# taz.de -- Abgas-Vorwürfe gegen Audi: Bundesamt erschwert Ermittlungen | |
> Das Kraftfahrt-Bundesamt, berüchtigt für Nähe zur Autoindustrie, soll | |
> Abgas-Ermittlungen im Fall Audi behindert haben. Nun schweigt das Amt | |
> dazu. | |
Bild: „Defeat Device, komm her zu mir“: Audi-Fahrzeuge | |
BERLIN taz | Dass das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) bei der Aufklärung des | |
Abgas-Skandals der deutschen Automobilhersteller keinen besonderen Ehrgeiz | |
gezeigt hat, ist bekannt. Doch offenbar hat die Flensburger Bundesbehörde, | |
die dem Bundesverkehrsministerium untersteht, die Ermittlungen [1][im Fall | |
Audi] sogar aktiv behindert. Des geht aus internen Unterlagen hervor, aus | |
denen der Bayerische Rundfunk und das Handelsblatt zitieren. | |
Staatsanwalt Dominik Kieninger von der Staatsanwaltschaft München II | |
beschwerte sich demnach im Juli 2017 schriftlich bei KBA-Chef Ekhard Zinke, | |
weil dessen Behörde bei neuen Verdachtsfällen von illegalen | |
Abschalteinrichtungen nicht die Ermittler, sondern zunächst den betroffenen | |
Konzern Audi informiert hatte. „Zum wiederholten Male sehe ich mich | |
veranlasst, Sie darauf hinzuweisen, dass eine nur eingeschränkte | |
Kooperation – erst recht, wenn von deren Seite eine klare Aufforderung | |
erfolgte – den Straftatbestand der (mindestens versuchten) Strafvereitelung | |
erfüllen kann“, heißt es in dem Schreiben. | |
Er habe Zweifel, so der Staatsanwalt, „ob das KBA uneingeschränkt zur | |
Kooperation – und zur Erfüllung seiner strafprozessualen Pflichten – bereit | |
ist“, schrieb Kieninger, verbunden mit der Drohung, dass das Prozessrecht | |
„in solchen Fällen auch die Durchsuchung von Behörden zulässt“. | |
## Spottgedicht | |
Das Kraftfahrt-Bundesamt äußerte sich zu diesem Vorwurf auf Anfrage nicht. | |
Das von Andreas Scheuer (CSU) geführte Bundesverkehrsministerium bestritt | |
die Existenz des Problems. „Das KBA kooperiert vollumfänglich mit den | |
jeweiligen Staatsanwaltschaften“, behauptete eine Sprecherin, ohne auf die | |
Vorwürfe der Münchener Staatsanwaltschaft einzugehen. | |
Auch in Bezug auf Audi verschärfen die internen Unterlagen, aus denen | |
Handelsblatt und BR zitieren, die Vorwürfe. So war im Unternehmen offenbar | |
bereits 2003 bekannt, dass in den Fahrzeugen illegale Abschalteinrichtungen | |
(englisch: Defeat Devices) eingebaut wurden, die die Abgasreinigung im | |
Normalbetrieb drosseln. In einem Gedicht verspottete ein Mitarbeiter die | |
Behörden: „Defeat Device, komm her zu mir. Gar schöne Spiele spiel’ ich m… | |
dir“, heißt es darin. | |
Und: „Seid ruhig, bleibt cool, wahrt euer Gesicht, es murrt nur der TÜV, | |
die Carb merkt das nicht.“ Das stellte sich später als Irrtum heraus: Die | |
kalifornische Regierungskommission Carb brachte den Abgasskandal ins Rollen | |
– und damit auch strafrechtliche Ermittlungen gegen zahlreiche | |
Audi-Manager. | |
1 Jul 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Bussgeld-in-Dieselaffaere/!5540679 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
## TAGS | |
Verkehrsministerium | |
Abgase | |
Audi | |
Auto | |
Pkw-Maut | |
Daimler | |
Diesel-Nachrüstung | |
Autokonzerne | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Scheuer entschuldigt sich wegen Maut: Der traut sich was | |
Verkehrsminister Scheuer (CSU) hat sich entschuldigt – für den Fall, dass | |
er Menschen mit seinen Entscheidungen verärgert oder enttäuscht hat. | |
Nächste Episode der Diesel-Affäre: Daimler trickst schon wieder | |
Das Kraftfahrtbundesamt hat offenbar eine weitere Schummel-Software beim | |
Stuttgarter Autobauer entdeckt. 60.000 Fahrzeuge sollen betroffen sein. | |
Bußgeld in Dieselaffäre: „Champagnerstrafe“ für Audi | |
Der Autobauer muss in der Dieselaffäre 800 Millionen Euro Bußgeld zahlen. | |
Das lässt bei Audi Korken knallen, sagt der Chef der Deutschen Umwelthilfe. | |
Umwelthilfe-Chef über Abgasbetrug: „Nur die Gerichte funktionieren noch“ | |
Die Politik hat den Autokonzernen vermittelt, dass diese sich alles | |
erlauben können, kritisiert Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch. Die Justiz zeige | |
dagegen Mut. |