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# taz.de -- Kommentar Vorgeburtliche Bluttests: Downsyndrom ist keine Krankheit
> Die Kostenübernahme von Bluttests wäre ein fragwürdiges Signal. Nicht die
> Beeinträchtigung ist das Problem, sondern fehlende Inklusion.
Bild: Aktivistin Natalie Dedreux nimmt an der Berliner Demo im Vorfeld der Bund…
Frauen müssen das Recht haben, über ihre Körper selbst zu entscheiden. Sie
brauchen freien Zugang zu Verhütungsmitteln, Informationen und ÄrztInnen.
Die Möglichkeit des Schwangerschaftsabbruchs sollte in einer emanzipierten
Gesellschaft Menschenrecht sein und damit zur legalen medizinischen
Grundversorgung gehören. Ist ein Mensch mit Uterus schwanger, ist es
allerdings nicht Aufgabe des Staates, die Entscheidung zu beeinflussen, ob
die Schwangerschaft ausgetragen werden sollte – sondern die Entscheidung
bestmöglich zu unterstützen, wie auch immer sie ausfällt.
Dazu zählt in einem ersten Schritt das klare Signal, dass jede
Schwangerschaft willkommen ist. Das gilt für Frauen, die einen Fötus ohne
Auffälligkeit austragen, genauso wie für diejenigen, bei deren Föten
[1][etwa mit vorgeburtlichen Bluttests] eine Auffälligkeit wie Downsyndrom
diagnostiziert wird. Der Bundestag hat heute darüber debattiert, ob
entsprechende Tests für bestimmte Schwangere Kassenleistung werden sollten.
Doch das wäre ein fragwürdiges Signal.
Downsyndrom ist keine Krankheit, sondern eine Normabweichung. Doch in einer
leistungsorientierten Gesellschaft ist für Ausnahmen von der Regel wenig
Platz. Kinder mit Beeinträchtigung werden strukturell diskriminiert,
weshalb auch ihre Eltern oft kämpfen müssen. Kitas und Schulen sind längst
nicht inklusiv, [2][genauso wenig wie der Arbeitsmarkt]. Ein Leben mit
Beeinträchtigung ist oft deshalb schwer, weil die Rahmenbedingungen schwer
sind. Dass die Frage überhaupt gestellt wird, ob man eine Schwangerschaft
austrägt, an deren Ende die Geburt eines Kindes mit Downsyndrom steht, ist
Ausdruck dieser Probleme.
Die Tests sind bezahlbar. Wenn eine Frau in Folge ihre Schwangerschaft
abbricht, sollten ihr keine Vorhaltungen gemacht werden. Doch die Politik
sollte den Test nicht als selbstverständlich hinstellen. Das Recht von
Frauen auf die Entscheidung über ihre Körper und die gesellschaftliche
Akzeptanz für Menschen mit Behinderung dürfen nicht gegeneinander
ausgespielt werden. Es braucht beides.
12 Apr 2019
## LINKS
[1] /Test-auf-Downsyndrom-bei-Schwangeren/!5583826
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## AUTOREN
Patricia Hecht
## TAGS
Leben mit Behinderung
Trisomie 21
Bundestag
Alzheimer
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