# taz.de -- Rechtsextreme Anschläge geplant: Neonazi-Gruppe angeklagt | |
> Acht Neonazis wollten als „Revolution Chemnitz“ wohl einen | |
> „Systemwechsel“ herbeiführen. Nun erhebt die Bundesanwaltschaft Anklage | |
> gegen sie. | |
Bild: Zwei Tage vor dem designierten Anschlagstermin im Oktober 2018 wurden die… | |
Chemnitz/Karlsruhe taz | Die rechten Unruhen in Chemnitz im vergangenen | |
Sommer sorgten für bundesweites Aufsehen. Noch immer sitzen dafür acht | |
Männer in U-Haft. Nun erhob die Bundesanwaltschaft nach taz-Informationen | |
Anklage gegen sie: Sie sollen als selbsternanntes „Revolution Chemnitz“ | |
eine rechtsterroristische Gruppierung gebildet haben. | |
Die Polizei hatte die Männer, 21 bis 31 Jahre alt, schon im September und | |
Oktober 2018 festgenommen. Die Anklage wirft ihnen vor, Anschläge geplant | |
zu haben, die Gruppe sei bereits auf der Suche nach Waffen gewesen. Ziel | |
seien „effektive Schläge gegen Linksparasiten, Merkel-Zombies, | |
Mediendiktatur und deren Sklaven“ gewesen, wie es in einer internen | |
Telegram-Chatgruppe hieß. Man wolle einen „Systemwechsel“, es gelte „das | |
Regime zu stürzen“. | |
Die Männer kommen aus der Region um Chemnitz, einige haben langjährige | |
Szeneerfahrung, etwa in der früheren Kameradschaft „Sturm 34“, andere | |
bewegten sich unter Hooligans mit. Und sie beteiligten sich im Sommer 2018 | |
auch an den rechten Aufmärschen nach einem tödlichen Messerangriff auf | |
einen Chemnitzer, bei denen es zu Angriffen auf Migranten, | |
GegendemonstrantInnen und JournalistInnen kam. | |
Als [1][Radelsführer gilt den Anklägern dabei Christian K.] Er soll die | |
Chatgruppe gegründet haben – Titel: „Planung der Revolution“. Bereits Mi… | |
September war der 31-Jährige mit einem Dutzend Mitstreitern nach einer | |
rechten Kundgebung auf die Chemnitzer Schlossteichinsel gezogen und hatte | |
dort als Bürgerwehr Anwesende kontrolliert und Migranten bedroht. Ein | |
Iraner erlitt eine Kopfplatzwunde durch einen Flaschenwurf. Dann setzte die | |
Polizei die Gruppe fest. Intern hatte diese die Aktion als „Probelauf“ | |
ausgegeben. | |
Nach Sicht der Ermittler sollte ein tatsächlicher Anschlag dann am 3. | |
Oktober in Berlin geschehen. Dort, wo „die Leute“ sitzen, die „abgesetzt | |
werden müssen“, wie es im Chat von „Revolution Chemnitz“ hieß. Im Fortg… | |
hätten sich nach Willen der Neonazis dann auch Polizisten und „normale | |
Bürger“ an Aktionen beteiligen sollen. Wie konkret die Pläne waren, blieb | |
den Ermittlern aber unklar. | |
## Verteidiger halten Vorwürfe für überzogen | |
Sie waren durch die Beschlagnahmung der Handys von Christian K. und anderen | |
der Gruppe auf die Spur gekommen. Auf dortigen Chats entdeckten sie auch | |
eine „Bestellliste“ für Schusswaffen. Die Mitglieder tauschten sie bereits | |
über eine Geldsammlung und Kaufpreise aus. | |
Erhoben wurde die Anklage vor dem Oberlandesgericht Dresden. Die | |
Verteidiger der acht Beschuldigten halten die Vorwürfe dagegen für | |
überzogen. Die Aktenlage sei „dünn“, sagte Anwalt Daniel Sprafke der taz. | |
Es sei fragwürdig, dass bereits eine Chatgruppe reiche, um eine | |
Terrorgruppe zu bilden. „Da habe ich meine Zweifel.“ | |
Der Bundesgerichtshof hatte die Haftbefehle gegen die Beschuldigten dagegen | |
zuletzt bestätigt. Ein „dringender Tatverdacht“ bestehe fort. | |
25 Jun 2019 | |
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## AUTOREN | |
Konrad Litschko | |
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