| # taz.de -- Trump verschärft Kurs gegen Kuba: Klagewelle erwartet | |
| > Erstmals werden Klagen von zwangsenteigneten Immobilienbesitzern in Kuba | |
| > ermöglicht. Das könnte auch europäische Unternehmen treffen. | |
| Bild: US-Außenminister Mike Pompeo verkündet den Bruch mit der bisherigen Kub… | |
| Hamburg taz | Es gehe darum, die „Troika der Tyrannei“ zu zerschlagen, | |
| sagte US-Sicherheitsberater John Bolton am Mittwoch in Miami. Gemeint waren | |
| Venezuela, Kuba und Nicaragua, deren Regime den USA ein Dorn im Auge sind. | |
| Außenminister Michael Pompeo gab am gleichen Tag in Washington einen | |
| besonders harten Schlag gegen Kuba bekannt: Am 2. Mai wird der Artikel III. | |
| des Helms-Burton-Gesetzes in Kraft treten, der es nach der Revolution von | |
| 1959 enteigneten Immobilienbesitzern erlaubt, gegen die heutigen Eigentümer | |
| juristisch vorzugehen. | |
| „Es wird keine Ausnahmen geben“ kündigte Pompeo an und machte zudem klar, | |
| was die Zielsetzung dieses Schritts sei. „Die militärischen Dienste, der | |
| Geheimdienst und die Sicherheitskräfte Kubas halten Maduro an der Macht“, | |
| sagte der Außenminister und machte so deutlich, dass das kubanische | |
| Engagement in [1][Venezuela] und Kubas Unterstützung für Präsident Nicolás | |
| Maduro das zentrale Motiv ist, um die Sanktionen gegen Havanna zu | |
| verstärken. Fortan hätten die US-Amerikaner nun eine Chance auf | |
| Gerechtigkeit, so Pompeo. | |
| Konkret ermöglicht das dritte Kapitel des Helms-Burton-Gesetzes | |
| US-Unternehmen und kubanischstämmigen US-Bürgern, gegen Einzelpersonen oder | |
| Firmen wegen in Kuba enteigneten Besitzes vor Gericht zu ziehen. Dadurch | |
| wird eine Klagewelle in Kraft gesetzt, die alle Unternehmen auf der Insel | |
| betrifft, die mit Immobilien, die seit der kubanischen Revolution von 1959 | |
| enteignet wurden, operieren. Bislang hatten alle Präsidenten seit Bill | |
| Clinton diese Klausel nicht in Kraft treten lassen. | |
| ## Spanische Hotelketten im Visier | |
| Die bisher beim US-Schatzamt angemeldeten Ansprüche von Alteigentümern | |
| belaufen sich auf mindestens fünf Milliarden US-Dollar. „Doch die Summe | |
| könnte schnell steigen, weil sich nun eine Armada von Rechtsanwälten auf | |
| die Fälle stürzen wird“, prognostiziert der kubanische | |
| Sozialwissenschaftler Omar Everleny Pérez. Das betrifft die wichtigsten | |
| kubanischen Handelspartner, darunter viele spanische und kanadische | |
| Unternehmen wie das Bergbauunternehmen Sherritt International aus Toronto, | |
| das im kubanischen Moa eine Nickelmine betreibt, oder die spanischen | |
| Hotelketten Iberostar und Melía, die zahlreiche Ferienanlagen auf der Insel | |
| betreiben. | |
| Genau deshalb fielen die Reaktionen aus Kanada und der Europäischen Union | |
| auch deutlich aus. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini, | |
| Handelskommissarin Cecilia Malmström und die kanadische Außenministerin | |
| Chrystia Freeland bezeichneten die „extraterritoriale“ und „einseitige“ | |
| Maßnahme auch als Verstoß gegen das Völkerrecht. Sie könne zu nichts | |
| anderem als einer „unnötigen Spirale“ von juristischen Auseinandersetzungen | |
| führen. | |
| Eine Klage vor der Welthandelsorganisation (WTO) gegen die USA ist von | |
| Seiten der EU und Kanadas genauso zu erwarten wie langwierige Prozesse. Die | |
| werden das keimende Investitionsinteresse in Kuba dämpfen, wo sich die | |
| Europäer in den letzten Jahren wieder vermehrt engagiert haben, so Omar | |
| Everleny Pérez. Das hat genauso Folgen für die latent kriselnde kubanische | |
| Ökonomie wie die weiteren gestern von John Bolton angekündigten | |
| Einschränkungen bei Reisen und bei Geldüberweisungen nach Kuba. | |
| ## Entspannungspolitik wird rückgängig gemacht | |
| Für die Regierung in Havanna hätte die Beschränkung der Geldüberweisungen | |
| nach Kuba, die sich Schätzungen zufolge auf bis zu fünf Milliarden | |
| US-Dollar pro Jahr belaufen, weitreichende Folgen. Gleiches gilt für die | |
| angekündigten Reisebeschränkungen für US-Amerikaner mit kubanischen | |
| Wurzeln. De facto macht die amtierende US-Regierung die Entspannungspolitik | |
| der Barack Obama-Ära rückgängig und kehrt zur Sanktionspolitik des Kalten | |
| Krieges zurück, was von konservativen exilkubanischen Kreisen um den | |
| republikanischen Senator Marco Rubio seit langem gefordert wird. | |
| Für den kubanischen Außenminister Bruno Rodríguez ist das Vorgehen der USA | |
| ein „Angriff auf das Völkerrecht, die Souveränität Kubas und die dritter | |
| Staaten“. Der wird weitreichende Folgen für den internationalen Handel | |
| haben. Auch die anstehenden Verhandlungen über ein Handelsabkommen zwischen | |
| der Europäischen Union und den USA wird er belasten. Für Kubas Wirtschaft | |
| sind die Folgen jedoch kaum absehbar. Deshalb bereitete Raúl Castro, der | |
| ehemalige Staatschef und bis heute der Vorsitzende der Kommunistischen | |
| Partei, die Bevölkerung schon letzte Woche auf eine neuerliche | |
| Wirtschaftskrise vor. | |
| 18 Apr 2019 | |
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| Knut Henkel | |
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