| # taz.de -- Unter Leuten: Exilkubaner in Brooklyn | |
| > Roberto Poveda verließ Kuba. Das politische Tauwetter zwischen den USA | |
| > und Kuba ließ ihn hoffen – aber Kuba ändert sich kaum. | |
| Bild: Roberto Poveda in Brooklyn | |
| Es waren noch wenige Tage bis zur Wahl zwischen Hillary Clinton und Donald | |
| Trump, als ich durch den New Yorker Stadtteil Brooklyn spazierte. Ich war | |
| auf der Suche nach der kubanischen Jazzszene der Stadt, und hier, in der | |
| Driggs Avenue, konnte sie nicht weit sein. | |
| Über 135.000 „Cuban Americans“ leben in der Metropolregion New York. Ihre | |
| Musik hat eine lange Tradition in der Stadt, sie reicht bis in die 30er | |
| Jahre zurück. Doch innerhalb der Szene überwogen vor anderthalb Jahren die | |
| Disharmonien, und das nicht nur wegen der Blue Note. | |
| Dass der damalige US-Präsident Barack Obama sich dem Erzfeind Kuba | |
| politisch annäherte, war eine Sensation. Flüge aus den USA waren plötzlich | |
| zu Spottpreisen zu haben, Telefongespräche kosteten nur noch wenige Cent. | |
| Auch Wirtschaftssanktionen auf kubanischen Rum und Zigarren ließ man | |
| fallen. Doch nicht alle Exilkubaner waren von dem Vorstoß begeistert. Was | |
| konnte man bloß dagegen haben? | |
| Am Ende der Driggs Avenue bog ich in eine Seitenstraße und erreichte die | |
| Galerie Ad Hoc Art in der Frost Street. Zum Proberaum? Der Galerist | |
| schickte mich in eine dunkle Kammer voller Mikrofone, Keyboards und | |
| Verstärker. Hier traf ich den kubanischen Jazzmusiker Roberto Poveda. | |
| Der 50-Jährige mit den schwarzen Locken kam 1997 über Kolumbien nach Miami, | |
| 2006 zog er nach New York. In seinen Songs kombinierte er traditionelle | |
| kubanische Musik mit Jazz und Elementen aus HipHop und afrikanischen | |
| Rhythmen. In der Szene kannte er sich gut aus. | |
| „Ich habe Kuba verlassen, weil ich mich dort ohnmächtig fühlte“, erzählte | |
| Roberto. „Die Regierung unterdrückt die Menschen, gibt dir keine Chance, | |
| dein Leben zu verbessern – und zu reisen.“ Für viele Exilkubaner in den USA | |
| ist das Regime in Havanna ein rotes Tuch. Sie wollten keine Annäherung. | |
| Nicht aber Roberto Poveda. Er wollte das politische Tauwetter nutzen, um in | |
| seiner alten Heimat etwas zu bewegen. Daher schloss er sich der | |
| aktionistischen Instar-Bewegung der Künstlerin Tania Bruguera an, die mit | |
| Protestaktionen in Havanna für Aufsehen sorgte. „Wir müssen den Menschen in | |
| Kuba klar machen, dass sie das Recht haben, anders zu denken“, sagte | |
| Roberto. | |
| Das war vor anderthalb Jahren. Nun bin ich wieder in New York, wieder in | |
| Brooklyn. Ich treffe Roberto in einem Jazzclub, dem Barbès im Stadtteil | |
| Park Slope. Wie läuft’s? Roberto winkt ab. Mehr als die Hälfte der | |
| US-Kubaner haben Trump gewählt, verbessert hat sich nichts. Es sei | |
| schwieriger, an Visa zu kommen. Von politischer Öffnung keine Spur. „Den | |
| Anfang hat Obama gemacht“, sagt er. „Aber auf den Wandel warten wir noch | |
| immer.“ | |
| 2 May 2018 | |
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| Philipp Eins | |
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