| # taz.de -- Kolumne Geht's noch: Barley weiß nicht, was sie will | |
| > Bundesjustizministerin Katarina Barley ist gegen Upload-Filter. Aber für | |
| > die Reform, die diese mit sich bringt. Wie passt das zusammen? | |
| Bild: Justizministerin Barley ist für die Urheberrechtsreform. Upload-Filter w… | |
| Berlin taz | Es ist halt auch nicht einfach als SPD-Ministerin. Da will man | |
| einerseits den Koalitionspartner bei Laune halten. Aber auch die eigenen | |
| Genoss*innen nicht verdrießen. Und als EU-Wahlkämpferin möchte man | |
| europäische Mehrheitsbeschlüsse umsetzen. Aber dann sind da ja auch noch | |
| die Interessen der Bürgerin, uff, der Bürgerin, die auch immer irgendwas | |
| will und dann auch noch erwartet, dass man dem nachkommt. | |
| [1][Katarina Barley möchte, dass Deutschland der europäischen | |
| Urheberrechtsreform zustimmt.] Denn ohne das Abnicken durch die | |
| Mitgliedsstaaten ist der umstrittene Parlamentsbeschluss hinfällig. Als | |
| Justizministerin ist Barley weisungsbefugt für Deutschland. Im Klartext | |
| kann also die SPD-Spitzenkandidatin für Europa verhindern, dass eine | |
| Richtlinie kommt, die viele SPD-Abgeordnete in Europa nicht wollten. Ohne | |
| ein deutsches Pro wäre eine Mehrheit im EU-Rat unwahrscheinlich, heißt es. | |
| Stattdessen will Barley, dass Deutschland Ja sagt, aber eine | |
| Protokollerklärung zur Richtlinie hinzufügt: Man wolle sich bei der | |
| Umsetzung der Regel „von dem Ziel leiten lassen, ohne das Instrument | |
| ‚Upload-Filter‘ auszukommen.“ Blöd nur: Artikel 17 der Urheberrechtsrefo… | |
| sieht vor, dass Internetfirmen gegen Urheberrechtsverstöße auf ihren | |
| Plattformen vorgehen. Ohne Uploadfilter ist das [2][nach Meinung von | |
| Expert*innen kaum möglich]. | |
| Es werden schlicht zu viele Videos, Songs und Memes hochgeladen, als dass | |
| irgendein schwitzender Sachbearbeiter mit Halbglatze im Facebook-Büro die | |
| händisch prüfen könnte. Barley betont, es gehe ihr um die Kreativen, was ja | |
| auch sinnvoll ist in der klassischen Künstlerpartei SPD. [3][Aber auch | |
| Alternativen zum Upload-Filter], wie die von der CDU vorgeschlagene | |
| Lizenzlösung, sind nicht ihres. Was Barley will? Man weiß es nicht. | |
| Vor allem geht nicht so recht durch den gedanklichen Upload-Filter, wieso | |
| Barley die Reform mitgetragen hat, wenn ihr praktische Folgen daraus nicht | |
| passen. Kompromisse sind demokratisch, aber manche Kompromisse sehen | |
| schlicht aus wie Niederlagen. Es erinnert an ein Elternteil, das den | |
| Süßkram nicht rausrückt, das greinende Kind aber verschwörerisch ankumpelt: | |
| „Ich würde dir den Schokoriegel ja kaufen, aber du weißt, dass Mama das | |
| nicht will.“ | |
| Oder, wie Katarina Barley es womöglich formulieren würde: „Bei der | |
| Umsetzung der Regel will ich mich von dem Ziel leiten lassen, ohne das | |
| Instrument Vollmilch-Nuss-Filter auszukommen.“ | |
| 5 Apr 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Finn Holitzka | |
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