| # taz.de -- Milliarden für die Wissenschaft: Es kommt doch zum Schwur | |
| > Bund und Länder haben sich in der Nacht auf die Zukunft der | |
| > milliardenschweren Wissenschaftspakte geeinigt. Ergebnisse stellen sie | |
| > heute vor. | |
| Bild: Jura-Vorlesung in einem Hörsaal der Universität Potsdam | |
| Berlin taz | In den Hochschulen und Forschungseinrichtungen können sie | |
| aufatmen: Die WissenschaftsministerInnen von Bund und Ländern haben sich in | |
| der Nacht darauf verständigt, wie es mit den milliardenschweren Pakten für | |
| Hochschulen, Forschung und Lehre weitergeht. Das erfuhr die taz von | |
| mehreren Seiten aus Verhandlungskreisen. | |
| Die Ergebnisse können damit wie geplant heute ab 14 Uhr Uhr in der | |
| Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Ländervertreterin Eva Quante-Brandt | |
| (SPD) und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) vorgestellt | |
| werden. Bis zuletzt hatten Bund und Länder gepokert und ein Scheitern der | |
| Verhandlungen in Kauf genommen. | |
| Zur Stunde verhandeln alle Seiten noch über letzte Details. Nach Angaben | |
| aus Verhandlungskreisen stehen aber die Grundgerüste für alle drei Pakte. | |
| Beim Hochschulpakt, den beide Seiten vor über zehn Jahren schlossen, um | |
| zusätzliche Studienplätze zu schaffen, bekommen die Länder | |
| Planungssicherheit. Sie konnten sich aber nicht mit der Forderung | |
| durchsetzen, dass der Bund sich jedes Jahr in steigendem Umfang an der | |
| Finanzierung von Studienplätzen beteiligt. Das hatte Karliczek energisch | |
| abgelehnt. | |
| ## Länder müssen stärker ran | |
| Der vereinbarte Kompromiss soll nun vorsehen, dass die Hochschulen im | |
| Rahmen des neuen Hochschulpakts ab 2021 für die Ausbildung der Studierenden | |
| 1,88 Milliarden Euro vom Bund bekommen. Das entspricht etwa dem jetzigen | |
| Anteil des Bundes, die Länder sollen den gleichen Beitrag obendrauf legen. | |
| Ab 2024 soll der Bundeszuschuss auf über 2 Milliarden pro Jahr steigen mit | |
| der Aussicht auf Nachverhandlungen ab 2028. | |
| Die öffentliche Förderung für die außeruniversitären | |
| Forschungseinrichtungen, die der Staat seit 2005 kräftig im internationalen | |
| Wettbewerb unterstützt, steigt dem Vernehmen nach wie bisher jedes Jahr um | |
| drei Prozent. Allerdings müssen sich die Länder stärker als bisher an der | |
| Finanzierung beteiligen. | |
| Hatte der Bund die Aufwüchse für die Institute unter dem Dach von | |
| Fraunhofer, Leibniz, Helmholtz oder Max-Planck seit 2016 allein getragen, | |
| müssen die Länder ab 2021 beim dreiprozentigen Aufwuchs einsteigen. Ab 2024 | |
| sollen dann die ursprünglichen Finanzierungsschlüssel gelten. Bei | |
| Helmholtz-Instituten steuert der Bund traditionell 90 Prozent, die Länder | |
| 10 Prozent bei. Aktuell liegt der Bundesanteil noch höher. | |
| ## Weniger Geld für innovative Lehrkonzepte | |
| Aus dem Qualitätspakt Lehre zieht sich der Bund etwas zurück. Das Programm | |
| belohnt seit 2011 Hochschulen mit guten Studienbedingungen und innovativen | |
| Lehrkonzepten. Bisher zahlt der Bund allein 200 Millionen Euro pro Jahr. | |
| Künftig soll das jährliche Gesamtvolumen auf 150 Millionen Euro reduziert | |
| werden, die Länder sollen sich ebenfalls daran beteiligen. | |
| Seit Donnerstagnachmittag bis tief in die Nacht hatten alle Seiten | |
| verhandelt. Neben Bundesforschungsministerin Karliczek waren später auch | |
| die Abgesandten der Finanzministerien von Bund und Ländern zugegen. Es sei | |
| wie auf einem orientalischen Basar zugegangen, meint eine teilnehmende | |
| Person. Das Ergebnis sei aber zufriedenstellend: Ein guter Kompromiss. | |
| Ergänzung 11:12 Uhr: Nach ihrer Nachtsitzung waren sich die | |
| WissenschaftsministerInnen dann so einig (oder so zermürbt), dass sie die | |
| Pressekonferenz mit der Präsentation der Ergebnisse an diesem Freitag sogar | |
| um eine Stunde auf 13:00 Uhr vorverlegten. | |
| 3 May 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Anna Lehmann | |
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