| # taz.de -- Uploadfilter im Bundestag: Koalition beharrt auf EU-Entwurf | |
| > Der Versuch der Opposition, Uploadfilter noch zu stoppen, scheitert | |
| > erwartungsgemäß. Die Debatte liefert aber Material für den EU-Wahlkampf. | |
| Bild: Demonstration gegen die Reform des EU-Urheberrechts | |
| Berlin taz | Nicht einmal mit einer Ablehnung würdigte die Koalition am | |
| Donnerstagabend im Bundestag die Anträge von Linken und Liberalen. Beide | |
| Parteien hatten in ähnlich lautenden Drucksachen gefordert, die | |
| Bundesregierung möge der im [1][EU-Parlament beschlossenen | |
| Urheberrechtsrichtlinie] die Zustimmung verweigern. Gegen die Stimmen der | |
| Opposition wurde statt dessen die Überweisung der Anträge in Ausschüsse | |
| beschlossen. | |
| Mitten im beginnenden Europa-Wahlkampf bekommen Linke, Grüne und FDP so | |
| noch einmal eine Chance, sich [2][bei internetaffinen Jungwähler*innen] als | |
| netzpolitisch progressive Stimmen zu annoncieren. Insbesondere der SPD | |
| fällt die undankbare Rolle zu, gegen die erklärte Überzeugung ihrer eigenen | |
| Spitzenkandidatin, Katarina Barley, agieren und die inzwischen selbst bei | |
| CDU und CSU eher ungeliebte Richtlinie verteidigen zu müssen. | |
| Dabei hatte Petra Sitte (Linkspartei) nicht nur dem | |
| Bundestagsvizepräsidenten Hans-Peter Friedrich (CSU) mit ihrer | |
| Antragsbegründung ein Schmunzeln entlockt. „Der Koalitionsvertrag gilt – | |
| und Punkt.“ Mit einer gewissen Süffisanz unterbreitete Sitte Union und SPD | |
| das Angebot, ihrer Regierungsbank mal die Richtung zu weisen. Auch Grüne | |
| und FDP argumentierten, dass die Urheberrechtsrichtlinie im Wortlaut gegen | |
| den Koalitionsvertrag verstoße. | |
| ## Fragen bleiben offen | |
| Thorsten Frei (CDU) formulierte die direkte Erwiderung. Darin vertrat er | |
| die bekannte, nach heftiger öffentlicher Debatte gefundene Sprachregelung, | |
| dass die Richtlinie genügende Spielraum biete, Lösungen jenseits der viel | |
| kritisierten Uploadfilter zu finden. Frei betonte die Vorteile für | |
| Urheber*innen durch der Novellierung zu den aktuellen Regelungen. | |
| Letztlich wird Justizministerin Katarina Barley als anweisende | |
| Ressortchefin ihre Kolleg*innen also beauftragen, der Richtlinie, wie | |
| beschlossen, am 15. April im EU-Rat zuzustimmen. Wie die Nachrichtenagentur | |
| Reuters noch vor der Bundestagsdebatte berichtete, will Barley jedoch eine | |
| Protokollerklärung zur Bedingung machen. Darin soll, wenn auch nicht | |
| rechtsverbindlich, die Absicht der Bundesregierung festgehalten werden, | |
| „ohne das Instrument ‚Uploadfilter‘ auszukommen“. | |
| [3][Kritiker*innen überzeugen diese Versuche sicher nicht.] Wie schon vor | |
| der Abstimmung im EU-Parlament blieb auch in der Bundestagsdebatte die | |
| Frage unbeantwortet, welche anderen technischen Maßnahmen außer | |
| Uploadfiltern denn Schutz vor teurer Haftung bieten könnten. Die Idee, über | |
| den Umweg dieser Haftung, Lizensierungen zu erzwingen, die wiederum Geld in | |
| die Kassen der Urheberrechtsverwerter fließen lassen würden, wurde von | |
| Tabea Rößner (Grüne) als der falsche Hebel zur Regulierung der großen | |
| Internetplattformen beschrieben. Deren Marktbeherrschung zu brechen, sei | |
| ein wichtiges Anliegen, würde so aber nicht erreicht werden. | |
| 5 Apr 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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