# taz.de -- Exil-Kubaner in den USA: Freudenfest in Miami | |
> Miamis Bürgermeister lässt für Feierlichkeiten anlässlich Castros Todes | |
> Straßen sperren. Viele Exil-Kubaner feiern, andere sind nachdenklich. | |
Bild: In „Little Havana“ in der US-Küstenstadt Miami zogen Leute mit Flagg… | |
NEW YORK taz | Als in Kuba in der Nacht zu Samstag die Staatstrauer begann, | |
brach im 150 Kilometer entfernten Miami Freudentaumel aus. Schon kurz nach | |
der mitternächtlichen Bekanntgabe von [1][Fidel Castros] Tod gingen in | |
„Little Havanna“ tausende Exil-Kubaner auf die Straße, fuhren hupend im | |
Schritttempo, tanzten auf der Calle Ocho, tranken Champagner und riefen | |
Slogans wie „Cuba si – Castro no“ und „Cuba Libre“. Miamis Bürgermei… | |
Tomas Regalado, ebenfalls ein in Kuba geborener Republikaner, ließ für die | |
Feierlichkeiten am Samstag mehrere zentrale Achsen sperren. | |
Der noch amtierende US-Präsident Barack Obama, der als erster US-Präsident | |
in 88 Jahren nach Havanna gereist war, sprach von einer Freundschaft zum | |
kubanischen Volk und sagte, die Geschichte werde Castro beurteilen. Sein | |
Nachfolger Donald Trump dagegen nannte Castro einen „brutalen Diktator, der | |
sein Volk fast sechs Jahrzehnte lang unterdrückt hat“. | |
Bei Republikanern und Demokraten stießen mehrere Nachfahren von | |
Exilkubanern in dasselbe Horn: Der republikanische Senator Ted Cruz | |
gedachte am Freitag Castros' Opfer. Der demokratische Senator Bob Menendez | |
erklärte, die Folgen von Castros‘ Regime „werden unsere Hemisphäre für | |
immer verfolgen“. | |
Die CIA hat sich in den zurückliegenden fast fünf Jahrzehnten große Mühe | |
gegeben, Castro zu ermorden. Abgesehen von der gescheiterten Invasion in | |
der Schweinebucht 1961, für die die USA Exil-Kubaner trainiert hatten, sind | |
mehr als 360 US-amerikanische Mordkomplotte bekannt geworden, mit denen der | |
kubanische Revolutionär aus dem Weg geräumt werden sollte. Die Mittel | |
reichen von vergifteten Zigarren über explodierende Seemuscheln bis hin zu | |
Schüssen auf ihn. | |
Castro, der anfänglich um die Sympathie der USA warb, fiel in Washington | |
vom ersten Moment der Revolution an in Ungnade. Zehn US-Präsidenten, | |
angefangen mit Eisenhower, haben sein Land boykottiert. Während | |
demokratische und republikanische US-PolitikerInnen Kuba für seine | |
Kapitalismuskritik bestraften, arbeiteten sie selbst mit zahlreichen | |
Diktatoren zusammen – von Trujillo in der benachbarten Dominikanischen | |
Republik über die Militärregime in Chile und Argentinien bis hin zu Suharto | |
in Indonesien. | |
Erst Obama leitete eine Wende in der Kuba-Politik ein, die zuletzt vor | |
allem die USA im internationalen Vergleich isoliert hatte. Allerdings will | |
Trump dieses Rad zurückdrehen. Er hat bereits angekündigt, dass er die | |
gerade erst wiedereröffnete US-Botschaft in Havanna schließen und die | |
zaghaft beginnenden Kultur- und Handelsbeziehungen wieder kappen will. | |
Etwa eine Million KubanerInnen sind seit der Revolution in verschiedenen | |
Wellen in die USA gekommen. Im Gegensatz zu allen anderen Flüchtlingen aus | |
Lateinamerika erhielten sie umstandslos Aufenthaltsgenehmigungen. Die | |
