# taz.de -- Aktivistin über Satire-Demo zum 1. Mai: „Wir kommen in Frieden“ | |
> Erneut gibt es die Satire-Demo im Grunewald in Berlin: diesmal auch mit | |
> Stadtteilfest. „Wir fahren die Politik der ausgestreckten Hand“, sagt | |
> eine Aktivistin. | |
Bild: Satirische 1. Mai Demo im Grunewald 2018 unter dem Motto: Wo eine Villa i… | |
taz: Frau Schickhäuser-Gosse, das Quartiersmanagement Grunewald ruft am 1. | |
Mai erneut zu einem Ausflug in das Villenviertel auf. Sind Sie nervös? | |
Elenos Schickhäuser-Gosse*: Nein, ich bin voller Vorfreude. Wir sind | |
neugierig, was dieses Mal passieren wird. Wir haben unser Konzept seit dem | |
letzten Jahr ja etwas verändert. | |
Mit wie vielen Leuten rechnen Sie? | |
Letztes Jahr waren es 3.000. Wir denken, dass es bis zu 5.000 werden | |
können. | |
Was genau ist geplant? | |
Wir beginnen um 13.30 Uhr am S-Bahnhof Grunewald mit einem Stadteilfest, | |
[1][„My-Gruni“] genannt. Es gibt eine Kundgebung und Stände. Danach ziehen | |
die autonomen StreetworkerInnen durch die Straßen. Mit | |
Informationsbroschüren werden sie auf die AnwohnerInnen zuzugehen. Alles | |
wird in eine Stadtteilfestatmosphäre eingebettet sein. | |
Das „MyGruni“ steht unter dem Slogan: „Burn Bratwurst, no Porsches“. | |
Der Slogan ist eher ein Informationsangebot am Rande, genauso wie: „Keine | |
Gewalt im Grunewald“. Wir reagieren damit auf diese unsäglichen | |
Konfettiwürfe und Stickerattacken vom letzten Jahr. So viele | |
Beschädigungen! Das ging gar nicht! Um diese extremen Krawalle zu | |
befrieden, haben wir das „My-Gruni“ initiiert. | |
Die Leute im Grunewald wohnen hinter Zäunen und sind sehr scheu. Wie soll | |
der Kontakt gelingen? | |
Wir fahren die Politik der ausgestreckten Hand. Wir würden uns freuen, wenn | |
sie sich an dem Stadtteilfest beteiligen. Die Veranstaltung im letzten Jahr | |
hat ja schon einige Impulse gebracht. Die FDP hatte diesmal auch eine Demo | |
angemeldet, hat den Antrag aber leider wieder zurückgezogen. Aber es bewegt | |
sich was! | |
Was könnten die Anwohner tun? | |
Wir rufen dazu auf, die Gartentore zu öffnen, Würste vom Grill anzubieten | |
oder uns auf ein Glas Wein einzuladen. Das ist ja letztes Jahr von den | |
Grunewaldern selbst gekommen. | |
Wollen Sie auch bei Wolfgang Schäuble und anderen Prominenten | |
vorbeischauen, die dort wohnen? | |
Nein, wir adressieren niemanden persönlich. Unsere Botschaft richtet sich | |
an die gesamte Nachbarschaft. | |
Was ist die Botschaft? | |
Raus aus der Isolation, hin zu einem Verständnis von Gemeinschaft. | |
Umverteilung von Vermögen. Dafür, dass wir die Kultur in den Bezirk | |
bringen, hätten wir gern etwas vom materiellen Reichtum für die | |
Gesellschaft zurück. | |
Die Polizei hat entlang der Route Halteverbotsschilder aufgestellt. Ist das | |
ein Affront? | |
Wir haben selbst dazu aufgerufen, die dicken Autos aufs Grundstück zu | |
stellen, damit wir mit unserem Enteignungswagen und den Lautsprecherwagen | |
besser durchkommen. Auch viele Kinderwagen waren letztes Mal dabei und | |
RollstuhlfahrerInnen. Wir werden richtig viele sein. Die Straßen im | |
Grunewald sind ja sehr klein, weil die Häuser so groß sind. | |
Diesmal wird viel mehr Polizei da sein. | |
Das ist absolut überflüssig. Wir kommen in Frieden und versuchen noch | |
friedlicher zu sein als letztes Mal – was kaum geht. | |
29 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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