „Ausgrenzung, Verächtlichmachung und weitgehenden Rechtlosstellung | |
von Ausländern, Migranten, insbesondere Muslimen, und politisch | |
Andersdenkenden“. | |
AfD-Mann Hartwig erklärte, bezüglich des „Flügels“ laufe eine Auswertung | |
noch. Man gehe aber vor wie bei der JA – und behalte sich auch hier | |
rechtliche Schritte vor. | |
Das Bundesamt für Verfassungsschutz wollte sich am Dienstag nicht zur Causa | |
AfD äußern. Präsident Thomas Haldenwang hatte zuletzt erklärt, man wolle | |
sich nun „auf die vorrangige Aufgabe konzentrieren“: Die Beobachtung der | |
Aktivitäten der JA und des „Flügels“. | |
26 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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