# taz.de -- Der 1. Mai im Livestream: Erfurt sagt NoAfD, Hamburg MDMA | |
> Rechte in Erfurt, ein Grillkommando im Berliner Villenviertel und | |
> Hamburgs Anarchos auf MDMA. Was am 1. Mai ansteht – und worüber die taz | |
> berichtet. | |
Bild: Der 1. Mai in Berlin – allerdings 2018 | |
BERLIN taz | Festhalten, anschnallen, wachsam bleiben: Am [1][1. Mai] | |
werden in zahlreichen deutschen Städten wieder große Polizeieinsätze und | |
politische Auseinandersetzungen erwartet. Neben den teils traditionellen | |
Volksfesten, Kundgebungen und Demonstrationen etwa in Berlin und Hamburg | |
stehen insbesondere in Thüringens Hauptstadt Erfurt massive Proteste von | |
und gegen die AfD an. Aber auch im nordrhein-westfälischen Duisburg gibt es | |
Demonstrationen und Proteste. Dort ruft ein Bündnis lokaler Gruppen gegen | |
einen geplanten Marsch von Rechtsextremen auf die Straßen. Die taz | |
berichtet am 1. Mai mit Livestreams aus Berlin, Hamburg, Erfurt und | |
Duisburg. Das steht an, das bieten wir – die Übersicht: | |
Berlin | |
Aktionsform: Zwischen Satire und Krawallpose. Die Hedonisten wollen den | |
Schickimicki-Bezirk Grunewald aufsuchen und mit den gut betuchten Anwohnern | |
über ihre „gesellschaftliche Verantwortung“ sprechen. Die Autonomen tragen | |
die Revolutionäre 18-Uhr-Demo raus aus der Kreuzberger Partyzone hinein in | |
den Friedrichshainer Szenekiez um die Rigaer Straße. | |
Politischer Hintergrund: Überall geht es um die bezahlbare Stadt. Alle | |
fragen sich, wie der politische Umschwung hin zu wieder bezahlbaren Mieten | |
zu organisieren ist. Enteignen ist da schon fast der kleinste Nenner. | |
Erwartete Teilnehmerzahl: Der erwartete Spaßfaktor im Grunewald hat schon | |
zur Erstauflage im vergangenen Jahr 4.000 Menschen mobilisiert – und es | |
gibt keinen Grund, warum die nicht wiederkommen sollten. Die Revolutionäre | |
Demo entledigt sich mit dem Ortswechsel ihres Kreuzberger Touri-Anhangs: | |
Wenn sie eine fünfstellige Teilnehmerzahl erreicht, wäre das ein großer | |
Erfolg. | |
Krawallfaktor: Die eher dunkle Abenddemo zieht vorbei an dem sich als | |
Widerstandsnest gerierenden Hausprojekt Rigaer Straße 94 und dem | |
räumungsbedrohten queerfeministischen Projekt Liebigstraße 34 – eine | |
gewisse Radikalität will man da schon zeigen. [2][Größere Krawalle gehören | |
dennoch der Vergangenheit an.] Außer im Grunewald, da droht die | |
Wiederholung der Ausschreitungen des letzten Jahres: Aufkleber an Porsches, | |
Klingelstreiche und Martin Sonneborn, der Spraydosen verteilt. | |
Gegenprogramm: 5.500 Polizisten aus halb Deutschland werden den Tag über | |
bei 15 Veranstaltungen im Einsatz sein. Die Abenddemo ist unangemeldet, | |
Polizei und Innensenator geben sich aber gelassen: Eine Eskalation will man | |
vermeiden. | |
Wer berichtet: Für die taz wird Berlin-Redakteurin Jasmin Kalarickal ab | |
etwa 12 Uhr über den Periscope-Account der Berliner Regionalredaktion: | |
[3][@taz_berlin] im Livestream aus der Hauptstadt berichten. Sie ist mit | |
AktivistInnen verabredet und dem Pressesprecher der Berliner Polizei. | |
Erfurt | |
Aktionsform: Mit Parteiprominenz mobilisiert die AfD nach Erfurt. | |
Bundesvorsitzender Alexander Gauland und Scharfmacher Björn Höcke werden | |
