# taz.de -- Femen-Gründerin in Brasilien: Antifeministin im Frauenministerium | |
> Sara Winter wurde als Streiterin für Frauenrechte bekannt. Nun kämpft die | |
> 26-jährige für Präsident Bolsonaro gegen Abtreibungen. | |
Bild: Von der Femen-Aktivistin zur Antifeministin: Sara Winter arbeitet nun fü… | |
Die Frau, die die Herzen von „Lebensschützern“ höher schlagen lässt, ist | |
wasserstoffblond, tätowiert und stark geschminkt. Sara Winter – jung, | |
eloquent und in Brasilien eine Art Promi – bezeichnet sich als „Bekehrte“. | |
Die ehemals „bekannteste Feministin Brasiliens“, wie sie sich selbst | |
bezeichnet, geriert sich heute als Kronzeugin gegen Abtreibung, | |
„Gender-Wahn“ und die „religiöse Sekte“ des Feminismus. Von dem habe G… | |
sie geheilt, teilte sie 2015 in einem Video mit. | |
Zur Belohnung wird die 26-Jährige, die sich bei den Wahlen im Oktober | |
erfolglos um ein Mandat im Kongress beworben hatte, nun ins | |
Staatssekretariat für Frauen berufen und soll das Referat für Mutterschaft | |
leiten. Die Ministerin für Menschenrechte, Damares Alves, eine evangelikale | |
Pastorin, hatte das am vergangenen Freitag angekündigt. | |
1992 in São Paulo als Sara Fernanda Giromini geboren, erleidet Winter schon | |
früh häusliche Gewalt und sexuellen Missbrauch, ihr Bruder ist Mitglied | |
einer Miliz und jagt sie als 16-Jährige aus dem Haus, berichtet Winter in | |
Interviews. Sie habe auf der Straße gelebt, sich prostituiert und Drogen | |
genommen, eine Abtreibung gehabt. Um sich gegen Gewalt gegen Frauen zu | |
engagieren, habe sie den Weg in den Feminismus gewählt. | |
Als sie von der europäischen Bewegung Femen hört, reist sie in die Ukraine | |
und lässt sich ausbilden. Zurück in Brasilien, baut sie 2012 einen | |
[1][Ableger] auf, demonstriert für die Rechte von Frauen und Homosexuellen, | |
lässt sich bei einer Aktion halbnackt und mit Dornenkrone an ein Pappkreuz | |
fesseln und dabei fotografieren, wie sie eine Mitstreiterin küsst. Das Bild | |
macht sie zur Ikone. | |
## Streit führt zum Seitenwechsel | |
Doch schon im Jahr darauf verkracht sie sich mit der europäischen Zentrale. | |
Andere Femenmitglieder werfen Winter einen autoritären Führungsstil vor. | |
Zudem werden Vorwürfe laut, Winter stehe der Neonazi-Szene nahe und trage | |
deshalb das Eiserne Kreuz als Tattoo. Sie selbst kritisiert die Femengruppe | |
als profitorientiertes Geschäftsmodell, bei dem die Frau als Rohstoff im | |
übelsten Sinn missbraucht werde. Zunächst gründet sie eine eigene Gruppe | |
namens Bastardxs, bei der auch männliche Aktivisten mitmachen. | |
Die Abwendung vom Feminismus kommt mit dem ersten Kind. Winter postet | |
Videobotschaften, in denen sie sich pathetisch für ihre „blasphemischen | |
Aktionen“ und ihre frühere Abtreibung entschuldigt. Sie publiziert Bücher | |
und hält Vorträge, in denen sie mit dem Feminismus abrechnet, und führt | |
fortan einen Kreuzzug gegen Marxismus, „Genderideologie“ und die | |
Doppelmoral von Frauenrechtler*innen. | |
2017 lässt sie sich neben dem rechtsradikalen [2][Jair Bolsonaro] abbilden | |
und verteidigt seinen Vorschlag, Vergewaltiger chemisch kastrieren zu | |
lassen: „Wir haben so viele feministische Abgeordnete, warum hat keine von | |
ihnen je diesen Vorschlag gemacht.“ Sie sagt Bolsonaro ihre Unterstützung | |
zu. Heute bekommt sie seine. Für Winter ist es ein Karrieresprung. Für die | |
Regierung von Präsident Bolsonaro ein Coup. | |
14 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Sunny Riedel | |
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