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# taz.de -- Reaktionen auf Castros Tod: Gemischte Gefühle
> Fidel Castro stürzte einen Diktator und baute ein sozialistisches Kuba
> auf. Sein Tod scheidet die Geister. Die einen sind bestürzt, andere
> reagieren erleichtert.
Bild: In „Little Havana“ in Miami gehen nach Bekanntgabe des Todes Exil-Kub…
Havanna/Paris/Washington ap/dpa | Das Ableben Castros hatten viele seit
langem erwartet, dennoch kam es jetzt durchaus überraschend. Die Reaktionen
fielen höchst unterschiedlich aus. Unzählige Exilkubaner, die vor Castros
sozialistischem Regime in die USA geflohen waren, fanden sich binnen einer
halben Stunde nach Bekanntgabe der Nachricht auf den Straßen von Miami ein
und jubelten lautstark. Kubaner in Havanna waren meist erschüttert und
zeigten sich zutiefst getroffen über den Verlust der Persönlichkeit, die
viele von ihnen ein ganzes Leben lang begleitet hatte.
Mehrere Staatspräsidenten, darunter auch Russlands Präsident Wladimir
Putin, bedauerten den Verlust eines Freundes für ihre jeweiligen Länder.
„Fidel Castro war ein ehrlicher und verlässlicher Freund Russlands“,
schrieb Putin in einem Telegramm. Die Sowjetunion war bis zu ihrem
Zusammenbruch Ende 1991 Kubas wichtigster politischer und wirtschaftlicher
Partner.
US-Präsident Barack Obama reichte Kubas BürgerInnen zum Tod von
Revolutionsführer Fidel Castro symbolisch die „Hand der Freundschaft“. Die
Geschichte werde zeigen und darüber urteilen, welch „enormen Einfluss diese
einzelne Person auf die Menschen und die Welt um ihn herum“ hatte, erklärte
Obama am Samstag. Sein Amtsnachfolger Donald Trump äußerte sich knapper.
Auf Twitter schrieb er zunächst lediglich: „Fidel Castro ist tot.“ Später
legte er in einer Mitteilung nach und bezeichnete den Verstorbenen als
„einen brutalen Diktator, der sein eigenes Volk fast sechs Jahrzehnte
unterdrückt hat“.
Der französische Staatspräsident François Hollande bezeichnete Castro als
„eine Persönlichkeit des 20. Jahrhunderts“ gewürdigt. Er habe die
kubanische Revolution mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen verkörpert,
erklärte Hollande am Samstag in Paris.
Von politischen Dissidenten war zunächst noch keine Reaktion bekannt. Kubas
sozialistische Regierung rief eine neuntägige Staatstrauer aus. Dort, wo
Fidel Castro die ersten Revolutionsversuche unternahm, soll der legendäre
Revolutionsführer und Ex-Präsident auch bestattet werden: Die Beerdigung
ist für den 4. Dezember in Santiago de Cuba im Osten der Karibikinsel
geplant, wie die Regierung weiter verkündete. Castro war in der Nähe von
Santiago aufgewachsen und hatte 1953 mit Mitstreitern die
Moncada-Militärkaserne zu stürmen versucht.
Sein Leichnam soll auf seinen Wunsch hin verbrannt werden. Unklar blieb
zunächst, wann genau das geschehen soll. Für den Dienstag ist eine
Abschiedszeremonie auf dem Platz der Revolution in Havanna geplant, wo
Castro so einige seiner meist stundenlangen Reden gehalten hatte. Am
Mittwoch wird die Urne den Angaben zufolge dann von Havanna aus auf die
Reise nach Santiago de Cuba geschickt – auf der umgekehrten Route, die
Castro 1959 mit seiner Revolutionsarmee genommen hatte.
Indiens Präsident Pranab Mukherjee, Mexikos Enrique Peña Nieto und
Amtskollege Salvador Sánchez Cerén aus El Salvador äußerten sich über
Twitter betrübt über den Tod eines Freundes und Kameraden. Irans Präsident
Hassan Ruhani würdigte Castro als einen „unermüdlichen Kämpfer“ für die
Unabhängigkeit Kubas und Latein Amerikas.
Auch US-Generalsekretär Ban-Ki Moon kondolierte. In einer am Samstag in
Genf verbreiteten Erklärung sprach Ban dem kubanischen Volk sowie Castros
Familie sein Mitgefühl aus und sicherte den Kubanern die Unterstützung der
Vereinten Nationen zu.
In Miamis kubanisch geprägtem Stadtteil „Little Havanna“ gingen Exilkubaner
auf die Straße und schlugen vor Freude mit Löffeln auf Töpfe, Autos fuhren
hupend die Straße „Calle Ocho“ entlang. „Es ist eine Tragödie“, sagte…
die 22-jährige Dayan Montalvo zum Tod von Castro. „Wir sind alle mit ihm
aufgewachsen. Ich fühle mich richtig verletzt durch die Nachricht, die wir
gerade hören“.
Der Revolutionsführer hatte nach dem Sturz von Diktator Fulgencio Batista
1959 auf der Karibikinsel einen Kommunismus im sowjetischen Stil
eingeführt. Während seiner fast 50-jährigen Regierungszeit widerstand er
auf der Insel nur 90 Meilen vom US-Staat Florida entfernt dem Druck von
zehn US-Präsidenten. 2008 übergab er die Präsidentschaft aus
gesundheitlichen Gründen an seinen Bruder Raúl, nachdem dieser sie bereits
2006 nach Castros offenbar schwerer Darmoperation provisorisch übernommen
hatte.
Fidel Castro starb im Alter von 90 Jahren in Havanna. Seinen Tod verkündete
sein jüngerer Bruder und derzeitiger Staatspräsident Raúl Castro am späten
Freitagabend sichtlich bewegt im staatlichen Fernsehen. Castros Kuba wurde
auch immer wieder mit Vorwürfen von Verletzung der Menschenrechte
konfrontiert.
26 Nov 2016
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