auf einer Demonstration durch die thüringische Hauptstadt reden. Der | |
AfD-Auflauf hat Symbolcharakter: Mit der „Erfurter Resolution“ sollte 2015 | |
der Rechtsaußenflügel der Partei gestärkt werden als „Bewegung unseres | |
Volkes gegen Gesellschaftsexperimente“. Auch aus Thüringen stammt: Der | |
Thügida-Gründer und Volksverhetzer David Köckert, der 2018 in Köthen dazu | |
aufrief, „von Tür zu Tür“ zu ziehen. Ein linkes Gegenbündnis und der DGB | |
halten mit eigenen Demos dagegen. | |
Politischer Hintergrund: Kommunalwahlen und drei Landtagswahlen stehen 2019 | |
im Osten an – darauf zielt die AfD ab. | |
Erwartete Teilnehmerzahl: Die AfD hat 2.000 TeilnehmerInnen angemeldet, die | |
andere Seite ein Vielfaches davon. | |
Krawallfaktor: Die verschiedenen Demos verlaufen zum Teil in Sichtweise | |
zueinander. AfD-GegnerInnen rufen zu Blockaden auf. Es könnte also knallen. | |
Gegenprogramm: Die Polizei wird nach eigenen Angaben alles einsetzen, was | |
sie auftreiben kann. | |
Wer berichtet: Für die taz wird Martin Kaul über den Periscope-Account der | |
taz: [4][@tazgezwitscher] ab etwa 9 Uhr im Livestream aus Erfurt berichten. | |
Er ist zum Gespräch mit Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow | |
verabredet und begleitet Demonstrationen und Gegendemonstrationen. | |
Hamburg | |
Aktionsform: Eine erstmalige Demo im Stadtteil Harburg hat zwar einen | |
spaßigen Namen („MDMA“ steht in diesem Fall für „Mach das mal anders“… | |
fügt sich ansonsten aber in den ernsten, antiautoritären 1. Mai-Duktus. Die | |
Antifa Altona Ost demonstriert durch Altona und vereinigt sich um 18 Uhr | |
mit dem antiimperialistischen „Roten Aufbau“, der sich an der Sternschanze | |
trifft. | |
Politischer Hintergrund: Die Antiimperialisten haben sich das Motto | |
„Gemeinsamen gegen Ausbeutung“ auf die Banner geschrieben und fordern den | |
Vier-Stunden-Tag für Arbeiter*innen. Jahrelang haben sie die einzige große | |
1. Mai-Demo in Hamburg organisiert, dabei haben sie unter Linken nicht nur | |
Freund*innen. Die Veranstalter*innen der MDMA-Demo verstehen sich als | |
anarchistische Alternative, die im Streit zwischen Antiimps und | |
Antideutschen bewusst keine Position bezieht. | |
Erwartete Teilnehmerzahl: Harburg ist aus den Szenevierteln betrachtet weit | |
weg. Die Antifa Altona Ost hingegen ist in den vergangenen Monaten zur | |
Antifa-Gruppe der Herzen geworden, weil sie von der Schulbehörde | |
drangsaliert wurde – dürfte also mehr Zulauf erwarten. Der „Rote Aufbau“ | |
kann mit 2.000 Teilnehmer*innen rechnen. | |
Krawallfaktor: Nur beim Roten Aufbau gegeben. Im vergangenen Jahr blieb es | |
ruhig, da war die Demo allerdings durchs ruhige Wandsbek gelaufen. Das | |
Schanzenviertel erhöht den Faktor wieder. Traditionell endet die Nacht dort | |
mit Wasserwerfern, qualmenden Mülleimern und vielen Scherben. | |
Gegenprogramm: Die Polizei ist gegenüber den Antiimps nicht zimperlich, | |
sondern setzt auf „viel hilft viel“. | |
Kurios: Der Münchener Pegida-Chef Heinz Meyer hatte eine 1.-Mai-Demo vor | |
der Roten Flora angemeldet. Die Versammlungsbehörde war nicht | |
einverstanden, daraufhin zog er vor Gericht. Am Freitag bestätigte der | |
Richter nach einem Eilantrag das Demoverbot. | |
Wer berichtet: Für die taz wird taz-Nord-Reporterin Katharina Schipkowski | |
