# taz.de -- Gay Pride in Brasilien: Drei Millionen fordern mehr Rechte | |
> Hunderttausende Menschen haben in São Paulo für mehr LGBT-Rechte | |
> demonstriert. Die Parade war auch ein Protest gegen die homophobe Politik | |
> des Präsidenten. | |
Bild: Protest und Feier zugleich: Pride-Parade in São Paulo | |
BERLIN/SãO PAULO epd/ap | Drei Millionen Menschen haben nach | |
Veranstalterangaben in São Paulo für die Gleichberechtigung von | |
Homosexuellen demonstriert. Sie nahmen an der 23. Auflage der | |
Gay-Pride-Parade teil, wie [1][die Tageszeitung Folha de São Paulo | |
berichtete]. Dabei wurden im Zentrum der Millionenmetropole zahlreiche | |
Plakate gegen den rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro hochgehalten, | |
der mehrfach durch homophobe Aussagen für Empörung gesorgt hatte. | |
Rund 20 Umzugswagen zogen durch die Hauptverkehrsadern der Stadt, bekannte | |
Künstler und Entertainer des Landes traten auf. Teilnehmer trugen eine | |
riesige Regenbogenfahne vor sich her, viele zeigten sich mit Hüten, | |
Armbändern und T-Shirts in einer ähnlichen Farbkombination. Als | |
internationaler Gast trat Ex-Spice-Girl Mel C auf. | |
Die Gay-Pride-Parade in São Paulo gilt als eine der größten der Welt. | |
Gewidmet war sie dem 50. Jahrestag des Stonewall-Aufstands in New York, wo | |
Gäste der Bar Stonewall Inn sich im Jahr 1969 einer Polizeirazzia | |
widersetzten und so dazu beitrugen, die Schwulen- und Lesbenbewegung in | |
Gang zu setzen. | |
Vor Kurzem hatte das oberste Gericht in Brasilien [2][Homophobie zur | |
Straftat erklärt]. Verbrechen aus Hass gegen Homosexuelle sollen demnach | |
mit einer Gefängnisstrafe von einem bis zu fünf Jahren geahndet werden. | |
Bolsonaro nannte die Entscheidung des obersten Gerichtshofs „komplett | |
falsch“. Damit werde die Voreingenommenheit gegen Homosexuelle gefördert, | |
meinte Bolsonaro. | |
LGBT-Aktivisten hatten schon lange gefordert, Homophobie als Hassverbrechen | |
anzuerkennen. In den vergangenen Jahren haben in Brasilien Anfeindungen und | |
Verbrechen gegen Lesben, Schwule und Transgender zugenommen, wie die | |
Organisation Grupo Gay de Bahia (GGB) berichtet. Im vergangenen Jahr seien | |
420 Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ermordet worden. Der | |
linke Politiker Jean Wyllys, der als einziger Abgeordneter im Parlament | |
seine Homosexualität öffentlich gemacht hat, musste nach Morddrohungen ins | |
Ausland fliehen. | |
Bolsonaro hat immer wieder den Hass gegen Afrobrasilianer, Homosexuelle und | |
Indigene geschürt. Er hätte lieben einen toten als einen schwulen Sohn, | |
hatte er in einem Interview gesagt. Im Parlament stellen Evangelikale eine | |
der größten Gruppen. Auch sie lehnen Homosexualität ab. Verschiedene | |
Abgeordnete wie der Pastor Marco Feliciano präsentierten Gesetzesvorhaben | |
zur „Heilung von Homosexuellen“. Gleichzeitig sind in Brasilien die | |
gleichgeschlechtliche Ehe und das Recht auf Adoption für homosexuelle Paare | |
gesetzlich erlaubt. | |
24 Jun 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www1.folha.uol.com.br/cotidiano/2019/06/23a-parada-do-orgulho-lgbt-… | |
[2] /Brasiliens-Oberstes-Gericht-entscheidet/!5602975 | |
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