größte Gruppe hat sich in Miami niedergelassen. Auch die Stützen des alten | |
Batista-Regimes flohen nach der Revolution in die USA. Unter den | |
Flüchtlingen waren zudem die 125.000 KubanerInnen, die sich in den 80er | |
Jahren unter den Augen kubanischer Ordnungshüter im Hafen von Mariel auf | |
improvisierten Booten auf den Weg in die USA machten. Es kamen zahlreiche | |
Gefängnisinsassen mit, derer sich das Regime entledigen wollte. | |
„Wir sind erleichtert über den Tod eines skrupellosen, mörderischen | |
Diktators“, erklärte Armando Ibarra von den jungen Republikanern in Miami | |
in den Stunden nach Castros' Tod, „aber der Kampf geht weiter“. Andernorts | |
reagierten US-KubanerInnen nachdenklicher auf Castros‘ Tod: Im | |
demokratischen Tampa, der anderen „kubanischen“ Großstadt in Florida, leben | |
auch Familien, die bei ihrer Ankunft vor Jahrzehnten dachten, sie könnten | |
wenige Wochen später zurückkehren. | |
Es sei „nicht schön“, den Tod eines Menschen zu feiern, erklärte eine | |
US-Kubanerin einem Reporter der Zeitung Miami Herald. Doch dieser Tote habe | |
„so viele Familien getrennt“, dass sie nicht anders könne. Andere | |
begründeten ihre Ausgelassenheit mit einer Verpflichtung gegenüber ihren | |
Eltern, die vor Castro geflohen sind. | |
27 Nov 2016 | |
## LINKS | |
[1] /Nachruf-auf-Fidel-Castro/!5360726/ | |
## AUTOREN | |
Dorothea Hahn | |
## TAGS | |
Kuba | |
Schwerpunkt Fidel Castro | |
Exil | |
USA | |
Miami | |
Kuba | |
Hans-Christian Ströbele | |
Schwerpunkt Fidel Castro | |
Kuba | |
Kuba | |
Schwerpunkt Fidel Castro | |
Papst Franziskus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Wirtschaftsbeziehungen USA und Kuba: Annäherung auf Abruf | |
Donald Trump droht die gerade erst begonnene Entspannung zwischen Kuba und | |
den Vereinigten Staaten zu beenden. | |
Hans-Christian Ströbele zu Castros Tod: „Wir haben die Revolution idealisier… | |
Die Meinungsfreiheit muss erhalten werden – auch in revolutionären Zeiten: | |
der Bundestagsabgeordnete Hans- Christian Ströbele zum Tod von Fidel | |
Castro. | |
Kommentar Fidel Castros Tod: Fidel bleibt Kuba | |
Castro hat es geschafft, einen Machtapparat aufzubauen, der sich auch ohne | |
ihn selbst zu erhalten weiß. Das ist das Erbe, das jetzt auf Kuba lastet. | |
Reaktionen auf Castros Tod: Gemischte Gefühle | |
Fidel Castro stürzte einen Diktator und baute ein sozialistisches Kuba auf. | |
Sein Tod scheidet die Geister. Die einen sind bestürzt, andere reagieren | |
erleichtert. | |
Nachruf auf Fidel Castro: Kubas maximo Polarisierer | |
„Die Geschichte wird mich freisprechen“, war einer der markigen Sätze von | |
Fidel Castro. Mit seinem Tod ist es nun an den Kubanern, darüber zu | |
urteilen. | |
Kubas Revolutionsführer: Fidel Castro ist tot | |
Der frühere kubanische Staatschef Fidel Castro ist am Freitagabend im Alter | |
von 90 Jahren gestorben. Er regierte die sozialistische Karibikinsel 47 | |
Jahre lang. | |
Nach Appell von Papst Franziskus: Kuba begnadigt fast 800 Gefangene | |
Die kubanische Regierung reagiert auf den Aufruf von Papst Franziskus. | |
Dieser forderte im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit die Begnadigung von | |
Gefangenen. |