ab etwa 12 Uhr über den Periscope-Account der taz-Nord-Redaktion: | |
[5][@taznord] aus Hamburg berichten. Sie wird schauen, was in Sachen „MDMA“ | |
los ist und was abends noch übrig bleibt. | |
Duisburg | |
Die Aktionsform: Die Anhänger der neonazistischen Partei „Die Rechte“ | |
wollen sich um 14:00 Uhr am Wanheimerorter S-Bahnhof Im Schlenk treffen und | |
von dort zum Hochfelder S-Bahnhof Hochfeld-Süd marschieren. Die Partei mit | |
Hauptsitz in Dortmund, wo die rechtsextreme Kameradschaftsszene stark | |
vernetzt ist, wird vom Verfassungsschutz beobachtet und propagiert offen | |
völkisches und rassistisches Gedankengut. Ein breites Bündnis aus | |
zahlreichen Organisationen will dagegen auf vielfältige Weise Stellung | |
beziehen. | |
Der Hintergrund: Duisburg gilt als ein Armenhaus des Ruhrgebiets – und | |
damit als symbolischer Ort. Sowohl für Rechtsextreme ist die Stadt damit | |
ein interessantes Pflaster, aber auch die Linkspartei in Duisburg spielt | |
traditionell eine besondere, teils dogmatische Rolle. Im antifaschistischen | |
Kampf ist sie allerdings gut vernetzt. | |
Erwartete Teilnehmerzahl: Unübersichtlich. Bei den Rechtsextremen | |
mobilisiert eine Kleinpartei, allzu großer Andrang könnte ausbleiben. Oft | |
standen ihre Anhänger schon frustriert in der Gegend herum. Das könnte | |
Mittwoch auch so sein. Offen ist, wieviele Kameradschaftsmitglieder aus dem | |
Ruhrgebiet und Umgebung sich mobilisieren lassen – und wie viele | |
stattdessen nach Erfurt reisen. Die Gegenveranstaltungen dürften um ein | |
vielfaches besser besucht sein. | |
Der Krawallfaktor: Schaunmermal. | |
Das Gegenprogramm: Ab dem frühen Morgen wollen unterschiedlichen Gruppen in | |
Duisburg sowohl Kundgebungen abhalten und damit Stellen in der Stadt | |
blockieren – als auch den Aufmarsch der Rechtsextremisten selbst stoppen. | |
Die Polizei rief bereits öffentlich dazu auf, sich von möglichen | |
Straftätern zu distanzieren. | |
Wer berichtet: Für die taz wird Anett Selle ab dem Mittag über ihren | |
Periscope-Account [6][@anettselle] im Livestream aus Duisburg berichten. | |
Sie will schauen, wie viele Sympathisanten die „Rechte“ mobilisieren kann �… | |
und wer alles dagegen aufsteht. Folgen können Sie ihren Berichten | |
Leipzig | |
Aktionsform: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) veranstaltet seine | |
zentrale Maikundgebung in Leipzig. Reden wird dort unter anderem DGB-Chef | |
Reiner Hoffmann. | |
Politischer Hintergrund: Titel des diesjährigen DGB-Maiaufrufs: „Europa. | |
Jetzt aber richtig!“ Der Gewerkschaftsbund bekennt sich darin zur EU und | |
gegen Rechtspopulismus, fordert aber mehr Rechte für ArbeitnehmerInnen in | |
der Europäischen Union. | |
Erwartete Teilnehmerzahl: 2018 kamen zwischen 3.500 und 6.500 Menschen zur | |
zentralen DGB-Kundgebung, die damals in Nürnberg stattfand. | |
Krawallfaktor: Na ja. Es ist eine DGB-Kundgebung. | |
Katharina Schipkowski, Erik Peter, Tobias Schulze, Martin Kaul | |
30 Apr 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Tag-der-Arbeit-Tag-der-Proteste/!t5009789 | |
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[4] https://www.pscp.tv/tazgezwitscher | |
[5] https://www.pscp.tv/taznord | |
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