Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Urteil gegen Chemnitzer FC: Neonazi-Ausfall quasi nicht b…
> Die Fans des Chemnitzer FC haben mit ihrer Neonazi-Huldigung neue
> Maßstäbe gesetzt. Der Verband versagt kläglich dabei, das zu
> sanktionieren.
Bild: „Ruhe in Frieden, Tommy“: Fans gedenken im März eines verstorbenen N…
Das Urteil ist ein Witz. Lediglich für ein Spiel wurde der Chemnitzer FC
vom Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) sanktioniert. Für das am
kommenden Wochenende, eine sportlich bedeutungslose Heimpartie gegen den
ZFC Meuselwitz. Der Chemnitzer FC ist bereits sicher in die Dritte Liga
aufgestiegen. Die Südtribüne wird also am Samstag gesperrt sein. Dazu soll
Verein eine Geldstrafe von 12.000 Euro zahlen.
Dabei hatte [1][DFB-Interimspräsident Rainer Koch] Mitte März vom NOFV
konsequentes Handeln gefordert, als die rechtsextremistische Fanszene des
Chemnitzer FC ein Markenzeichen im deutschen Fußball setzte. Mit
Unterstützung des Vereins wurde am 7. März Thomas Haller, dem verstorbenen
Begründer der Hoonara (Hools Nazis Rassisten), [2][im Stadion gedacht]. Der
Stadionsprecher verlas Trauerworte, ein Portraitfoto der Hooligan-Ikone
wurde auf dem Stadionbildschirm eingeblendet, die Fans auf der Südtribüne
entflammten eine schwarz-rot-weiße Pyroshow.
Mit Konsequenz hat der Richterspruch des NOFV nichts zu tun. Nicht einmal
für die Partie gegen Meuselwitz hat es für die Botschaft “Nazis raus“
gereicht. Stattdessen muss das Urteil so übersetzt werden: „Lieber
Chemnitzer FC, eure Neonazis und ihre stillschweigenden Nachbarn müssen
sich wegen ihres Fehlverhaltens ein Spiel von einer anderen Tribünenseite
aus anschauen. Der Vorteil ist, dass die vielen Dauerkartenbesitzer sich
eine neue neue Eintrittskarte besorgen müssen und ihr von den Mehreinnahmen
die 12.000 Euro Strafe zahlen könnt.“
So wie die Fans und der eingebundene Chemnitzer FC mit ihrer
Neonazi-Huldigung neue Maßstäbe gesetzt haben, hätte nun der NOFV mit
seinem Urteil Maßstäbe setzen müssen, wie derartiges Verhalten sanktioniert
wird. Der Regionalverband hat jämmerlich versagt. Der Richterspruch kommt
einer Nichtbestrafung gleich.
## Das Blaue vom Himmel gelogen
Von der 12.000 Euro-Geldstrafe, heißt es im Urteil, „können bis zu 5.000
Euro für Maßnahmen gegen Rechtsextremismus und Rassismus verwendet werden“.
Dieser Satz verrät viel von der Geisteshaltung beim NOFV. Der Kampf gegen
Rechtsextremismus wird eher als eine Möglichkeit denn als eine zwingende
Notwendigkeit erachtet. Im Nachgang des Spiels zwischen dem SV Babelsberg
03 und Energie Cottbus 2017 hatte sich der Verband bereits blamiert. In der
Urteilsbegründung führte man damals für Strafmaßnahmen gegen Babelsberg
„Nazischweine-Raus-Rufe“ an, während die Nazisprechchöre und Hitlergrüß…
Cottbusser Gästeblock nicht erwähnt wurden.
Die Milde des Chemnitzer Urteils wurde nun vom NOFV damit begründet, dass
der Verein bereits [3][„einschneidende Maßnahmen“] ergriffen habe. Deshalb
müssen die Nazis nicht draußen bleiben, sondern nur die Tribüne wechseln.
Das ist in etwa ein so klares Zeichen, wie es der Chemnitzer FC in diesen
Tagen setzte. Der Regionalligist kündigte an, dass die Spieler künftig mit
einem Trikot auflaufen würden mit der Aufschrift: „Farbe bekennen:
Himmelblau – jetzt!“ Wer glaubt, mit dem Bekenntnis zur Vereinsfarbe sich
gegenüber Rechtsextremismus abgrenzen zu können, der lügt sich das Blaue
vom Himmel herunter. Der Nordostdeutsche Fußballverband scheint unter der
gleichen Art von Blauäugigkeit zu leiden.
30 Apr 2019
## LINKS
[1] /Nach-Trauerfeier-um-Neonazi/!5576521
[2] /Chemnitzer-FC-trauert-um-einen-Neonazi/!5576352
[3] /Chemnitzer-FC-und-sein-Neonazi-Problem/!5585058
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
DFB-Präsident
Chemnitzer FC
Fußball
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Neonazis
Deutscher Fußballbund (DFB)
Deutscher Fußballbund (DFB)
Nazis
Kolumne Press-Schlag
Rechtsextremismus
Chemnitz
Hooligans
Chemnitz
## ARTIKEL ZUM THEMA
Kritik an DFB-Vizepräsident: Russlands Mann im DFB
Spitzenfunktionär Hermann Winkler verhöhnt den ukrainischen Präsidenten und
muss sich rechtfertigen. Der frühere CDU-Politiker fällt öfter auf.
Hitlergruß in der Fußball-Oberliga: Rechtsextreme Offensive
Aktivisten der Nazipartei „Der Dritte Weg“ versuchen, in der Fanszene des
Oberligisten Sportfreunde Siegen Fuß zu fassen. Die Ultras wehren sich.
Rechtextreme Fans des Chemnitzer FC: Streben nach Auferstehung
Die Fangruppierung NS-Boys in Chemnitz löst sich auf. Ein Zeichen zur
Entspannung ist das nicht. Die Gruppe wird im Verborgenen weitermachen.
Chemnitzer FC und sein Neonazi-Problem: Tatort Südtribüne
Der Chemnitzer FC hat den Aufstieg geschafft. Doch der Verein ist eher für
sein Problem mit Rechten bekannt. Doch jetzt tut sich ewas. Wird das
reichen?
Kommentar Beisetzung in Chemnitz: Fußballfan und Nazi
In Chemnitz wird der Neonazi Thomas Haller beerdigt. Wer die Veranstaltung
als „privat“ bezeichnet, muss auf dem rechten Auge total blind sein.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.