| # taz.de -- Linksradikale über Alternativ-Demo: „Anarchist*innen zum Anfasse… | |
| > Am Tag der Arbeit organisiert die anarchistische Gruppe „Schwarz-Roter 1. | |
| > Mai“ die Demo „MDMA – Mach das mal anders“ durch Hamburg-Harburg. | |
| Bild: So sah die „Revolutionären 1. Mai-Demo“ im Jahr 2018 aus | |
| taz: Auf der „Revolutionären 1. Mai“-Demo gab es im vergangenen Jahr einen | |
| anarchistischen Block. Warum haben Sie sich entschieden, dieses Jahr eine | |
| eigene Demo zu organisieren? | |
| Kim B.: Wir wollen die linke Szene nicht spalten. Sie ist zerstritten | |
| genug. Wir sind eine undogmatische Gruppe,und daran interessiert, einen | |
| gleichberechtigten solidarischen Austausch mit den verschiedensten linken | |
| Strömungen zu pflegen. Als Antinationalisten und Antiautoritäre äußern wir | |
| aber auch Kritik am Sozialismus, so wie er existiert hat, und wie ihn | |
| andere Gruppen haben wollen. Außerdem sehen wir unsere Sichtweisen auf der | |
| abendlichen Demo der antiimperialistischen Gruppe „Roter Aufbau“ nicht | |
| ausreichend vertreten. | |
| Braucht Hamburg ein anarchistisches Bündnis? | |
| Jede Stadt, jeder Stadtteil braucht eine anarchistische Bewegung. In den | |
| letzten Jahren haben wir uns in Harburg einigermaßen gefestigt. Im April | |
| haben wir jeden Samstag an einem Infostand in der Fußgängerzone über die | |
| Demo und uns informiert. Sozusagen Anarchist*innen zum Anfassen. Dabei | |
| haben wir viel Zuspruch erfahren. In Harburg wissen die Leute auch noch, | |
| wovon wir reden, wenn wir über Profitgier und prekäre Arbeit sprechen. | |
| Welche Debatten prägen die linke Szene in Hamburg? | |
| Es gibt natürlich diesen alten Konflikt zwischen Antideutschen und | |
| Antiimperialisten. Wir nehmen in diesem Konflikt keine Position ein, lehnen | |
| jedoch gewisse Auswüchse strikt ab. So richten wir uns eindeutig gegen | |
| jeden Antisemitismus. Es gibt einige Kleingruppierungen – damit meinen wir | |
| nicht den „Roten Aufbau“ – in denen Antisemitismus unter dem Deckmäntelc… | |
| von roten Fahnen und Solidarität mit Palästina verbreitet wird, bei denen | |
| Mackertum und Sexismus vorherrschen und sich auf Mao und Stalin bezogen | |
| wird. Auf solche autoritären Strukturen und Ideologien haben wir überhaupt | |
| keinen Bock. | |
| Sie meinen die Gruppe „Jugendwiderstand“ aus Berlin und „Revolutionäres | |
| Kollektiv“ aus Flensburg? | |
| Genau. Diese Leute haben bei uns nichts zu suchen und werden auch auf der | |
| Demo nicht toleriert. Außerdem tolerieren wir keine Parteilogos und keine | |
| Nationalfahnen. Wir glauben, dass sowohl Parteien als auch Nationen | |
| Konstrukte sind, die immer in einer ausgearteten Autorität enden. | |
| Wie unterscheiden sich Ihre Forderungen von denen des Deutschen | |
| Gewerkschaftsbundes (DGB)? | |
| Als linksradikale Gruppe ist uns der DGB zu weichgespült. Es fehlt uns die | |
| Kritik an den bestehenden Verhältnissen. Gerade im Stadtteil Harburg, der | |
| ja auch ein Arbeiter*innen Kiez ist, ist eine linksradikale Perspektive auf | |
| den Arbeitskampf nötig. | |
| Was erhoffen Sie sich von der Demonstration? | |
| Wir wollen eine kraftvolle und vor allem bunte Demo durchführen. Uns ist | |
| wichtig, dass die Demo offen für alle ist, denn wir sehen sie als Teil | |
| eines Versuchs, Anarchismus und Antiautoritarismus anschlussfähig werden zu | |
| lassen. Wir freuen uns vor allem darüber, dass wir durchs Phoenixviertel | |
| laufen können. Gerade da trifft man Menschen, die eben nicht, um auf | |
| Friedrich Merz Bezug zu nehmen, in Aktien anlegen können, um ihre | |
| Altersvorsorge zu treffen. | |
| 30 Apr 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Till Wimmer | |
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